Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V.
DGNB-Logo seit 2007
Typ eingetragener Verein (e. V.)
Gründung 25. Juni 2007
Sitz Berlin (Verein), Stuttgart (Geschäftsstelle)
Personen

Präsidium: Manfred Hegger (Präsident), Werner Sobek, Bernhard Bürklin (Vizepräsidenten); Geschäftsführung: Christine Lemaitre (Geschäftsführerin), Johannes Kreissig (Stellv. Geschäftsführer)

Aktionsraum International
Freiwillige ca. 320
Mitglieder 871 (Juni 2010)
Website www.dgnb.de

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V., (DGNB), englisch German Sustainable Building Council ist eine Non-Profit- und Non-Governmental-Organisation, deren Aufgabe es ist, Wege und Lösungen für nachhaltiges Planen, Bauen und Nutzen von Bauwerken zu entwickeln und zu fördern.

Im Zentrum ihrer Arbeit stehen der Auf- und Ausbau eines Zertifizierungssystems für nachhaltige Bauten sowie die Vergabe eines Zertifikats in den Qualitätsstufen Gold, Silber und Bronze. Die Gesellschaft wurde 2007 von 40 Organisationen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft gegründet. [1] Nach eigenen Angaben hat die Gesellschaft im Juni 2010 rund 870 Mitglieder bzw. Mitgliedsorganisationen.

Jedes Jahr veranstaltet die DGNB den internationalen Kongress Consense, auf dem Fragen und Entwicklungen im Bereich des nachhaltigen Bauens diskutiert werden. Der Kongress wird von einer Fachmesse begleitet.[2]

Mitglieder sind Architekten, Ingenieure, Bauunternehmen und Bauausführende, Hersteller von Bauprodukten, Investoren, Bauherren, Eigentümer, Projektsteuerer, Betreiber, Ver- und Entsorgungsunternehmen, Mitglieder der Öffentlichen Hand und NGOs, Vertreter aus Wissenschaft und Prüfinstituten. Dazu gehören Allmann Sattler Wappner, Arup, Audi, BASF, Bayer MaterialScience, Behnisch Architekten, Callwey Verlag, Deutsche Amphibolin-Werke, Deutsche Bank, Hascher Jehle Architektur, Hochtief, Rewe Group, Schüco, Sauerbruch Hutton.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Wurzeln und Leitbild

Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung gehören zu den Leitbildern der heutigen Gesellschaft. Zusammengefasst formulieren diese Begriffe Handlungsprinzipien für einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen unserer Umwelt. Nachhaltige Entwicklung ermöglicht, dass die heutige Generation ihre Bedürfnisse befriedigen kann, ohne die Ansprüche kommender Generationen einzuschränken (ausführliche Definition im Brundtland-Bericht).

Die Bau- und Immobilienwirtschaft sieht sich in der Verpflichtung zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft einen wichtigen Beitrag zu leisten, denn Gebäude verbrauchen nicht nur einen hohen Anteil natürlicher Ressourcen, sondern sie verursachen auch fast 40% der weltweiten CO2-Emissionen. Ziel des nachhaltigen Bauens ist es, Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu entlasten, die Qualität und den Wert von Gebäuden zu sichern sowie Bauwerke mit einem hohen sozialen Nutzen zu schaffen. Ökologische, ökonomische und soziale Ziele sollen im nachhaltigen Bauen gleichberechtigt berücksichtigt und umgesetzt werden. Hierfür wird der gesamte Lebenszyklus des Bauwerks, von der Planung bis zum Rückbau (Abbruch) betrachtet.

Arbeit und Ziele

Vor dem Hintergrund, Planung, Bau und Betrieb von nachhaltigen Gebäuden voranzutreiben, gründeten Vertreter aus der Bau- und Immobilienwirtschaft im Juni 2007 die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. Die DGNB fördert den Austausch von Informationen, Wissen und Erfahrungen über nachhaltige Architektur und bildet Auditoren für das DGNB-Zertifizierungssystem aus.

In ihrer Satzung verpflichtet sich der gemeinnützige Verein, der Allgemeinheit zu dienen und Wissenschaft und Forschung im Bereich Nachhaltigkeit zu unterstützen. Zusammen mit ihren Mitgliedern entwickelt die Gesellschaft das DGNB Zertifikat kontinuierlich weiter, welches als Qualitätszeichen für nachhaltige Gebäude verliehen wird

Mitglieder

Die Mitglieder der DGNB stammen aus den Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft: Architekten, Ingenieure, Vertreter der Bauindustrie, des öffentlichen Sektors und aus Nicht-Regierungsorganisationen sowie Investoren und Wissenschaftler. Mitglieder und Interessierte haben die Möglichkeit in Arbeitsgruppen mitzuwirken, in denen das DGNB Zertifizierungssystem weiterentwickelt wird. Zurzeit sind mehr als 320 ehrenamtliche DGNB Mitglieder aus unterschiedlichen Bereichen des nachhaltigen Bauens damit beschäftigt, das Zertifikat für verschiedene Nutzungsprofile auszubauen.

Organe

Mitgliederversammlung

Mindestens einmal im Jahr kommen die Mitglieder zur Mitgliederversammlung zusammen, in der sie ihr Mitbestimmungsrecht ausüben. Dazu gehört u.a. die Wahl des Präsidiums sowie die Verabschiedung des Haushaltsplans oder Satzungsänderungen.

Präsidium

Das Präsidium wird durch die Mitglieder der DGNB gewählt. Es repräsentiert die DGNB nach Außen und vertritt die Meinungen und Interessen gegenüber Dritten. Die Mitglieder des Präsidiums unterstützen und beaufsichtigen unterschiedliche Fachthemen innerhalb der DGNB. Sie sitzen den einzelnen Ausschüssen vor.

Das Präsidium ist zuständig für die Berufung und Abberufung von Ausschüssen. Es stellt Beiräte auf und benennt deren Mitglieder. Es bereitet mit Unterstützung der DGNB Geschäftsstelle die Mitgliederversammlung vor und setzt die dort gefällten Beschlüsse um. Letztlich prüft und veranlasst es den Haushaltsetat sowie die Geschäftsberichte der DGNB. Es kümmert sich um alle Aufgaben rund um die Berufung, die Abberufung und Kontrolle der Geschäftsführung bis hin zum Abschluss von Anstellungsverträgen für die Geschäftsführung.

Geschäftsstelle

Die Geschäftsstelle in Stuttgart organisiert alle operativen Tätigkeiten der DGNB wie u. a. die Durchführung der Zertifizierungsprozesse und die Ausbildung zum Auditor. Zusätzlich steuert sie den gesamten Zertifizierungsprozess von der Projektanmeldung bis zur Zertifikatsverleihung und unterstützt das Präsidium bei der Durchführung der Mitgliederversammlung sowie die Ausschüsse bei deren Tätigkeit.

Verschiedene

Für die inhaltlichen Aktivitäten und die Qualitätssicherung sind Zertifizierungsausschuss, Zulassungs- und Prüfungsausschuss und Fachausschuss sowie verschiedene Beiräte verantwortlich.

Zertifizierungssystem

Eine der Hauptaufgaben der DGNB ist die Vergabe des Zertifikats für nachhaltige Gebäude. Damit werden Bauten ausgezeichnet, die umweltfreundlich, ressourcenschonend, funktional und behaglich sind und sich in ihr sozio-kulturelles Umfeld integrieren. Das Zertifizierungssystem der DGNB gilt als praxisnahes Instrument, da es aus der Bau- und Planungspraxis heraus entwickelt wurde.

Methodik

Bei der Bewertung eines Gebäudes bezieht das DGNB Zertifikat nicht nur ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Aspekte mit ein. Insgesamt wurden sechs Themenfelder definiert, die bei Planung und Bau eines nachhaltigen Bauwerks berücksichtigt werden müssen:

  • Ökologische Qualität
  • Ökonomische Qualität
  • Sozio-kulturelle Qualität
  • Technische Qualität
  • Prozessqualität
  • Standortqualität (geht nicht in die Gesamtbewertung der Gebäudequalität ein)

Jedes Themenfeld beinhaltet spezielle Kriterien, die je nach Nutzungsprofil (abhängig von Bauwerkstyp, Neubau oder Bestandsbau) mit unterschiedlicher Gewichtung in die Gesamtbewertung einfließen. Grundsätzlich betrachtet das DGNB Zertifikat den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks. Je früher diese Kriterien in der Planungsphase berücksichtigt werden, desto konsequenter kann die zu erreichende Qualität eines Bauwerks beeinflusst werden. Je nach Erfüllung der definierten Anforderungen erhält das Gebäude eine Auszeichnung in Bronze (ab einem Gesamterfüllungsgrad von 50 %), Silber (ab einem Gesamterfüllungsgrad von 65 %) oder Gold (ab einem Gesamterfüllungsgrad von 80 %).

Nutzungsprofile

Das Zertifizierungssystem wird kontinuierlich für unterschiedliche bauliche Nutzungen (Nutzungsprofile) und Varianten weiterentwickelt. Bislang standen vor allem Neubauten im Fokus des Zertifizierungssystems. Zertifikate für neue Büro- und Verwaltungsbauten, Industrie- und Handelsbauten sowie Bildungs- und Wohngebäude (mehr als 6 Wohneinheiten) sind verfügbar. Für modernisierte Bestandsgebäude der Nutzungsart Büro- und Verwaltungsgebäude steht ebenfalls das erste Nutzungsprofil zur Verfügung.

Bevor ein neues Nutzungsprofil entsteht, durchläuft es diverse Entwicklungsphasen. Zunächst werden in Vorbereitungsgruppen die Grundlagen für ein mögliches neues Nutzungsprofil geschaffen, wenn hierfür am Markt ein Bedarf festgestellt wurde. Die zuständigen DGNB Gremien prüfen diese Grundlagen. Sind die Anforderungen für ein neues Nutzungsprofil erfüllt, beginnt die eigentliche Entwicklung des neuen Nutzungsprofils. In den Arbeitsgruppen, bestehend aus etwa 20 ehrenamtlichen DGNB Mitgliedern, wird u.a. untersucht, welche Kriterien aus dem Kernsystem übernommen werden können und welche neu erarbeitet werden müssen. Ist ein neues Nutzungsprofil fertig, wird es in der Pilotphase an konkreten Projekten auf Praxistauglichkeit überprüft

Internationale Anwendung

Weltweit existieren verschiedene Zertifizierungssysteme, mit denen die Nachhaltigkeit eines Gebäudes bewertet werden kann, z. B. LEED in den USA, BREEAM in Großbritannien, HQE in Frankreich oder CASBEE in Japan. Das weit verbreitete LEED und die anderen Systeme bewerten jedoch vor allem die ökologische Nachhaltigkeit eines Gebäudes, d.h. sie zertifizieren, wie umweltfreundlich und ressourcenschonend ein Gebäude ist. Das DGNB Zertifikat geht in der Bewertung darüber hinaus und bezieht neben dem vollständigen Lebenszyklus eines Gebäudes im Sinne der Nachhaltigkeit ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Faktoren mit ein und berücksichtigt auch technische sowie Prozess- und Standortqualität.

Das DGNB Zertifikat lässt sich an veränderte technische und gesellschaftliche Entwicklungen anpassen und bezieht auch länderspezifische Unterschiede wie klimatische Bedingungen oder gesetzliche und bauliche Vorgaben in die Bewertung ein. In Zusammenarbeit mit Non-Profit- und Non-Governmental-Organisationen im Ausland wird das DGNB Zertifizierungssystem an die Anforderungen in den verschiedenen Regionen weltweit angepasst.

Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) nutzt als erste die Systemadaption. Die DGNB Partnerorganisation wurde im Herbst 2009 gegründet. Nachdem das deutsche DGNB System entsprechend den gesetzlichen Vorgaben und Normen Österreichs verändert wurde, zeichnete die ÖGNI im Januar 2010 das Österreich-Haus bei den Olympischen Spielen in Vancouver mit dem Vorzertifikat in Silber aus.

Die DGNB unterhält außerdem eine Partnerschaft mit dem bulgarischen Greenbuilding Council (BGBC), der DGNB China, der DGNB Hungary, der Schweizerischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft und der Thailändischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. In Brasilien, Luxemburg, Russland und in Slowenien sind Kooperationen vorbereitet.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ein Gütesiegel Made in Germany. Architekturzeitung, 26. Juni 2009
  2. Consense 2010 vermeldet Besucherrekord. baulinks.de, 23. Juni 2010

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