Capt'n Crunch

Capt'n Crunch
John T. Draper bei einer Lesung in Köln

John T. Draper alias Captain Crunch (* 1944) war einer der populärsten Hacker der 1960er und 1970er Jahre, einer der ersten Phreaker und zudem Mitglied des Homebrew Computer Clubs.

Draper studierte Ingenieurwesen und beschäftigte sich in seiner Freizeit mit Funkgeräten. In den 60er Jahren arbeitete er als Techniker für die US-Luftwaffe.

Den Spitznamen Captain Crunch gab sich Draper nach einer in den USA bekannten Frühstücksflocken-Marke namens Cap'n Crunch. Den Packungen lag während einer Werbeaktion eine Spielzeug-Pfeife bei, die einen Ton mit einer Frequenz von 2600 Hertz erzeugen konnte (In der Musik bezeichnet als e’’’’). Wenn man diesen Ton in den Telefonhörer pfiff, war man in der Lage, kostenlose Telefonate zu führen, da zu dieser Zeit Signalisierungsdaten und Sprache auf der gleichen Leitung verliefen (Inband-Signalisierung). Heutzutage trennen Telefongesellschaften diese Signale jedoch (Outband-Signalisierung), so dass eine Manipulation nicht mehr möglich ist.

Dieser Trick war zuerst von einem blinden Schüler namens Joe Engressia (Joybubbles) entdeckt worden. Er konnte die benötigten 2600 Hertz pfeifen[1]. Durch Draper jedoch wurde diese Methode populärer. Mit Hilfe von Freunden gelang es ihm, die Methoden des Telefon-Phreakings weiterzuentwickeln: Sie nahmen den Ton auf Band auf und konnten so jedes Telefon „manipulieren“, was man heute unter dem Begriff des Blue-Boxing versteht. Laut Draper sei es vor allem der Verantwortungslosigkeit anderer zu verdanken, dass sich diese Methode wie ein Lauffeuer verbreitete. Straßenhändler verkauften später die Methode weiter und auch die organisierte Kriminalität bekam Interesse an dem Blue-Box-Geschäft. Blue-Boxing basiert auf einem Doppeltonmehrfrequenz-System (DTMF; engl.: Dual Tone Multi-Frequency).

Draper leitete oft eigene Telefongespräche über sieben Länder und die ganze Welt wieder zu sich selbst um, womit er eine Verzögerung von 20 Sekunden herbeiführte bzw. diese hörbar machte. Selbst die Mafia zeigte Interesse an seinem Wissen. Im Jahre 1971 entdeckten auch die Hippies diverse Möglichkeiten in Verbindung mit dieser Methode des kostenlosen Telefonierens. Ein militanterer Zweig der Hippies, bekannt als Yippies, gründete ein Magazin, das sich Youth International Party Line (YIPL) nannte und dessen Ziel es war, verschiedenste Möglichkeiten des Telefon-Betrugs aufzuzeigen und zu publizieren.

John Draper wurde schließlich 1971 vom FBI verhaftet, da die US-amerikanische Telefongesellschaft Ma Bell ihn deswegen angezeigt hatte und ein Journalist namens Ron Rosenbaum von der Sache Wind bekam. 1972 wurde Draper zu einer fünfjährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Auch später kam Draper mit dem Gesetz in Konflikt: von Oktober 1976 bis Februar 1977 saß er in einem Federal Correctional Complex (FCC), dem Staatsgefängnis Lompoc, Kalifornien (auch genannt The New Rock, da es das legendäre Alcatraz, The Rock, in San Francisco Bay ersetzte).

In den 70er Jahren schloss Draper Freundschaft mit den späteren Apple-Gründern Steve Jobs und Steve Wozniak. Sie gaben Draper später diverse Aufträge. So entwickelte der Hacker während seiner Haftzeit in Kalifornien das Programm EasyWriter, die erste Textverarbeitung, die mit dem Apple II ausgeliefert wurde. Später portierte Draper das Programm für IBM-PCs.

Literatur

  • Gröndahl, Boris: „Hacker“ (Hamburg, 2000) ISBN 3434535063
  • Sen, Evrim: „Hackertales – Geschichten von Freund + Feind“. (Tropen Verlag, 2002) ISBN 3932170385, Webseite

Weblinks

  1. http://www.robson.org/gary/writing/phreaking.html

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