- Dietrich Wagner
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Dietrich Wagner (* 1945) ist ein deutscher Ingenieur aus Stuttgart. Er wurde bekannt, weil er am 30. September 2010 bei den Demonstrationen gegen das Projekt Stuttgart 21 von einem Wasserwerfer frontal in die Augen getroffen wurde, so dass er fast ganz erblindete.[1][2]
Wagner war nach eigenen Angaben zunächst nicht gegen das Großprojekt, wurde aber bei Gesprächen mit Projektgegnern davon überzeugt, dass es unsinnig sei. Er war davor mit Ausnahme seiner Studentenzeit in Tübingen kaum politisch aktiv.
Bei den Protesten im Stuttgarter Schlosspark ging die Polizei mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Das Vorgehen, bei dem etwa 400 Demonstranten verletzt wurden, wurde damit gerechtfertigt, dass die Demonstranten Steine geworfen hätten. Im Verlauf der Demonstration wurde Wagner von einem Wasserwerferstrahl in die Augen getroffen, wurde bewusstlos und erblindete als Folge des Wasserstrahls teilweise. Der Zeitschrift Stern sagte Wagner, er habe sich schützend vor einige Kinder gestellt und mit einem Stock der Polizei signalisieren wollen, mit den Wasserattacken aufzuhören. Der Chefarzt des Katharinenhospital Stuttgart, Egon Georg Weidle, stellte „beidseitig schwere Prellungsverletzungen, zerrissene Augenlider, Augenbodenbruch, eine eingerissene Netzhaut und zerstörte Linsen“[2] fest. Wagner stellte Strafanzeige gegen den baden-württembergischen Innenminister Heribert Rech wegen Körperverletzung. Nach eigenen Angaben sieht er nun auf dem linken Auge nur noch am linken Rand einen Lichtschein und auf dem rechten Auge hat er noch eine Sehkraft von acht Prozent.
Folgen
Wagner ist seit dem Unfall auf Hilfe angewiesen und muss betreut werden.
Der damalige Innenminister Heribert Rech (CDU) besuchte Wagner nach dem Vorfall im Krankenhaus. Eine Entschuldigung hat Wagner jedoch nicht erhalten. Trotz seiner Erfahrungen ist Wagners Engagement für den Widerstand gegen Stuttgart 21 ungebrochen.[3] Er kritisiert die Stuttgarter Staatsanwaltschaft, die wegen eines angeblichen Steinwurfs gegen ihn vorging. Das Verfahren gegen ihn wurde inzwischen eingestellt.
Durch seine Verletzung wird Wagner inzwischen von vielen Medien als Symbol des Protests gegen Stuttgart 21 oder generell für Polizeigewalt gesehen. So bezeichnete ihn die Rheinische Post als „Symbolfigur von Stuttgart 21“, [4] und der Westdeutsche Rundfunk als „Symbol für Polizeigewalt“.[5] Die Süddeutsche Zeitung sieht in ihm das „Gesicht des Widerstands“.[6]
Weblinks
- Tristana Moore: German Railway Controversy Sends Angela Merkel Off Track. In: Time. 8. Oktober 2010
- Dietrich Wagner - Über das Blind sein: "Dietrich Wagner - Über das Blind sein" 12. Oktober 2011
Einzelnachweise
- ↑ Fast erblindeter Aktivist will Entschuldigung von Mappus. In: Spiegel Online. 28. Dezember 2010
- ↑ a b RP Online vom 9. Oktober 2010: Wasserwerfer verletzte Dietrich Wagner schwer: Stuttgarter Demonstrant droht zu erblinden.
- ↑ Einsatz-Opfer Dietrich Wagner demonstriert weiter. swr.de, 29. September 2011
- ↑ Fotoseiten der Rheinischen Post (abgerufen am 4. November 2011)
- ↑ Fernsehbeitrag des WDR über Wutbürger vom 29. September 2011 (abgerufen am 4. November 2011)
- ↑ Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 30. September 2011 (abgerufen am 4. November 2011)
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