- Kaiserlich Mandschurische Armee
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Die Kaiserlich Mandschurische Armee war die offizielle Landstreitkraft des japanisch dominierten Kaiserreichs Mandschukuo.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Verlauf der auf den Mukden-Zwischenfall folgenden Besetzung der Mandschurei durch die Kaiserlich Japanische Armee wurden etwa 60.000 der 160.000 Soldaten der Nordost-Armee Zhang Xueliangs gefangen genommen. Unter ihnen die Generäle Xi Qia, Zhang Haipeng und Zhang Jinghui.
Nach der Erschaffung des Staates Mandschukuo im März 1932 wurden aus Freiwilligen dieser Gefangenen die ersten Einheiten der Kaiserlich Mandschurischen Armee aufgestellt. Viele dieser Soldaten waren unerfahrene Rekruten oder Milizen, Opiumsüchtige oder Söldner, welche für die Seite kämpften, die den höchsten Sold bot. Aus diesen Gründen war die Moral und Loyalität der frühen mandschurischen Armee sehr fragwürdig. Ihre Aufstellung erfolgte anfangs nur in dem Bestreben der Japaner, das Kaiserreich Mandschukuo vor dem Völkerbund als souveränen, eigenständigen Staat erscheinen zu lässen und nicht als japanischen Marionettenstaat.
Im August 1932 desertierte die 2.000 Mann starke Garnison von Wukimiho und lief zu einer anti-japanischen Partisanenarmee über. Der Aussage eines japanischen Offiziers nach war die Hauptquelle der anti-japanischen und anti-mandschurischen Kräfte für Waffen zu dieser Zeit die Kaiserlich Mandschurische Armee selbst und es gab mehrere Fälle, in denen bei Gefechten gegen Partisanen Großteile der beteiligten mandschurischen Einheiten zum Feind überliefen.[1] Am Gravierendsten war allerdings die Desertation des mandschurischen Kriegsministers und Gouverneurs von Heilongjiang, Ma Zhanshan, mit mehreren tausend Mann seiner Provinzarmee im April 1932.
In ihrer Anfangszeit bestand die Kaiserlich Mandschurische Armee aus sieben Provinzarmeen[2] mit nominell insgesamt 111.044 Mann[3]. Eine unabhängige Kavalleriebrigade diente als Garnison für die Hauptstadt Xinjing. Zusätzlich wurde im Februar 1933 die Kaiserlich Mandschurische Garde aus ethnischen Mandschu als zusätzliche Garnison der Hauptstadt und Leibwache für Kaiser Pu Yi und die Regierung aufgestellt.
1934 wurden im Zuge einer Reorganisation[4] fünf Regionalarmeen sowie mehrere selbstständige Einheiten gebildet. Die zuständigen Bereiche der Regionalarmeen wurden in jeweils zwei oder drei Zonen aufgeteilt mit jeweils ein oder zwei gemischten Brigaden nach japanischen Vorbild. Teilweise wurden zusätzliche Kavalleriebrigaden aufgestellt. Die nominelle Gesamtstärke betrug nach dieser Reform 72.329 Soldaten. Es wurden außerdem neue Richtlinien eingeführt, die es nur Offizieren, die in von der mandschurischen Verwaltung zugelassenen Militärschulen ausgebildet wurden, erlaubte, in der Kaiserlich Mandschurischen Armee zu dienen. Dies war ein Versuch, die letzten Einflüsse der ehemaligen Nordost-Armee zurückzudrängen und den allgemeinen Ausbildungsstandard anzuheben. Außerdem war es einer der ersten Schritte in den Bemühungen, mit der Tradition des Kriegsherrentums zu brechen, in welchem die Führer einer Provinzarmee die ihnen zugewiesene Provinz als ihr Hoheitsgebiet ansahen, in dem sie frei verfügen konnten. Ab 1938 gab es zu diesem Zweck eigene mandschurische Militärakademien in Mukden und Xinjing.
Außer in den Grenzgefechten zwischen Japan und der Sowjetunion kämpften die regulären Truppen Mandschukuos hauptsächlich innerhalb der Mandschurei gegen Aufständische und Partisanen.
Die Mannstärke der Kaiserlich Mandschurischen Armee stieg in den folgenden Jahren konsequent an und erreichte nach sowjetischen Geheimdienstangaben ab 1944 Zahlen von über 200.000 Soldaten[5]. Trotzdem war sie nicht in der Lage, gemeinsam mit der japanischen Kwantung-Armee die am 8. August 1945 beginnende Operation Auguststurm durch die sowjetische Rote Armee ernsthaft aufzuhalten, zumal große Teile der japanischen Einheiten zur Verteidigung der Koreanischen Halbinsel abgezogen wurden. Mit der Besetzung und Auflösung Mandschukuos durch die Rote Armee wurde auch die Kaiserlich Mandschurische Armee aufgelöst.
Uniformen
Anfangs unterschied sich die Uniformierung der mandschurischen Truppen durch ihre Herkunft aus ehemaligen chinesischen Truppen meist kaum oder gar nicht von denen organisierter anti-japanischer Truppen und Partisanen. Erst im Zuge der Reform von 1934 wurden neue, den japanischen ähnliche Uniformen ausgeteilt. Es wurde ein Farbsystem an den Kragenspiegeln benutzt, um die einzelnen Truppengattungen zu unterscheiden. Schwarz stand für die Militärpolizei, rot für die Infanterie, grün für die Kavallerie, gelb für die Artillerie, braun für die Pioniere und blau für Einheiten der Logistik.
Bewaffnung
Die frühe Kaiserlich Mandschurische Armee war mit einem wahren Sammelsurium unterschiedlicher Waffen aus den früheren Beständen der Kuomintang ausgerüstet, wodurch eine funktionierende Versorgung mit Nachschub und Munition quasi nicht möglich war. So waren 1932 beispielsweise 26 verschiedene Gewehrtypen und mehr als 20 Pistolenmodelle im Einsatz. Das Hauptaugenmerk lag deshalb darauf, die Bewaffnung der Truppen zu vereinheitlichen. Zu diesem Zweck wurden im großen Stil Waffen aus Japan importiert und später auch in Lizenz im extra eingerichteten Militärarsenal von Mukden produziert. Munition und kleinkalibrige Waffen wurden auch in anderen, teils privaten Fabriken in ganz Mandschukuo gefertigt. Dadurch war die Bewaffnung der mandschurischen Armee zu Beginn des Pazifikkriegs nahezu identisch mit der der Kaiserlich Japanischen Armee.
Obwohl die taktische Überlegenheit der sowjetischen Panzertruppen während der japanisch-sowjetischen Grenzgefechte klar ersichtlich war, gab es innerhalb der mandschurischen Armee quasi keine ernsthaften Ambitionen, eigene gepanzerte Verbände aufzustellen. Es wurden nur verschiedene Panzerwagen japanischer Produktion verwendet. Ab 1943 wurden von den Japanern einige leichte Panzer vom Typ 94 Te-Ke zur Verfügung gestellt, um eine gepanzerte Brigade zu bilden. Im Verlaufe des Pazifikkriegs wurde außerdem eine modifizierte Version des leichten Panzers vom Typ 95 Ha-Go zu Ausbildungszwecken verwendet.
Einzelnachweise
- ↑ Jowett, Rays of the Rising Sun
- ↑ Jowett, Rays of The Rising Sun. S.8-9.
- ↑ Manchukuo Forces: Orbat
- ↑ Jowett, Phillip S. , Rays of The Rising Sun, S.10-12.
- ↑ Jowett, Rays of The Rising Sun, S.36
Literatur
- Philip S. Jowett: Rays of the Rising Sun. Armed Forces of Japan's Asian allies, 1931–45. Volume 1: China and Manchukuo. Helion and Company Ltd., Solihull 2005, ISBN 1-874622-21-3.
- Philip Warner: Japanese Army of World War II. Osprey Publishing, Reading 1973, ISBN 0-85045-118-3 (Men-at-Arms Series).
Weblinks
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