Die Abendröte im Westen

Die Abendröte im Westen

Die Abendröte im Westen ist ein 1996 erstmals auf Deutsch erschienener Roman von Cormac McCarthy, der in der Endphase der Indianerkriege spielt. Die englischsprachige Erst- und Originalausgabe erschien 1985 unter dem Titel Blood Meridian Or The Evening Redness in the West bei Random House NY.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Roman beginnt im Jahr 1849 und erzählt die Geschichte eines namenlosen Jungen von anfangs vierzehn Jahren, dessen Mutter gestorben ist und der aus seinem verwahrlosten Elternhaus in Tennessee flieht, als Landstreicher Richtung Westen zieht und sich unterwegs einer Gruppe von ehemaligen Soldaten und Desperados anschließt. Diese ziehen plan- und ziellos durchs Land von Texas Richtung Mexiko, teils verfolgt und bedroht von Hunger, Durst und Indianern, teils selbst eine Bedrohung für Menschen, die ihnen begegnen, da sie beispielsweise von wehrlosen Indianern, die sie töten, die Skalpe erobern, für die sie von verschiedenen Gouvernements eine Prämie erhalten.

Handlung

Eine eigentliche Handlung besitzt der Roman nicht, vielmehr schildert er in dreiundzwanzig Kapiteln und unterschiedlichen Episoden, teilweise auch im Rückblick, die Begebenheiten, die der in ihrer Besetzung wechselnden Gruppe zustoßen. Dabei spielen emotionale Kälte und sinnlose Gewalt eine beherrschende Rolle.

Innerhalb der Gruppe treten neben dem Jungen eine Reihe von Figuren hervor: Toadvine, ein heruntergekommener, verstümmelter Landstreicher, mit dem er sich nach einer Schlägerei anfreundet; Tobin, ein ehemaliger Priester; Glanton, der Anführer der Truppe und außerdem ein sogenannter Richter namens Holden, der genialische Züge aufweist und über Bildung verfügt. Alle Figuren sind teils durch Pragmatismus, emotionale Gleichgültigkeit, Grausamkeit oder Zynismus charakterisiert, wobei der Erzähler eine Wertung des jeweiligen Verhaltens vermeidet, sodass der Leser sich selbst ein Urteil bilden muss, wenn nicht sogar der Eindruck entsteht, das jeweilige Verhalten sei, egal wie schrecklich, situativ bedingt und nachvollziehbar.

Als der Junge sechzehn Jahre alt ist, wird die Gruppe bei einem Indianerangriff fast vollständig getötet, auch Glanton wird erschlagen. Nur wenige können fliehen und ziehen alleine oder zu zweit umher. Misstrauisch gegeneinander bringen sie sich im Kampf ums Überleben allmählich gegenseitig um.

Nur der Junge und der Richter überleben. Sie begegnen sich zwölf Jahre später im Saloon einer Kleinstadt wieder. Der Richter prophezeit dem Jungen, jetzt „der Mann“ genannt, dass er noch diese Nacht sterben wird und hält ihm einen Vortrag über das Schicksal des Menschen, indem er den Saloon und das Tanzen dort als Metapher aufgreift. Er spricht von der Gleichgültigkeit der Götter und dass nur Schwache und Gescheiterte sich auf eine höhere Macht bezögen. Als der Mann kurz darauf eine Latrine aufsucht, stößt er dort auf den Richter, der ihn an seine Brust drückt und die Tür hinter dem Mann verriegelt. Dass der Richter ihn danach tötet, wird nur noch angedeutet, da andere Gäste in der Toilette etwas Schreckliches finden. Der Richter selbst dirigiert am Ende den Tanz im Saloon wie ein übermenschliches Wesen. Er sagt von sich selbst, dass er nie schläft und nie stirbt.

Rezeption

Der Roman bricht mit den Vorstellungen vom abenteuerlichen „Wilden Westen“ und der kulturellen Leistung seiner Erschließung. Der ziellose Zug durch den Westen der USA und die pure Destruktivität der handelnden Personen kann als eine Metapher auf die Vergeblichkeit und die Fragwürdigkeit aller kulturellen Anstrengungen und Leistungen des Menschen angesehen werden.

Zitat: „McCarthy beschreibt Geschichte und Fortschritt des Menschen als Ausgeburt niedrigster Triebe, die ihn zum unausweichlichen Untergang verdammen. Er tut das lakonisch und poetisch, ohne Mitleid, ohne falsche Hoffnung, aber mit den traumklaren Bildern eines großen Visionärs.“ Zitat: „Der Roman ist großartig in seiner Sprachkraft und seinem Bilderreichtum, er ist grandios in seinen Landschaftsbeschreibungen, verstörend in seiner Darstellung nackter Gewalt." (F.A.Z.) [1]

Ausgaben

  • Originalausgabe: Blood Meridian Or The Evening Redness in the West, Random House, 1985
  • Deutsche Erstausgabe: Die Abendröte im Westen (Übersetzung von Hans Wolf), Rowohlt Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-498-04374-9

Einzelnachweise

  1. Aus dem Klappentext zur Taschenbuchausgabe, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1998, Seite 2, ISBN 978-3-499-22287-0

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