- Leipzig Eilenburger Bahnhof
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Der Eilenburger Bahnhof war ein Bahnhof in Leipzig, der von 1874 bis 1942 als Personenbahnhof diente.
Geschichte
Im Jahr der Eröffnung des Eilenburger Bahnhofs, 1874, war Leipzig mit seinen bis dato fünf Bahnhöfen zu einem der führenden Eisenbahnknotenpunkte des Deutschen Reichs geworden. Zur Verbesserung ihrer Wirtschaftlichkeit fasste die Halle-Sorau-Gubener Eisenbahngesellschaft 1872 den Entschluss, die Messestadt an ihr Eisenbahnnetz anzuschließen. Nach langwierigen Verhandlungen erteilte die Sächsische Staatsregierung am 24. Dezember 1872 die erforderliche Konzession.
Anschließend wurde ohne Zögern mit dem Bau der Trasse nach Taucha und weiter nach Eilenburg begonnen. Die Eisenbahngesellschaft erwarb ein etwa 10 ha großes Betriebsgrundstück, das sich im Vergleich zu den anderen Leipziger Bahnhöfen weit außerhalb des Stadtzentrums in der damals noch selbständigen Gemeinde Reudnitz befand. Das etwa 900 m lange und 150 m breite Bahnhofsgelände wurde von der Eilenburger Straße, der Nostitzstraße (heute Reichpietschstraße), der Riebeckstraße und dem Gerichtsweg begrenzt. Am 1. November 1874 wurde der Bahnverkehr zwischen Leipzig und Eilenburg eröffnet.
Von 1874 bis 1876 wurde das zweigeschossige Empfangsgebäude des Eilenburger Bahnhofs errichtet. Der zweigeschossige, von Richard Steche entworfene Backsteinbau war 115 m lang und 18 m breit und beherbergte mehrere Warte- und Speisesäle. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 365.000 Mark.
Am 1. Mai 1915 wurde der bis dahin über den Eilenburger Bahnhof abgewickelte Fernverkehr in den neu erbauten Leipziger Hauptbahnhof eingebunden. Der Eilenburger Bahnhof war von da an nur noch Abfahrts- und Ankunftsbahnhof für Nahverkehrszüge nach und aus Eilenburg. Seine hauptsächliche Funktion bestand jedoch in der Güter- und Eilgutabfertigung sowie der Bahnmeisterei. Der letzte Personenzug verließ den Bahnhof am 2. November 1942 in Richtung Taucha.
In den folgenden Jahren wurden das Bahnhofsgelände teilweise und das Empfangsgebäude völlig durch Fliegerbomben zerstört. Aus diesem Grunde konnte die Anlage nach 1945 nur noch zur Güterabfertigung genutzt werden. Ab den 1960er Jahren wurden die Gebäude nach und nach abgerissen. Bis etwa 1973 wurden zum Eilenburger Bahnhof Überführungsfahrten mit bis zu 20 Wagen pro Zug durchgeführt. Bis zur Schließung bestand eine Überladerampe für Culemeyer-Straßenroller für die Versorgung der umliegenden Industriebetriebe. Das Gelände wurde zudem als Abstellplatz für die Bauzüge der Deutschen Reichsbahn und als Lagerplatz der Brückenmeisterei Halle genutzt. Letzter Anschließer am ehemaligen Streckengleis waren bis 1994 die Buchbindereimaschinenwerke Leipzig in Anger-Crottendorf. Kurz nach der Jahrtausendwende wurden die letzten Gleise, die Weichen an der Abzweigstelle Anger und die Brückenüberbauten über die Zweinaundorfer Straße ausgebaut.
Im Januar 1997 beschloss der Leipziger Stadtrat die Umwandlung des Geländes in eine Parkanlage. Anschließend wurde der Stadtteilpark Reudnitz angelegt, der später nach Lene Voigt benannt wurde. Dazu wurden Fuß- und Radwege sowie Sport- und Spielplätze geschaffen. Im unter Denkmalschutz stehenden Lokschuppen sollte eine Gaststätte entstehen. Für die Gestaltung des Stadtteilparks erhielt Leipzig im Jahre 2002 einen Preis im Wettstreit um die gelungenste „Erneuerung städtischer öffentlicher Räume“, der vom Zentrum für Zeitgenössische Kultur Barcelona und Architekturzentren in Paris, London, Rotterdam und Wien ausgelobt wurde.
Literatur
- Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Pro Leipzig, Leipzig, 2005, ISBN 3-936508-03-8
- Wolfram Sturm: Eisenbahnzentrum Leipzig. Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pro Leipzig, Leipzig, 2003, ISBN 3-9807201-9-5
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