- Der durstige Mann
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Das als „Der durstige Mann” (dänisch Den tørstige mand) bekannte Plakat „Tuborg-Øl” (deutsch Tuborg-Bier) stammt von dem dänischen Maler und Illustrator Erik Henningsen (1855-1930)[1], der das Bild im Jahr 1900 im Rahmen eines Plakatwettbewerbs für die einst eigenständige dänische Brauerei Tuborg erstellte. Das Plakat, das seit über einem Jahrhundert weit über Dänemarks Grenzen hinaus bekannt ist, gilt als Hauptwerk unter den bierwerbenden Plakaten, die um die Jahrhundertwende entstanden. Eine unsignierte Lithografie wird heute im dänischen Designmuseum in Kopenhagen, das über die älteste Plakatsammlung des Landes verfügt, aufbewahrt.[2][3]
Plakatwettbewerb
Aus Anlass des 25jährigen Jubiläums der Biermarke Tuborg-Øl führte Tuborg im Februar 1900 einen Plakatwettbewerb durch, bei dem Künstler aufgerufen wurden, ein „dekoratives Werbeplakat” samt Bieretikett zu erstellen.[2] Als Prämie wurden 10.000 dänische Kronen ausgelobt, eine für damalige Verhältnisse verlockende Summe, die zu einer regen Teilnahme am Wettbewerb führte. Die Brauerei setzte dafür eine dreiköpfige Jury ein, die aus namhaften Kunstkennern bestand, darunter waren der Maler Johan Rohde, der Formschneider Frederik Hendriksen und der künstlerische Apotheker Alfred Benzon. Unter den zahlreich eingereichten Entwürfen, die im Mai 1900 öffentlich in der Frederiksborggade im Zentrum Kopenhagens ausgestellt wurden, befanden sich auch Werke von Malern wie Peder Klint, Mogens Ballin und Sigurd Swane.[3]
Die Siegerprämie ging an den Maler Jens Ferdinand Willumsen, dessen Vorschlag einen biertrinkenden Arbeiter in einem gelben Hemd vorsah. Doch der Geschäftsführer von Tuborg, Benny Dessau, zog das Werk von Henningsen, der das Bild zunächst als Ölgemälde erschuf, den anderen vor und brachte es in die Produktion.[3] Mit den Worten „Kunstverstand habe ich keinen, aber das Plakat, das ist es”, begründete damals Dessau seine Entscheidung.[4]
Beschreibung und Geschichte des Bildes
In einer Einöde wird ein korpulenter rotbäckiger Herr abgebildet, der den Eindruck vermittelt, in brütender Hitze zu schwitzen. Das Motiv soll Verständnis für den durstigen Mann wecken, indem es keine „sofortige Aussicht auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse” gibt.[2] Vermutlich standen ein oder mehrere Personen Modell zu dem Bildnis. Doch die Idee zu dem Motiv, die die dargestellte Situation mit Hintergrund sowie besondere Positur und Kleidung des Mannes einschließt, holte sich Henningsen aus einer Zeichnung, die 1893 in der deutschen Wochenschrift Fliegende Blätter veröffentlicht wurde. Lediglich das Geländer, an dem sich der durstige Mann anlehnt, beruht auf einer Eingebung des Malers.[3]
Entgegen damaliger Konventionen, beworbene Waren zur Schau zu stellen, kommt das Plakat ohne Hinweise zum Sortiment, Verpackung, Geschmack oder Farbe des Produktes aus. Henningsen minimierte seine Aussage auf die Situation des Durstes und verzichtete darauf, die Flasche abzubilden. Im Bild sind nicht einmal ein schäumendes Bier, eine zuprostende Geste oder gar ein Lichtblick enthalten, der dem Mann Abhilfe verschaffen könnte. Dadurch, das die Situation keinen Abschluss findet, wird Mitleid beim Betrachter erzeugt.[3]
Die zeitlose Darstellungsweise, bezeichnend für die Epoche des Naturalismus, trug entscheidend dazu bei, dass das Plakat bis in die Gegenwart seine Aktualität bewahren konnte. Um Werbekampagnen auf dem globalen Markt zu stärken, veranstaltete Tuborg in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitere große Plakatwettbewerbe, aus denen jedoch kein Klassiker wie Henningsens durstiger Mann hervorging.[3]
Einzelnachweise
- ↑ Den Store Danske: Erik Henningsen. Abgerufen am 10. Januar 2011 (dänisch)
- ↑ a b c Kunstindustrimuseet: Den danske plakat 1890-1945 - Erik Henningsen 1855-1930. Abgerufen am 10. Januar 2011 (dänisch)
- ↑ a b c d e f Lars Dybdahl; Kunstbogklubben (Hrsg.): Den Danske Plakat. 1. Auflage. Borgens Forlag, Kopenhagen 1994, ISBN 87-7807-311-1, S. 201 ff. (dänisch).
- ↑ Tuborg: Tuborgs Historie - År 1900. Abgerufen am 10. Januar 2011 (dänisch)
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