Editio Critica Maior

Editio Critica Maior

Die Editio Critica Maior (ECM) ist eine kritische Ausgabe des griechischen Neuen Testaments, die durch das Institut für Neutestamentliche Textforschung erstellt wird (an dem von Kurt Aland bereits über Jahrzehnte hinweg das Novum Testamentum Graece (Nestle-Aland) erarbeitet wurde, das weltweit den Übersetzungen des Neuen Testaments zu Grunde gelegt wird).

Die 'ECM' dokumentiert die griechische Textgeschichte des ersten Jahrtausends anhand der überlieferungsgeschichtlich wichtigen griechischen Handschriften, alten Übersetzungen und neutestamentlichen Zitate in der antiken christlichen Literatur. Auf der Basis genealogischer Untersuchungen des erstmals mit dieser Vollständigkeit aufbereiteten Materials wird der Ausgangstext des griechischen Neuen Testaments rekonstruiert.

Bis zum Jahr 2030 soll das Projekt Editio Critica Maior, das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften gefördert wird, komplett vorliegen.

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge

Am Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) wurden, seit seiner Gründung 1959 durch Kurt Aland, auf teilweise abenteuerlichen Expeditionen bisher unbekannte und verschollene Handschriften ausfindig gemacht und abfotografiert sowie alle bisher bekannten Handschriften erfasst und katalogisiert. Das INTF gelangte so in den Besitz von über 90 % des bekannten Materials auf Mikrofilm oder Foto.

Erste Auswertung

Zunächst wurde Mitte der 1980er Jahre ein Textstellenprogramm realisiert. Es schied die gleichförmigen Texte aus, die bekanntermaßen in der Überlieferung des Hochmittelalters den Hauptanteil ausmachten. Nach der Ausscheidung dieser Texte steht nun das für die Textgeschichte vor allem des ersten Jahrtausends relevante Material zur Verfügung: neben den Handschriften dieses Zeitraums auch die zahlreichen unter den späteren, die die ältere Textgeschichte spiegeln. Die eigentliche Editionsarbeit konnte beginnen. Die immer noch sehr hohe Zahl textgeschichtlich relevanter Handschriften wird nach und nach transkribiert und einem vollständigen Textvergleich unterzogen (Vollkollation). Die Ergebnisse werden in Datenbanken festgehalten. Das erlaubt erstmals eine computergestützte Erforschung des Gesamtmaterials. Dabei ist vor allem die Gewinnung genealogischer Daten von Bedeutung, die die Textgeschichte und besonders ihre Anfänge erhellen. Die spezifischen Probleme, die es bei dieser Überlieferung gibt, treten nun deutlich hervor.

Die Digitalisierung

Das Institut setzt auf allen Ebenen seiner philologischen Arbeit digitale Methoden ein: Handschriften werden in größtmöglicher Qualität als digitale Fotos erfasst. Diese Fotos sind Grundlage für die am Computer zu erstellenden Transkriptionen. Mittels der Software Collate wird dann die Erstellung eines kritischen Apparates vorbereitet. Neben der in Buchform publizierten Edition wird eine digitale Plattform entwickelt, die den Online-Zugriff auf alle Daten erlaubt, die während der Arbeit an den ECM gesammelt werden. Dazu gehören vor allem die diplomatischen Transkripte aller in der ECM verwendeten Handschriften und die Datenbanken, auf denen die Editio Critica Maior beruht. In Kooperation mit dem Zentrum für Informationsverarbeitung der Universität Münster und der Universitätsbibliothek werden die Ausgangsdaten so gespeichert, dass eine ständige Verfügbarkeit garantiert ist.

Das Resultat

Im Jahre 1997 erschien die erste Teillieferung dieser Ausgabe. Inzwischen liegen die »Katholischen Briefe« (Jakobusbrief, Petrusbriefe, Johannesbriefe, Judasbrief) vor. Zurzeit sind die Apostelgeschichte und – in Kooperation mit dem International Greek New Testament Project – das Johannesevangelium in Vorbereitung. Neben der in Buchform publizierten Edition (jeweils mit den Teilbänden Text, Begleitende Materialien und Untersuchungen) wird eine digitale Plattform entwickelt, die den Online-Zugriff auf alle Daten erlaubt, die während der Arbeit an der ECM gesammelt werden. Dazu gehören vor allem die diplomatischen Transkripte aller in der ECM verwendeten Handschriften und die Datenbanken, auf denen die ECM beruht. Aber auch die Verbindung zu den Fotos im Virtuellen Handschriften-Lesesaal soll sukzessive möglich sein. Teil der digitalen Plattform werden auch Programme sein, die das Material erschließen und dem Nutzer die eigene Anwendung der Kohärenzbasierten Genealogischen Methode ermöglichen. Mit dem Band Katholische Briefe nimmt die ECM ihren Anfang. Die Teilbände Text und Begleitende Materialien sind inzwischen erschienen.

Siehe auch

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