Diaspora (Software)

Diaspora (Software)
Diaspora*
Diaspora logotype.svg
Diaspora Screenshot Deutsch.png
Screenshot der Alphaversion
Basisdaten
Entwickler Diaspora-Projekt
Aktuelle Vorabversion Alpha
(Di, 27. September 2011)
Kategorie Soziales Netzwerk (Internet)
Lizenz AGPL[1] (Freie Software)
Deutschsprachig ja
diasporafoundation.org

Diaspora (auch: Diaspora*, wobei der Stern eine Pusteblume symbolisieren soll) ist ein soziales Netzwerk, also ein Internetforum zur Kommunikation. Anders als zentralisierte soziale Netzwerke wie Facebook oder StudiVZ versteht sich Diaspora als verteiltes System. Es ist zudem mit offenem Quellcode, also Open-Source programmiert.[1] Das Projekt geht auf vier Mathematikstudenten der Universität von New York zurück: Dan Grippi, Maxwell Salzberg, Raphael Sofaer and Ilya Zhitomirskiy. Mit einem Startkapital von 200.000 US-Dollar entwickelte die Gruppe einen Prototypen und veröffentlichte ihn am 23. November 2010 als Alpha-Version.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leistungsumfang

Diaspora ist in der Programmiersprache Ruby programmiert und wird immer weiter entwickelt.[3] Das Projekt zielt darauf ab, den gleichen Leistungsumfang zu bieten, welchen die Anwender von Facebook gewohnt sind: schwarze Bretter für die zeitversetzte und ein Chat-Fenster für die Echtzeit-Kommunikation, sowie Schnittstellen für von Dritten programmierte Anwendungen (Plug-Ins). Anders als bei Facebook jedoch sorgt die dezentrale Struktur dafür, dass der Abwender seine Daten auf „persönlichen Webservern“ („pods“) ablegt und damit die Kontrolle über sie behält.[2]

Geschichte

Zhitomirskiy, Grippi (2011)

Das Projekt war am 24. April 2010 auf der Plattform Kickstarter angekündigt worden und erzielte ihr erstes Spendenziel von 10.000 US-Dollar auf Anhieb innerhalb von 12 Tagen.[2] In den darauffolgenden Wochen wurden insgesamt 200.642 Dollar von 6479 Spendern eingenommen. Damit wurde Diaspora zum erfolgreichsten Kickstarter-Projekt, das es bisher gegeben hat.[1] Ein Spender war nach eigenen Angaben der Gründer und Firmenchef von Facebook, Mark Zuckerberg, der Diaspora eine „coole Idee“ nannte.[4]

Den Anstoß zur Gründung des Diaspora-Projekts hatte eine Rede gegeben, die Eben Moglen von der Columbia Law School am 5. Februar 2010 vor der Internet Society gehalten hatte. Moglen beschrieb darin unter dem Titel „Freedom in the Cloud“, wie zentralisierte soziale Netzwerke ihre Nutzer ausspähen.[2][5]

Seit September 2011 wird das Projekt von der Diaspora Foundation getragen, die im darauffolgenden Monat eine große Spendenkampagne startete.[6] Kurz darauf wurde bekannt, dass die Firma PayPal, über die der Spendentransfer getätigt werden konnte, das Konto des Projekts einfror, nachdem innerhalb weniger Tage $45.000 an Spenden eingegangen waren. Eine genaue Erklärung wurde nicht abgegeben, doch wurden seitens des US-Konzerns weitere Dokumente eingefordert.[7] Nach massiven Protesten der Diaspora-Unterstützer wurde das Konto kurz darauf wieder freigegeben.[8]

Am 12. November 2011 verstarb Ilya Zhitomirskiy, einer der Mitbegründer des Projekts, im Alter von 22 Jahren kurz vor dem Start der öffentlichen Beta-Phase des sozialen Netzwerks.[9][10]

Die meisten Nutzer des Netzwerks stammen aus den USA, gefolgt von Deutschland. Es sind hauptsächlich „technisch interessierte“ Mitglieder, daneben Kreative sowie Anhänger der Occupy-Bewegung und der Piratenpartei. Der derzeit größte Pod in Deutschland ist Geraspora.[10]

Quellcode-Veröffentlichung

Die Software sollte ursprünglich am 15. September 2010 veröffentlicht werden.[3][11] Der Quellcode ist seit Oktober 2010 auf der offiziellen Internetseite von Diaspora verfügbar.[12]

Alpha-Veröffentlichung

Eine Alpha-Version des sozialen Netzwerkes wurde am 24. November 2010 veröffentlicht. Einladungen werden seit dem 23. November 2010 über die Mailingliste des Projekts verschickt.[13][14][15] Die Zulassung von neuen Einladungen auf dem joindiaspora.com-Pod wurde am 27. November 2010 zunächst wieder eingestellt. Ein Hinweis dazu findet sich in einem aktualisierten Blogeintrag.[16] Seit Anfang Januar 2011 stehen eine Reihe von Pods zum Testen von Diaspora öffentlich zur Verfügung.[17] Seit September 2011 ist es wieder möglich, neue Einladungen zu erhalten.[18][12] Mitte November 2011 wurde eine neue Version mit erweitertem Funktionsumfang, die „Hashtag-Follow-Funktion, Direkt-Nachrichten, Like-Buttons für Status-Updates und ein Benachrichtigungs-System“ umfassen, veröffentlicht. [19]

Sicherheit

Diaspora ist mit der Idee, ein dezentrales Verteiltes System zum sicheren, kontrollierten und einfachen Austausch von Daten im Internet zur Verfügung zu stellen, ein sicherheitstechnisch äußerst anspruchsvolles Projekt, auch weil jeder Nutzer selbst Server betreiben kann und die Software, die er betreibt, letztlich vollständig kontrolliert. Beispielsweise können in der Folge weder Nutzer, die auf Server zugreifen, noch andere Server, mit denen kommuniziert wird, ohne sichere Identifizierung als vertrauenswürdig betrachtet werden, da Angreifer (Cracker) nicht daran gehindert werden können, einen eigenen kompromittierten Server ins Netzwerk einzugliedern. Daten, die nur für einen eingeschränkten Kreis von anderen Nutzern bestimmt sind, dürfen nicht unbeschränkt weiter gegeben werden.

Laut Medienberichten wurden aufgrund der frühen Entwicklungsphase bereits zur Veröffentlichung des Quellcodes von Diaspora mehrere schwerwiegende Fehler und Sicherheitslücken im Bereich der Autorisierung entdeckt.[20] So war es unter anderem möglich, durch Fehler im Code fremde Benutzerkonten zu manipulieren bzw. zu übernehmen, Kontakte ohne Bestätigung einem Benutzerkonto hinzuzufügen und auch Fotos zu löschen.[21][22]

Die bekannten Sicherheitslücken wurden bis zur Alpha-Version geschlossen. [23]

Weitere Entwicklung

Diaspora soll mithilfe von Add-ons modular aufgebaut werden, um jede denkbare Art von Kommunikation zwischen den Benutzern zu ermöglichen. Außerdem sollen Plug-ins möglich sein, die den Funktionsumfang erweitern. [24] Die Entwickler planen auch, einen kostenpflichtigen Webhosting-Dienst für Diaspora-Pods anzubieten.[1]

Literatur

  • Kurt Sagatz: Das Anti-Facebook. In: Der Tagesspiegel. 13. November 2011. Abgerufen am 14. November 2011.
  • Simon Hurtz: Eine Plattform für Paranoiker. In: Berliner Zeitung. 27. Oktober 2011. Abgerufen am 27. Oktober 2011.
  • Erika Jonietz: Bye-bye Facebook. Technology Review. 31. Dezember 2010, abgerufen am 5. Januar 2011 (Erfahrungsbericht vom Alpha-Test).

Weblinks

 Commons: Diaspora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Decentralize the web with Diaspora — Kickstarter, Maxwell Salzberg, Daniel Grippi, Raphael Sofaer, and Ilya Zhitomirskiy, Kickstarter, abgerufen am 13. Mai 2010.
  2. a b c d Four Nerds and a Cry to Arms Against Facebook, Jim Dwyer, 11. Mai 2010, New York Times, abgerufen am 12. Mai 2010
  3. a b Striking back at Facebook, the open-source way, Amy Vernon, 12. Mai 2010, Network World, International Data Group, abgerufen am 12. Mai 2010.
  4. Epicenter: Mark Zuckerberg: I Donated to Open Source, Facebook Competitor Ryan Singel, Wired News, 28. Mai 2010, abgerufen am 29. Mai 2010.
  5. Internet Society — Eben Moglen — Freedom in The Cloud, Software Freedom, Privacy and Security for Web 2.0 and Cloud Computing, 5. Februar 2010, abgerufen am 3. Juli 2010.
  6. Blogeintrag des Projekts über die Spendenkampagne abgerufen am 20. Oktober 2011
  7. Blogeintrag des Projekts über die Sperrung des Kontos abgerufen am 20. Oktober 2011
  8. PayPal acts like a “pal,” unfreezes the Diaspora* community’s donations Eintrag im Blog des Projekts vom 20. Oktober 2011 (abgerufen am 14. November 2011)
  9. Diaspora Co-Founder Ilya Zhitomirskiy Passes Away At 22. Meldung auf TechCrunch.
  10. a b Kurt Sagatz: Diaspora startet für alle offene Betaphase. Das dezentrale soziale Netzwerk Diaspora soll demnächst für alle offen stehen. Dieser lang erwartete Schritt wird jedoch vom Tod eines der Gründer überschattet. In: zeit.de. 14. November 2011. Abgerufen am 15. November 2011.
  11. Diaspora Project: An Overdue Update. 26. August 2010 (abgerufen am 27. August 2010).
  12. a b Diaspora-Gründer setzt auf Langzeitstrategie gegen Facebook & Co.. In: Technology Review vom 19. August 2011.
  13. Diaspora Project: An Overdue Update. 26. August 2010 mit einem Nachtrag 30. August 2010 (abgerufen am 15. September 2010): „Addendum (8/30): To clarify, September 15 will be our open-source developer release. At that time, we will open up our github repository, publish our roadmap, and shift our development style to be more community oriented. We intend on launching a consumer facing alpha in October. Join our mailing list to get an invite.“.
  14. Diaspora Project: Developer Release. 15. September 2010 (abgerufen am 16. September 2010).
  15. Diaspora Project: Private Alpha Invites Going Out Today. 23. November 2010 (abgerufen am 24. November 2010).
  16. Diaspora Project: Invite Update. 27. November 2010 (abgerufen am 27. November 2010).
  17. Es gibt mehrere Verzeichnisse von Pods, beispielsweise Diaspora* Pod uptime, abgerufen am 19. November 2011.
  18. Diaspora* is making a difference. In: blog.joindiaspora.com. Abgerufen am 23. September 2011.
  19. Diaspora lädt zu überarbeiteter Alpha-Version auf der Internetseite der Zeitung Der Standard vom 14. November 2011
  20. Tina Klopp: Diaspora: Facebook-Alternative steckt noch voller Fehler. Die Zeit, 17. September 2010, abgerufen am 18. September 2010.
  21. Dan Goodin: Code for open-source Facebook littered with landmines. The Register, 16. September 2010, abgerufen am 18. September 2010.
  22. Falk Hedemann: Welche Chancen hat die dezentrale Facebook-Alternative? t3n, 17. September 2010, abgerufen am 18. September 2010.
  23. Diaspora Project: Private Alpha Invites Going Out Today. 10. Dezember 2010 (abgerufen am 10. Dezember 2010).
  24. Erika Jonietz Bye-bye Facebook auf heise.de vom 31. Dezember 2010

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