Der Sozialdemokrat

Der Sozialdemokrat
Der Sozialdemokrat
Erstausgabe der Zeitung Der Sozialdemokrat
Beschreibung Sozialdemokratische Zeitung
Fachgebiet Sozialismus, Kommunismus
Sprache deutsch
Verlag A. Herier (Zürich)
Erstausgabe 28. September 1879
Einstellung 1890
Erscheinungsweise Wöchentlich
Verkaufte Auflage (Unbekannt) 5.000 (1883) Exemplare
Chefredakteur Georg von Vollmar&nbsp(1879-81), Eduard Bernstein&nbsp(1881-90)
Herausgeber Paul Singer

Der Sozialdemokrat war von 1879 bis 1890 eine der bedeutendsten international erschienenen deutschsprachigen sozialistisch-sozialdemokratischen Zeitungen.

Nach der Inkraftsetzung des repressiven Sozialistengesetzes im deutschen Kaiserreich (1878) war sie während dessen Geltungsdauer das Hauptorgan der deutschen Sozialdemokratie. Die Zeitschrift wurde von Paul Singer zunächst ab September 1879 in Zürich, danach von 1888 bis 1890 in London herausgegeben. In Deutschland wurde Der Sozialdemokrat illegal verbreitet. Darüber hinaus richtete er sich im Wesentlichen an Sozialisten im Exil - vor allem in der Schweiz, in Frankreich und Großbritannien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgänger von „Der Sozialdemokrat“ war die von Wilhelm Liebknecht und Wilhelm Hasenclever 1876 gegründete Zeitschrift Vorwärts, das Zentralorgan der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP). Durch das Sozialistengesetz wurde der Vorwärts im Oktober 1878 verboten. Bis zur Gründung des „Sozialdemokrat“ im September 1879 gaben einzelne geflohene führende Sozialdemokraten Blätter heraus. So gab es die „Lanterne“ von Karl Hirsch (1841-1900), abgeleitet von Henri RochefortsLanterne“. Vor allem aber war Der Sozialdemokrat als offizielle Parteizeitung konzipiert um eine Alternative zu der radikal-sozialdemokratischen, später anarchistischen Zeitschrift Freiheit von Johann Most zu bieten und um der „Freiheit“ die „Meinungsführerschaft“ der Sozialdemokraten streitig zu machen.[1]

Liebknecht, Reichstagsabgeordneter und einer der Gründerväter der parteipolitisch organisierten Sozialdemokratie in Deutschland und Europa, war maßgeblich an der Gründung von „Der Sozialdemokrat“ beteiligt. Der Herausgeber des Sozialdemokrat, Paul Singer war in London aktiv als Kontaktperson zwischen der Parteileitung, Karl Marx und Friedrich Engels tätig.[2]

Das Blatt erschien im September 1879 im Zürcher Exil unter dem Titel „Der Sozialdemokrat“. Verantwortlich für die Redaktion zeichnete zunächst Georg von Vollmar und 1881 dann Eduard Bernstein. 1883 hatte das Blatt eine Auflage von 5.000.[3] Ab 1886 konnte das Blatt nicht mehr im Abonnement aus dem Ausland bezogen werden. Dem Mitgründer der SAP, Julius Motteler, war es zu verdanken, dass die Zeitschrift durch die illegale Rote Feldpost über die Grenzen geschmuggelt wurde [4] [5]. Im April 1888 wurde Verwaltung und Redaktion auf Drängen der deutschen Regierung aus der Schweiz ausgewiesen. Schweizer Sympathisanten sicherten solange das weitere Erscheinen bis das Blatt ab 1. Oktober 1888 in London erscheinen konnte.[3] Im Januar 1890 stellte die Vossische Zeitung fest, dass trotz eines großen Spitzeleinsatzes der „Sozialdemokrat“ überall im Reich Verbreitung fand und somit der Kampf der preußischen Polizei gescheitert war.[3]

Nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes zum Oktober 1890 stellte „Der Sozialdemokrat“ sein Erscheinen ein. Die Zeitschrift „Vorwärts“ wurde unter der Chefredaktion Wilhelm Liebknechts wieder neu aufgelegt, und war fortan das Parteiorgan der von SAP in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) umbenannten Partei.

Artikel in Der Sozialdemokrat (Auswahl)

28. September 1879 Erstausgabe des Sozialdemokrat in Zürich mit dem Hinweis, dass die Zeitung der „Freiheit“ die Anhängerschaft der Sozialdemokraten streitig machen sollte.
19. + 22. August 1882 Über die Parteikonferenz in Zürich. Um die Rolle und Schreibweise der Zeitschrift diskutierten 16 Vertreter der SAP
22. März 1883 Erstveröffentlichung von Friedrich Engels über „Das Begräbnis von Karl Marx“
03. + 17. Mai 1883 F. Engels „Zum Tode von Karl Marx“
22. Januar 1885 „Züricher Resolution“ in Nr. 4, von vielen sozialdemokratischen Organisationen im In- und Ausland unterstützt.
21. April 1885 Nach internen Auseinandersetzungen zwischen Fraktion und Redaktion Beschluss auf einer gemeinsamen Sitzung, dass Der Sozialdemokrat als „Organ der Gesamtpartei“ gilt.
13. September 1890 F. Engels an die Bewegung der Jungen: „Antwort an die Redaktion der Sächsischen Arbeiterzeitung“ [6] [7].

Archive

  • „Eduard Bernstein Papers“, „Hrsg.: von Der Sozialdemokrat. Briefe und Kampfgedichte. Im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG).
  • Originalbestand im IISG, (Signaturkürzel 1/JMAB): „Dokumente und Korrespondenzen betrifft den Sozialdemokrat und Parteiangelegenheiten“; „Materialsammlungen für das Parteiarchiv betrifft v.a. Sozialistengesetze und deren Folgen“. „Weitaus umfangreicher ist dagegen der unter B.III (DER SOZIALDEMOKRAT) inventarisierte Bestand aus der Tätigkeit Mottelers als Leiter der Expedition des zuerst in Zürich, dann in London erscheinenden und in Deutschland illegal vertriebenen SOZIALDEMOKRAT“.

Weiterführende Literatur

  • Detlef Lehnert: Sozialdemokratie. Zwischen Protestbewegung und Regierungspartei 1848−1983. Frankfurt, 1983. ISBN 3-518-11248-1
  • Horst Bartel (Bearbeitung), Der Sozialdemokrat: 1879 − 1890. Ein Beitrag zur Rolle des Zentralorgans im Kampf der revolutionären Arbeiterbewegung gegen das Sozialistengesetz. Akademie der Wissenschaften der DDR. Zentralinstitut für Geschichte. Dietz Verlag, Berlin (Ost) 1975. Online verfügbar: in der (DNB).
  • Brigitte Germershaus, Karl-Heinz Germershaus: Der Beitrag des Zentralorgans „Der Sozialdemokrat“ in der Wirkungsgeschichte des Marxismus. Pädagogische Hochschule, Hochschulschrift, Dissertation A. Erfurt, Mühlhausen 1986. Online verfügbar in der DNB.
  • Joseph Belli (Hrsg.), Die rote Feldpost unterm Sozialistengesetz. Dietz Verlag, Berlin/Bonn 1978. 9. Auflage. ISBN 3-8012-0029-9 Online verfügbar in der DNB
  • Horst Bartel, Die richtungweisende Hilfe von Karl Marx und Friedrich Engels für die Zeitung „Der Sozialdemokrat“ im Kampf um die revolutionäre Einheit der Partei in der Periode des Sozialistengesetzes. Verlag, Erscheinungsort o.A., 1956. Online verfügbar in der DNB

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Veröffentlicht in Radikal Nr. 163, 2. Juni 2010. Abgerufen am 11. Oktober 2010
  2. Susanne Eckelmann: Tabellarischer Lebenslauf von Paul Singer im LeMO (DHM und HdG)
  3. a b c Kurt Koszyk/Gerhard Eisfeld: „Die Presse der Deutschen Sozialdemokratie“, Bonn 1966, S. 10.
  4. Veröffentlicht in Vorwärts Nr. 6, 2003. Autor: Horst Heimann. Abgerufen am 11. Oktober 2010
  5. Friedrich Ebertstifung. Über Julius Motteler. Abgerufen am 11. Oktober 2010
  6. Erstveröffentlichungen von F. Engels in Der Sozialdemokrat. Abgerufen am 11. Oktober 2010
  7. „Geschichte von unten“. Siehe hierzu die Abschnitte: „Anfänge des Anarchismus (1878−1887)“; „Dampfersubventionsstreitt 1884/1885“ und „Bewegung der Jungen 1887−1891“. Abgerufen am 11. Oktober 2010

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