EuroFIRST PIRATE

EuroFIRST PIRATE
Typhoon mit PIRATE

Der EuroFIRST PIRATE (englisch Passive Infra-Red Airborne Track Equipment) ist der Infrarotsensor der Eurofighter Typhoon. Er wird vom EuroFIRST Konsortium, bestehend aus Selex Galileo, Thales Group und Tecnobit hergestellt. Aufgrund des extrem hohen Preises von 1,4 Millionen Euro pro Sensor wird nicht jeder Typhoon damit ausgerüstet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Der Eurofighter wurde anfangs für den Luftkampf mit Beyond Visual Range Air-to-Air Missiles (BVRAAM) unter starken gegnerischen elektronischen Gegenmaßnahmen optimiert, dies resultierte aus den Anforderungen des Kalten Krieges. Um die Störfestigkeit des Kampfflugzeugs zu erhöhen wurde die Einrüstung eines Infrared-Search-and-Track-Systems (ISAT-System) beschlossen. Da der Eurofighter in der Regel im EMCON-Modus (engl. Emission Control) mit abgeschaltetem Radar fliegt, um nicht durch Radarwarnempfänger entdeckt zu werden, findet das Aufspüren von Zielen ausschließlich passiv statt, hauptsächlich durch Praetorian und PIRATE.

Der Auftrag hierzu wurde 1992 an das EuroFIRST-Konsortium vergeben, welches von Selex Galileo (Italien, früher FIAR) angeführt wird und THALES Optronics (Großbritannien, früher Pilkington Optronics) und TECNOBIT (Spanien) als Subauftragnehmer beinhaltet. Der erste PIRATE-Sensor wurde am 2. August 2007 in einem Tranche 1 Block 5 Flugzeug an die Aeronautica Militare ausgeliefert.[2] Während Italien alle Typhoon's mit PIRATE ausstatten möchte, verzichtet Österreich vollständig darauf.

Galileo Avionica entwickelte eine kommerzielle Version des PIRATE, genannt IRST-C, welche auf anderen Kampfflugzeuge eingerüstet werden kann. Die Marineversion SASS (Silent Acquisition Surveillance System) wird auf dem Flugzeugträger Cavour (550) und den FREMM-Fregatten zum Einsatz kommen.[2]

Technik

Grundlagen

PIRATE ist ein passiver, drehbarer, gekühlter Infrarotsensor mit hoher Auflösung, was auch als abbildendes Infrarot bezeichnet wird.[3] Er arbeitet in den Wellenlängen von 3 bis 5 µm und von 8 bis 11 µm und befindet sich links vor dem Cockpit.[4] Durch die niedrige Betriebstemperatur des CCD-Sensors werden auch kleine Temperaturunterschiede sichtbar, wodurch nicht nur der heiße Abgasstrahl eines Triebwerks, sondern auch der durch Reibung erhitzte Flugzeugrumpf sichtbar wird.[5] Der maximale Elevations- und Azimutwinkel ist geheim. Die Reichweite beträgt je nach Witterung ungefähr 90 km, technisch sind bis zu 150 km denkbar. Die Zielidentifizierung kann aus mehr als 40 Kilometern erfolgen. Allerdings beeinflusst die Wetterlage die Leistung der infrarotgestützten Zielsuche und Zielverfolgung erheblich.[6] Der PIRATE-Infrarotsensor arbeitet dabei wie ein Radar im Track-while-scan-Modus mit Look-up- bzw. Look-down-Fähigkeit, nur ohne dabei Emissionen auszusenden. Laut Herstellerkonsortium ist es dabei möglich rein passiv die Entfernung zu bestimmen, das Ziel zu identifizieren und zu priorisieren.[7][8] Dies könnte beispielsweise über einen Abgleich von Abbildungsgröße, Zoomstärke, Wetterverhältnissen und Emissivität des Ziels mit einer digitalen Bildbibliothek erfolgen, wie in einem Patent aus dem Jahre 1992 gezeigt wird.[9] Damit ist zumindest der Einsatz infrarotgesteuerter Luft-Luft-Lenkwaffen möglich.[3][6] Die Verarbeitungsgeschwindigkeit liegt bei 24 Millionen Pixel pro Sekunde. Die Ergebnisse werden zur Sensorfusion über einen optischen Datenbus nach STANAG 3910 mit bis zu 1.000 Mbit/s an das Attack and Identification System (AIS) weitergesendet.[3][10]

Einsatzmodi

Folgende Betriebsmodi stehen zur Verfügung, welche sowohl in der Luft-Luft als auch in der Luft-Boden-Rolle verwendet werden können:[6][3]

  • Multiple Target Track (MTT): Der Raum vor dem Flugzeug wird nach möglichen Zielen abgesucht. Es können bis zu 200 Ziele gleichzeitig verfolgt werden, auch als Track While Scan – IRST mode bezeichnet. Bei mehreren Zielen findet eine automatische Prioritätenreihung statt.
  • Sector Acquisition: PIRATE und ein anderer Sensor (CAPTOR/Praetorian) suchen gemeinsam nach Zielen in einem Sektor. Wird ein Ziel gefunden, wechselt PIRATE automatisch in den STT- oder STTI-Modus.
  • Slaved Acquisition: PIRATE schaltet sich auf ein Ziel, dessen Position über das MIDS zum Typhoon gesendet wurde. Wird das Ziel gefunden, wechselt er automatisch in den STT- oder STTI-Modus.
  • Single Target Track (STT): Im STT-Modus verfolgt PIRATE ein Ziel mit hoher Präzision.
  • Single Target Track Ident (STTI): In diesem Modus kann das Ziel auch vom Piloten visuell auf dem MHDD identifiziert werden, die Auflösung pro Pixelpunkt ist besser als beim EuroRADAR CAPTOR.

Der IRST-Sensor kann auch mit der Kopfbewegung des Piloten gekoppelt werden. Der Sensor schaut dann dorthin wo der Pilot hinsieht, das FLIR-Bild wird auf das Helmdisplay projiziert. Dies dient als Nachtflug-, Angriffs- und Landehilfe.[11]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.doppeladler.com/oebh/eurofighter.htm?eurofighter_tech.htm
  2. a b 1st Eurofighter with PIRATE IRST Radar Delivered to Italian Air Force - air-attack.com
  3. a b c d http://typhoon.starstreak.net/Eurofighter/sensors.html
  4. http://eurofighter.airpower.at/sensorik-pirate.htm
  5. PIRATE IRST:B-2, ICU
  6. a b c http://www.bmlv.gv.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=807
  7. Hersteller-pdf: Passive ranging data are also available.
  8. Hersteller-pdf: provides the on board Attack & Ident. computer with target positional, velocity, acceleration, approach/recede etc. data.
  9. http://www.freepatentsonline.com/5282013.pdf
  10. http://eurofighter.airpower.at/technik-avionik.htm
  11. http://eurofighter.airpower.at/sensorik-pirate.htm

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