Kaiserlich Mandschurische Luftstreitkräfte

Kaiserlich Mandschurische Luftstreitkräfte
Flugzeugkokarde der Kaiserlich Mandschurischen Luftwaffe

Die Kaiserlich Mandschurische Luftstreitkräfte (chinesisch 大満州帝国空軍 Dà Mǎnzhōu Dìguó Kōngjūn) waren die Luftstreitkräfte des japanischen Marionettenstaats Mandschukuo in der nordostchinesischen Mandschurei.

Geschichte

Piloten der mandschurischen Luftstreitkräfte im September 1942

Die Kaiserlich Mandschurische Luftstreitkräfte wurden im Februar 1937 gegründet, als 30 ausgesuchte Soldaten der Kaiserlich Mandschurischen Armee zur Ausbildung in das Luftwaffenarsenal der japanischen Kwantung-Armee nach Harbin geschickt wurden. Als ihr Vorläufer kann die 1932 gegründete Mandschurische Lufttransportgesellschaft gesehen werden, welche später in Mandschurische Luftfahrt-Aktiengesellschaft umbenannt wurde. Diese war eine offiziell zivile Fluggesellschaft, ihre Hauptaufgabe bestand jedoch darin, Transport- und Aufklärungsflüge für das in der Mandschurei stationierte japanische Militär zu übernehmen.

Das erste Geschwader wurde auf dem Flugfeld von Xinjing unter dem Kommando eines japanischen Oberleutnants aufgestellt und bestand Anfangs nur aus einem alten französischen Doppeldecker vom Typ Nieuport-Delage Ni-D.29. Später wurden leichte Bomber vom Typ Kawasaki KDA-2 und Jagdflugzeuge vom Typ Nakajima 91 aus Japan geliefert.

Ein zweites Geschwader wurde in Fengtian aufgestellt und zur Jahreswende 1938/39 wurde schließlich ein drittes Geschwader in Harbin gebildet. Ab Juli 1940 wurden diese von einem zentralen Luftverteidigungshauptquartier in Xinjing aus koordiniert.

Trotz des Namens flogen in den ersten Jahren ausschließlich japanische Piloten bei den Luftstreitkräften und auch die Wartungseinheiten bestanden großteils aus Japanern. Erst nach 1940 wurden ethnische Mandschu auch als Piloten zugelassen. Zu diesem Zweck war bereits am 30. August 1940 eine Flugschule in Tongliao eingerichtet worden, an der neben militärischen auch zivile Piloten für die Mandschurische Luftfahrt-Aktiengesellschaft ausgebildet wurden. Bereits im Januar 1941 stand die Schule kurz vor ihrer Schließung, als eine Gruppe von etwa 100 Pilotenschülern ihre Lehrer ermordete und zu einer der Antijapanischen Guerillatruppen in der Mandschurei überlief. Im September und Oktober 1942 erhielt die Flugschule erstmals zwanzig Trainingsflugzeuge der Typen Tachikawa Ki-9, Tachikawa Ki-55 und Mansyū Ki-79. Dies geschah im Angesicht der im Pazifikkrieg stark steigenden Verlustrate von japanischen Piloten.

Etwa zur gleichen Zeit wurden den Luftstreitkräften Transportflugzeuge der Typen Nakajima Ki-34, Junkers Ju 86, Tachikawa Ki-54 und Manshū Hayabusa geliefert, welche als Transporteinheiten für die mandschurische Regierung und das Kaiserhaus dienten.

Im Jahr 1944 wurden die mandschurische Luftstreitkräfte dem Oberbefehl des Kaisers Pu Yi entzogen und der 2. japanischen Luftarmee unterstellt um ihre Einsätze besser koordinieren zu können. Zu dieser Zeit verfügte die Luftwaffe über einen Bestand von etwa 100–120 Kampfflugzeugen, hauptsächlich vom Typ Nakajima Ki-27. Das Geld für die Anschaffung dieser Flugzeuge wurde hauptsächlich über “Spenden” verschiedener, in Mandschukuo ansässiger japanischer Unternehmen aufgebracht. Da die Hauptaufgabe in der Abwehr feindlicher Luftangriffe bestand, verfügte sie über nur wenige taktische Bomber vom Typ Kawasaki Ki-32.

Als die amerikanischen Luftangriffe auf die Mandschurei im Verlauf des Jahres 1944 stetig an Intensität zunahmen und die Nachschubsituation sich in der Mandschurei zuspitzte, wurde auch bei den mandschurischen Luftstreitkräften der Einsatz von Kamikaze-Taktiken befohlen. Die erste erfolgreiche Rammattacke gegen Boeing B-29-Bomber wurde im Dezember 1944 gemeldet. Ab Anfang 1945 forderte man von Japan neue Jäger der Typen Nakajima Ki-43 und Nakajima Ki-44 an. Da die Zahl der amerikanischen Luftangriffe auf die Mandschurei in dieser Zeit abnahmen, auf den japanischen Heimatinseln aber nochmals verstärkt wurden, wurden nur sehr wenige dieser Flugzeuge auch tatsächlich geliefert.

Als im weiteren Verlauf des Jahres 1945 ein Angriff der Sowjetunion auf die Mandschurei immer wahrscheinlicher wurde, wurden die mandschurischen Jagdpiloten zum Angriff auf Landfahrzeuge umgeschult. Nach Beginn der sowjetischen Invasion der Mandschurei gab die 2. japanische Luftarmee der mandschurischen Luftwaffe den Befehl, sich mit ihren Flugzeugen in Selbstopferungsangriffen auf sowjetische Panzer zu stürzen um diese zu zerstören. Aufgrund des schnellen Zusammenbruchs der japanischen und mandschurischen Streitkräfte scheint dieser Befehl jedoch nicht mehr ausgeführt worden zu sein.

Literatur

  • William Green: Flying Colors. Motorbooks International, Osceola WI 1997, ISBN 0-760-31129-3.
  • Philip S. Jowett: Rays of the Rising Sun. Armed Forces of Japan's Asian allies, 1931–45. Volume 1: China and Manchukuo. Helion and Company Ltd., Solihull 2005, ISBN 1-874622-21-3.

Weblinks


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