Eine Chance für Kinder

Eine Chance für Kinder

Eine Chance für Kinder ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich für die Vermeidung von Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung einsetzt. Schirmherrin der Stiftung ist seit 2008 Bettina Wulff, Ehefrau des Bundespräsidenten. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Unterstützung und Beratung durch Familienhebamme Schritt für Schritt in allen Bundesländern verfügbar zu machen.

Inhaltsverzeichnis

Gründung, Struktur und Finanzierung

Die Stiftung wurde im Jahr 2000 in Hannover von Prof. Dr. Adolf Windorfer (Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes a.D.) und seiner Frau Celia Windorfer gegründet. Sie wird von einem Vorstand geleitet und von einem Kuratorium beaufsichtigt. Prof. Dr. Adolf Windorfer ist Vorsitzender des Vorstands. Die Stiftung finanziert sich aus Stiftungserträgen, öffentlicher Förderung und eingeworbener Spenden. Da die Stiftung als gemeinnützig anerkannt ist, sind Spenden absetzbar.

Maßnahmen zur Hilfe

Die von der Stiftung ergriffenen Maßnahmen zur Verhinderung von Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung sind präventiv und verfolgen einen interdisziplinären Ansatz: Um werdenden Müttern bzw. Familien in sozial und psychologisch schwierigen Lebenssituationen so früh wie möglich Hilfe und Betreuung geben zu können, hat die Stiftung das System der „aufsuchenden Hilfe durch Familienhebammen“ etabliert. Familienhebammen sind von der Stiftung speziell für die gesamte Familie qualifizierte Hebammen. Die sogenannte niedrigschwellige „aufsuchende Arbeit“ der Familienhebammen besteht dabei neben den klassischen Tätigkeiten als Hebamme wie der Geburtsvorbereitung und Wochenbettbetreuung, vor allem in Unterstützung und Beratung der meist jungen Mütter und auch Väter.

Familienhebammen leiten Eltern nicht nur im Umgang mit dem Neugeborenen an und helfen bei der Strukturierung der täglichen Aufgaben als Mutter, bei Bedarf vermitteln sie auch Mutter-Kind-Kurse und unterstützen die Familien bei Amtsgängen, um die teils prekären Lebenssituationen der Mütter bzw. der Familien zu verbessern. Die Hilfe der Familienhebammen kann bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres des Kindes in Anspruch genommen werden. Die tägliche Arbeit der Familienhebammen wird in Niedersachsen von Familienhebammenzentralen unterstützt, deren Aufgabe es ist, ein Netzwerk auf kommunaler Ebene zu organisieren und alle für das Thema „Kindesschutz“ verantwortlichen Institutionen und Berufe einzubinden.

Zielgruppe der Familienhebammen sind Schwangere und junge Mütter/ junge Familien mit Säuglingen, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden (wie beispielsweise Suchtprobleme im näheren Umfeld oder gar eigene Suchtkrankheiten, soziale Vereinsamung, Depression) und mit ihrer Situation als Mutter überfordert sind – unabhängig davon, ob sie dem Jugendämtern bekannt oder unbekannt sind. Die Erfahrungen der Stiftung zeigen, dass durch die als selbstverständlich angesehene Arbeit der Hebammen ein Vertrauensverhältnis erwächst, das einen wichtigen Bestandteil der Arbeit der Familienhebammen bildet.[1] Berührungsängste wie oftmals gegenüber „helfenden“ Behörden wie z.B. Jugendämtern, sind kaum vorhanden.

Projekte

Nach ihrer Gründung führte die Stiftung zusammen mit dem Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration in den Jahren 2001- 2006 ein Pilotprojekt in Niedersachsen durch. In drei niedersächsischen Kommunen (Stadt Braunschweig, Landkreis Leer und Stadt Osnabrück) wurden Familienhebammen eingesetzt. Das Projekt wurde vom Institut für Entwicklungsplanung und Strukturplanung GmbH (ies) wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.[2] Die Ergebnisse wurden durchweg als positiv und überzeugend bewertet, so dass nach Ablauf der Projektphase in Niedersachsen die aufsuchende Hilfe in das reguläre niedersächsische Hilfesystem aufgenommen worden ist. Momentan sind in 42 von 60 niedersächsischen Kommunen Familienhebammen im Einsatz. In zehn Kommunen ist die Stiftung Träger der Hilfemaßnahme „aufsuchende Hilfe durch Familienhebammen“. Im April 2011 startete die Stiftung die Kampagne „Stark machen für die Schwächsten – Familienhebammen in Berlin“. In insgesamt vier Berliner Bezirken (Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Steglitz-Zehlendorf) werden je 3 Familienhebammen jungen Müttern und Familien Hilfe anbieten.

Das Hauptaugenmerk der Stiftung liegt auf der „aufsuchenden Hilfe“ für Mütter und Kinder durch Familienhebammen, daneben unterstützt die Stiftung weitere Projekte im Rahmen von Geburts- und Säuglingsbetreuung im Sudan und führt in Niedersachsen an Förder- und Hauptschulen die Unterrichtseinheit Lebens- und Sexualkunde durch.

Ausbildung zur Familienhebamme

Gemeinsam mit dem Hebammenverband Niedersachsen betreibt die Stiftung die Weiterbildungsstätte Familienhebammen, die im April 2011 die staatliche Anerkennung durch das Landessozialamt Niedersachsen erhielt. Nach der 400 Unterrichtsstunden fassenden Weiterbildung werden die Absolventinnen bundesweit die ersten staatlich anerkannten Familienhebammen sein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH/ Stiftung EINE CHANCE FÜR KINDER [Hg]: Aufsuchende Familienhilfe für junge Mütter – Netzwerk Familienhebammen, Projektbericht für die Jahre 2002 -2004; Hannover; 2005; S. 119f.
  2. Ebd.

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