Ein Mensch der Masse

Ein Mensch der Masse
Filmdaten
Deutscher Titel Ein Mensch der Masse (alternativ: The Crowd, Ein Mensch in der Masse)
Originaltitel The Crowd
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1928
Länge 104 Minuten
Stab
Regie King Vidor
Drehbuch King Vidor,
John V. A. Weaver
Produktion Irving Thalberg
Kamera Henry Sharp
Schnitt Hugh Wynn
Besetzung
  • James Murray: John Sims
  • Eleanor Boardman: Mary Sims
  • Bert Roach: Bert
  • Daniel G. Tomlinson: Jim
  • Dell Henderson: Dick
  • Estelle Clark: Jane
  • Ludy Beaumont: Marys Mutter
  • Freddie Burke Frederick: Sohn
  • Alice Mildred Fuller: Tochter

Ein Mensch der Masse ist ein US-amerikanisches Filmdrama von King Vidor. Der Film, wurde 1928 als Stummfilm gedreht. Die Premiere des Films fand am 18. Februar 1928 unter dem Originaltitel statt. In Deutschland wurde die Produktion erstmals am 1. April 1983 im deutschen Fernsehen (ZDF) gezeigt. Spätere Ausstrahlungen trugen unter anderem die Titel „Die Menge“ und „Ein Mensch in der Masse“.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

John Sims glaubt schon seit seiner Kindheit, dass er einmal eine wichtige Person werden wird. Johns Vater, der alles dafür getan hatte, dass es seinem Sohn gut gehen wird, starb schon in jungen Jahren. Der Tod brachte John dazu, für die restliche Familie sorgen zu müssen. Mit 21 Jahren ist John nun einer der vielen Angestellten der Atlas Versicherungsgesellschaft in New York. Sein Freund und Kollege Bert arrangiert für ihn ein Blinddate mit Mary, einer Freundin seiner Lebensgefährtin. Nach einem Abend auf einem Jahrmarkt in Coney Island macht John ihr einen Heiratsantrag. Sie stimmt zu, beide heiraten und verbringen ihre Flitterwochen an den Niagara-Fällen.

Die Frischvermählten ziehen in ein bescheidenes Appartement. Zu Heilig Abend kommen Marys schwerhörige Mutter und ihre Brüder Jim und Dick zu Besuch. Die wohlhabenden Brüder sind John gegenüber feindlich eingestellt. John geht zu Bert um etwas Alkohol zu besorgen. Dort ist eine Party im Gange, so dass John betrunken nach Hause kommt, lange nachdem die Gäste gegangen sind. Mary verzeiht John. Doch schon bald im neuen Jahr gibt es Streitereien über Marys Aussehen und das Appartement. Aller Streit ist vergessen, als Mary ihrem Mann erzählt, dass sie ein Kind erwarte. Im Oktober bekommt das Paar einen Sohn. John teilt Mary mit, dass die Geburt seines Sohnes der bislang fehlende Impuls sei, der ihn zu noch härterer Arbeit angetrieben hätte.

Nach fünf Jahren bekommen sie eine Tochter. Johns Gehalt ist in der Zeit nicht sonderlich gewachsen. Er ist immer noch einer von vielen Angestellten. Mary sagt ihm, dass sie nicht glaube, dass er jemals bekannt wird. John, der als Hobby Werbesprüche kreiert, nimmt an einem Wettbewerb teil und gewinnt 500 Dollar. John kommt heim mit Geschenken für Mary und seine Kinder. Mary ruft die Kinder, die auf der Straße spielen, heim. Das Mädchen wird von einem Lastwagen angefahren und stirbt. Während Mary sich nach einiger Zeit von dem Verlust erholt, bleibt John depressiv. Kurz bevor die Belegschaft der Versicherung zu einer Bootsfahrt mit Picknick aufbricht, kündigt John, ohne es Mary zu sagen. Am Picknick nehmen Mary und John aber noch teil. Mary fragt Bert, der mittlerweile aufgestiegen ist, nach Hilfe für John. Dadurch sieht sich John gezwungen, seiner Frau die Kündigung zu gestehen.

Mary steht ihm zur Seite und hilft ihm, sich zu bewerben. Doch John erhält nur Absagen, was Mary dazu bringt, eine Arbeit als Näherin anzunehmen. Marys Brüder bieten aus Mitleid John eine Arbeit an, was dieser jedoch zurückweist. Mary ist nun verärgert und nennt ihn einen Heuchler und Drückeberger. John trägt sich mit Selbstmordgedanken, doch der Gedanke an seinen Sohn hält ihn von der Tat ab. Er nimmt eine Anstellung als Werbefigur für ein Restaurant an, die er in früheren Zeiten abgelehnt hat. Als er heimkommt, sieht er Mary, die ihre Koffer packt. Sie will zu ihren Brüdern ziehen. Im Glauben, dass seine Pechsträhne nun zu Ende sei, hat John seiner Frau einen Blumenstrauß und Karten für eine Theatervorstellung gekauft. Er kann Mary überzeugen zu bleiben. John, Mary und ihr Sohn besuchen die Show. Dabei sehen sie, dass Johns Werbeslogan im Programmheft gedruckt ist. John und Mary genießen die Show und erwarten eine glücklichere Zukunft.

Kritiken

Das Lexikon des Internationalen Films beschreibt den Film als „bitteren Abgesang auf den amerikanischen Traum, der mit dem blanken Darwinismus kontrastiert wird, der nur den Stärksten ein Überleben in der Anonymität der Großstadt garantiert. Der romantisch-melancholische Sozialverismus des Film wirkte stilbildend und auch die Filmästhetik wies neue Wege – ein Meisterwerk des späten Stummfilms.“[1] Die Zeitschrift „Variety“ ist dagegen negativ eingestellt. Der Film sei „düster, ohne Handlung, scheußlich lang und erzähle nichts.“.[2] Der „Time Out Filmguide“ wiederum hält den Film für „einen von Vidors besten Filmen, ein Meisterwerk des Stummfilms, eine scharfe Betrachtung des Illusionismus des amerikanischen Traums.“[3] Auch „Channel 4“ lobt den Film als „Vidors Meisterwerk“ und seine „zynische Darstellung des amerikanischen Traums.“[4] Mick LaSalle vom „San Francisco Chronicle“ schreibt, der Film sei „kein leichter Film“. Er sei „ein Kunstfilm, der komplett außerhalb der Filmströmung zu jener Zeit steht.“[5] Das „Times Magazine“ hebt Vidors Regie als „ehrlich und feinfühlig“ hervor. Eleanor Boardman spiele ihre Rolle mit „beunruhigender Anmut“.[6]

Auszeichnungen

1929 wurde der Film in den Kategorien Bester Film und Beste Regie für den Oscar nominiert.

1989 wurde er in das National Film Registry des National Film Preservation Board aufgenommen.

Hintergrund

Der Film der MGM wurde im US-Bundesstaat New York gedreht. Das Studio wollte wegen der Weltwirtschaftskrise eine positives Ende des Filmes zeigen. Zu diesem Zweck drehte Regisseur Vidor neun verschiedene Fassungen für den Schluss.[7]

Die Geschichte des Films weist Parallelen zu Vidors eigenem Werdegang auf. Vidor war Angestellter bei Universal Pictures und schrieb unter einem Pseudonym heimlich Drehbücher für Komödien. Angestellten war es nicht erlaubt, eigene Drehbücher einzureichen. Als Vidor sich als Autor der Drehbücher zu erkennen gab, war er seinen Job als Büroangestellter los. Er wurde von Universal allerdings bald darauf als Comedy-Autor eingestellt.[8]

Cedric Gibbons und der später als Effekttechniker bekannte A. Arnold Gillespie sorgten für die Ausstattung des Filmes.

Der Komponist Carl Davis war ein Spezialist für die musikalische Neuvertonung von Stummfilmen. 1981 komponierte er die Musik dieses Films neu.

Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten waren King Vidor und Eleanor Boardman verheiratet.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.kabeleins.de/film_dvd/filmlexikon/ergebnisse/index.php?filmnr=30696
  2. http://www.variety.com/review/VE1117790159.html?categoryid=31&cs=1&p=0
  3. http://www.timeout.com/film/reviews/69898/the_crowd.html
  4. http://www.channel4.com/film/reviews/film.jsp?id=102444
  5. http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=/c/a/1995/11/08/DD53801.DTL
  6. http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,880965,00.html?internalid=atm100
  7. http://www.imdb.com/title/tt0018806/trivia
  8. http://www.tcm.com/tcmdb/title.jsp?stid=100&category=Articles

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