Erich Jacob

Erich Jacob

Erich Jacob (* 22. Dezember 1907; † vor 1986[1]) war ein deutscher Polizeibeamter zur Zeit des Nationalsozialismus.

Leben und Wirken

Nach dem Schulbesuch, den er 1926 mit der Reifeprüfung beendete, besuchte Jacob – dem das eigentlich favorisierte Ingenieurstudium aus finanziellen Gründen unmöglich war – ab 1927 als Polizeianwärter die Polizeischule Treptow. Im selben Jahr wurde er zum Polizeiwachtmeister ernannt und 1928 wurde zur Bereitschaftspolizei Schneidemühl versetzt.

1934 bestand Jacob einen auf eigenen Wunsch absolvierte Polizeianwärterlehrgang beim Polizeiinstitut Charlottenburg mit der Note „gut“. Anschließend wurde er zum Leiter einer Dienststelle bei der Berliner Mordinspektion und am 15. März 1935 zum Kriminalkommissar ernannt. Im Herbst 1935 wurde Jacob zum Leiter des Abtreibungsdezernats der Berliner Kripo ernannt.

1936 wurde Jacob in die in diesem Jahr gegründete Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung berufen. In dieser Institution, mit deren Leitung zunächst Josef Meisinger betraut wurde und die organisatorisch als Referat II 2 S im Geheimen Staatspolizeiamt untergebracht war, übernahm Jacob die Leitung des Sachgebietes II 2 S (Bekämpfung der Abtreibung im Reichsmaßtabe). Nach der Gründung des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) wurde Jacob als Kriminalrat zum Nachfolger von Meisinger zum Leiter der nun im Amt V des RSHA untergebrachten Reichszentrale ernannt. In dieser Eigenschaft oblag ihm in den folgenden Jahren die reichsweite Koordination der polizeilichen Maßnahmen des NS-Staates zur Bekämpfung dieser Erscheinungen. Als Stellvertreter von Gerhard Nauck war Jacob seit 1940 zudem stellvertretender Leiter der Reichszentrale zur Bekämpfung der Sittlichkeitsdelikte.

Im Juli 1943 wurde die Reichszentrale reorganisiert: Jacob blieb ihr kriminalistischer Leiter, mit dem Psychiater Carl-Heinz Rodenberg wurde ihm ein wissenschaftlicher Leiter zur Seite gestellt, der einige seiner Befugnisse übernahm.

Literatur

  • Burkhard Jellonnek: Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich. Schöningh, Paderborn 1990.

Einzelnachweise

  1. Jürgen Müller: Ausgrenzung der Homosexuellen aus der "Volksgemeinschaft" : die Verfolgung der Homosexuellen in Köln 1933–1945. Emons, Köln 2003, S. 240, FN. 62.

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