Diagonaler Schnitt

Diagonaler Schnitt

Im mathematischen Teilgebiet der Mengenlehre ist der diagonale Schnitt eine dem Durchschnitt verwandte Konstruktion, einer Familie von Mengen eine neue, nämlich ihren diagonalen Schnitt, zuzuordnen. Die Elemente des diagonalen Schnitts der Familie (Xα)α sind gewisse Indizes α, die ihrerseits wieder gewissen der Mengen Xξ angehören. Die hier zu besprechende Begriffsbildung ist daher nur dann sinnvoll, wenn die Indizes selbst als Elemente der Mengen auftreten, daher betrachtet man mit Ordinalzahlen indizierte Mengen von Ordinalzahlen.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Es sei κ eine Kardinalzahl und (Xα)α < κ eine Familie von Mengen X_\alpha \subset \kappa. Dann heißt

\Delta_{\alpha< \kappa}X_\alpha \,=\, \{\xi < \kappa;\, \xi \in \bigcap_{\alpha < \xi}X_\alpha\}

der diagonale Schnitt der Familie (Xα)α < κ.

Eigenschaften

Der diagonale Schnitt enthält genau die Elemente der Diagonalen, die auch in der Relation R liegen.

Es mögen die Daten obiger Definition vorliegen. Natürlich ist der Durchschnitt im diagonalen Schnitt enthalten, das heißt es gilt \bigcap_{\alpha < \kappa}X_\alpha \subset \Delta_{\alpha< \kappa}X_\alpha , denn ist ξ < κ in jeder der Mengen Xα enthalten, so erst recht in \bigcap_{\alpha < \xi}X_\alpha und das ist genau die definierende Bedingung für die Zugehörigkeit von ξ zu Δα < κXα.

Setzt man Y_\xi := \bigcap_{\alpha < \xi}X_\alpha, so ist \xi \mapsto Y_\xi eine fallende Funktion \kappa \rightarrow P(\kappa), wobei P für die Potenzmenge steht, das heißt aus ξ < η folgt Y_\xi \supset Y_\eta. Nach Definition ist \xi \in Y_\xi äquivalent zu \xi \in \Delta_{\alpha< \kappa}X_\alpha. Auf dem kartesischen Produkt \kappa \times \kappa definiere die Relation R:=\{(\xi,\eta);\, \xi \in Y_\eta\} und die „Diagonaled:\kappa \rightarrow \kappa \times \kappa,\, \xi \mapsto (\xi,\xi). Dann ist der diagonale Schnitt genau die Menge derjenigen Ordinalzahlen ξ, für die das Diagonalelement (ξ,ξ) in R liegt:

\Delta_{\alpha< \kappa}X_\alpha = d^{-1}(R) = \{\xi < \kappa;\, \xi\in Y_\xi\}.

Beispiel

Um zu demonstrieren, wie der hier vorgestellte Begriff funktioniert, soll folgende einfache Aussage bewiesen werden:

  • Es sei κ eine Kardinalzahl und für eine Ordinalzahl α < κ sei X_\alpha := \{\xi < \kappa;\, \alpha + 1 < \xi < \kappa\}. Dann gilt
\Delta_{\alpha< \kappa}X_\alpha = \{\xi < \kappa;\, \xi \text{ ist eine Limes-Ordinalzahl}\}

Beweis: „\subset“: Ist \xi\in \Delta_{\alpha< \kappa}X_\alpha, so ist \xi \in \bigcap_{\alpha < \xi}X_\alpha, also \xi \in X_\alpha für alle α < ξ. Für alle α < ξ gilt also α + 1 < ξ, daher ist ξ = sup ξ < αα eine Limes-Ordinalzahl.

\supset“: Ist umgekehrt ξ = sup α < ξα eine Limes-Ordinalzahl, so ist α + 1 < ξ für alle α < ξ und daher \xi \in \bigcap_{\alpha < \xi}X_\alpha, was genau die definierende Bedingung für \xi\in \Delta_{\alpha< \kappa}X_\alpha ist.

Verwendung

Der diagonale Schnitt findet besonders in der Untersuchung überabzählbarer regulärer Kardinalzahlen Anwendung. Ein Filter auf einer Kardinalzahl κ heißt normal, wenn er gegenüber der Bildung diagonaler Schnitte abgeschlossen ist, das heißt Δα < κXα ist wieder Element des Filters, wenn alle Xα es sind. So ist etwa der club-Filter auf einer überabzählbaren regulären Kardinalzahl normal. Diese Tatsache wird zum Beispiel im Satz von Fodor verwendet.

Diagonale Vereinigung

Der zum diagonalen Schnitt duale Begriff ist die duale Vereinigung. Ist κ eine Kardinalzahl und (Xα)α < κ eine Familie von Mengen X_\alpha \subset \kappa, so heißt

\Sigma_{\alpha < \kappa}X_\alpha := \{\xi < \kappa;\, \xi \in \bigcup_{\alpha<\xi} X_\alpha \}

die diagonale Vereinigung der Mengenfamilie (Xα)α < κ.

Die Definition ist gerade so angelegt, dass \kappa \setminus \Sigma_{\alpha < \kappa}X_\alpha = \Delta_{\alpha< \kappa}(\kappa \setminus X_\alpha) gilt.

Literatur


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