Dekartellierung

Dekartellierung

Dekartellierung (amerikanisierend: ‚Dekartellisierung’)[1] ist eine staatliche Politik zur Auflösung von Kartellstrukturen in der Wirtschaft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Begriff ‚Dekartellierung‘ unbekannt. In der europäischen Wirtschaft war – in aufbauender Weise – die Kartellierung[2] oder Kartellbewegung wirksam. Zersetzungserscheinungen oder abbauende Maßnahmen wurden mit Kartellbruch, Kartellauflösung oder Kartellverbot bezeichnet. In den USA gab es die Antitrust-Gesetzgebung.

Der Begriff der ‚decartelization‘ kam während des Zweiten Weltkriegs auf als ein politisches Programm der USA zur weltweiten Zerschlagung von Kartellstrukturen. Insbesondere die Kriegsgegner Japan und Deutschland sollten wirtschaftlich umgestaltet werden.

Umsetzung in Deutschland

Für Deutschland, das als Kernland des „cartelism“ erkannt wurde, war im Potsdamer Abkommen vom Juli 1945 beschlossen worden: “[…] the German economy shall be decentralized for the purpose of eliminating the present excessive concentration of economic power as exemplified in particular by cartels, syndicates, trusts and other monopolistic arrangements.”[3]

Im Zuge dieser Politik wurden Großkonzerne wie die I.G. Farben und die Vereinigten Stahlwerke zerschlagen. Das Bankensystem wurde entflochten.

Maßnahmen zur Unterdrückung unternehmerischer Kooperationen, also echter Kartelle, ergänzten die Veränderung der Konzernstrukturen und Beteiligungsverhältnisse.

Umsetzung im Ausland

In Japan wurden Ende der 1940er Jahre die Zaibatsu, marktmächtige Konzern-Konglomerate, aufgelöst.

Die USA betrieben in der westlichen Welt eine umfangreiche Propagandaarbeit für ihr neoliberales Wirtschaftssystem. U.a. in Frankreich führte dies zeitweilig zu einer erheblichen Verstimmung über diese Versuche einer Bevormundung.

Literatur

  • Cahn-Garnier, Fritz: Dekartellierung der Banken, in: Deutsche Finanzwirtschaft, Bd. 1.1947, 6, S. 9–14.
  • Dilley, Charles A.: Ziele des Dekartellisierungs-Programms [Übersetzung aus dem Englischen], in: Der Wirtschaftspiegel, Bd. 2, 1947, S. 428–430.
  • Freyer, Tony A.: Antitrust and global capitalism 1930–2004. New York 2006.
  • Günther, Eberhard, Dekartellierung, in: Hans J. Schlochauer, et alii (Hrsg.), Wörterbuch des Völkerrechts, Bd. 1, Berlin 1960, S. 321-324.
  • Maddox, Robert Franklin: The War within World War II. The United States and International Cartels, Westport 2001.
  • Merrill, Dennis (Hrsg.): Documentary history of the Truman presidency. Vol. 3: United States policy in occupied Germany after World War II: denazification, decartelization, demilitarization, and democratization, Bethesda/Md. 1995.
  • Schröter, Harm G.: Kartellierung und Dekartellierung 1890 – 1990. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 81 (1994),4, S. 457–493.
  • Tamplin, Mary: Decartelisation: the final rounds, in: Cartel, Bd. 3.1953, Nr. 3, S. 82–88.
  • Wells, Wyatt C.: Antitrust and the Formation of the Postwar World. New York 2002.

Einzelnachweise

  1. Gemäß Duden zulässig und sogar häufiger. Deutsche Lexika unterstützen jedoch üblicherweise den Terminus Dekartellierung als Kompositum zu Kartellierung. Etwa Gablers Wirtschaftslexikon. Eintrag 'Dekartellierung', http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/dekartellierung.html
  2. Die Variante ‚Kartellisierung‘ ist selten.
  3. Protocol of the Proceedings of the Berlin (Potsdam) Conference, July 17-August 2 1945, Conclusions, in: Homepage Yale Law School, http://avalon.law.yale.edu/20th_century/decade17.asp, 12. März 2011.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dekartellierung —   [französisch], Auflösung von wirtschaftlichen Unternehmenszusammenschlüssen, die auf Wettbewerbsbeschränkung ausgerichtet sind. Entflechtung …   Universal-Lexikon

  • Dekartellierung — Auflösung wirtschaftlicher Unternehmenszusammenschlüsse, die auf Wettbewerbsbeschränkungen ausgerichtet sind. Die 1945 durch das Potsdamer Abkommen eingeführte D. sollte die übermäßige Konzentration der Wirtschaftsmacht, bes. durch Kartelle,… …   Lexikon der Economics

  • Dekartellierung — De|kar|tel|lie|rung die; , en: svw. ↑für Dekartellisierung …   Das große Fremdwörterbuch

  • Friedrich Flick — (* 10. Juli 1883 in Ernsdorf (Siegerland); † 20. Juli 1972 in Konstanz) war ein deutscher Unternehmer und ein im Flick Prozess zu 7 Jahren Haft verurteilter Kriegsverbrecher. Friedrich …   Deutsch Wikipedia

  • Flick-Konzern — Friedrich Flick als Angeklagter während der Nürnberger Prozesse (1947) Friedrich Flick (* 10. Juli 1883 in Ernsdorf; † 20. Juli 1972 in Konstanz) war ein deutscher Unternehmer und verurteilter NS Kriegsverbrecher. Nach beiden Weltkriegen wurde er …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Deutschlands — Die Geschichte Deutschlands beginnt nach herkömmlicher Lesart mit der Entstehung eines deutschen Königtums im 10. Jahrhundert. Dieses berief sich auf die Tradition des fränkischen Reiches. Die Bewohner waren Nachfahren von Germanen, Kelten und im …   Deutsch Wikipedia

  • Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen — Basisdaten Titel: Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen Kurztitel: Kartellgesetz nichtamtl. Abkürzung: GWB Art: Bundesgesetz Geltungsbereich …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Film — Die deutsche Filmgeschichte ist Teil der internationalen Filmkultur. Sie reicht von technischen Pioniertaten über die frühen Kinokunstwerke des Stummfilms bis zu nationalsozialistischen Hetzstreifen, unverfänglichen Heimatfilmen und zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Metzner — (* 15. August 1888 in Königshütte/Oberschlesien; † nach 1963) war ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, Kartellsachverständiger und Verbandsfunktionär. Inhaltsverzeichnis 1 Beruflicher Werdegang 2 Wirkung 3 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Isay — (* 1886 in Trier; † 14. April 1956 in Bonn) war ein deutscher Jurist, Patentanwalt und Kartellfachmann. Inhaltsverzeichnis 1 Beruflicher Werdegang 2 Wirkung 3 Schriften …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”