Expo Express

Expo Express
Expo Express

Der Expo Express (franz.: l'express Expo) war eine oberirdisch verlaufende Schnellbahn, die zur Weltausstellung Expo 67 in Montreal errichtet worden war.

Die 5,7 Kilometer lange Strecke war Teil der Montrealer U-Bahn und kostete rund 18 Millionen kanadische Dollar. Ein Zug konnte bis zu 1000 Besucher stündlich befördern und steuerte je Fahrtrichtung fünf Stationen an. Nach der Weltausstellung ging die Bahn in den Besitz der Stadt Montreal über und die Züge verkehrten auf einer verkürzten Route, bis ihr Betrieb im Jahr 1972 ganz eingestellt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Gegensatz zur Einschienenbahn Minirail, die nur innerhalb des Weltausstellungsgeländes verkehrte, verwendete der Expo Express konventionelle U-Bahn-Technik mit zwei Schienen und für den Antrieb eine Stromschiene und folgte damit demselben Prinzip wie die Torontoer U-Bahn. Die Bahn verkehrte von April 1967 bis Oktober 1972. Nach der Betriebseinstellung wurden noch einige Züge bis zum Sommer 1979 in einem Lokschuppen am Freizeitpark La Ronde deponiert. Als man mit dem Bau einer temporären Linie zur Halbinsel Cité du Havre begann, wurden sie auf den Montrealer Hafen verschoben.

Heute besteht noch die Gelbe Linie (→ Linien der Métro Montréal), die von der Île de Montréal ans Ostufer des Sankt-Lorenz-Stroms nach Longueuil führt. Es gab mehrere Versuche, die Originalzüge des Expo Expresses weiter zu verwenden: Nachdem sie in den späten 1980er Jahren vom Hafen in eine Lagerhalle nach Les Cèdres gebracht wurden und dort auch keine Verwendung für sie gefunden worden war, wurden sie schließlich Mitte der 1990er Jahre verschrottet.

Rollmaterial und Technik

Innenansicht

Die Züge waren eine modifizierte Version der sogenannten H-Serie des britischen Flugzeugbauers Hawker Siddeley Canada Limited in Thunder Bay, die ihr Geschäftsfeld 1957 auf die Herstellung von Lokomotiven und elektrischer Ausrüstung ausweitete. Auch die Torontoer U-Bahn verwendet dasselbe Rollmaterial, jedoch mit dem Unterschied, dass die Flanken des Expo Express' jeweils mit einer Tür weniger ausgestattet und seine Enden stromlinienförmig geformt waren.

Der Expo Express war das erste vollautomatische Nahverkehrssystem in Nordamerika. Das dafür verwendete System ATO (von Automatic Train Operation / automatisierter Fahrbetrieb) basierte auf dem Prinzip des Tonfrequenzgleisstromkreises, das vom amerikanischen Unternehmen für Zugsicherung Union Switch & Signal eingerichtet worden war. Die Tatsache, dass der Zug vollautomatisch verkehren konnte, war während der Weltausstellung allerdings allgemein nicht bekannt. Man unterließ eine breite Bekanntmachung, weil man fürchtete, dass sich die Besucher ansonsten nicht trauen würden, sich von einem computergesteuerten Zug befördern zu lassen. Um die Fahrgäste nicht zu beunruhigen, setzte man an die Spitze jedes Zuges einen Mitarbeiter, der jedoch nur die Türen des Zuges bediente.

Die Zugflotte bestand aus insgesamt 48 Wagen, die zu je sechs Zügen mit sechs Waggons zusammengestellt wurden.[1] Jeder Waggon verfügte über 80 Sitze[2]und rund 90 Stehplätze. Der Expo Express fuhr mit konventionellen Stahlrädern, im Gegensatz zur Montrealer U-Bahn, die gummibereifte Züge einsetzte.

Streckenführung

Streckenplan

Die Linie begann am Place d’Accueil auf der Halbinsel Cité du Havre und hatte folgende Stationen, die teilweise nur in eine Richtung benutzbar waren:

Die Linie führte grundsätzlich zweigleisig außer auf einem kurzen eingleisigen Streckenabschnitt am Place d’Accueil, wo die Besucher auf der einen Seite des Zuges ausstiegen und auf der anderen einstiegen. Wenn der Zug zur Endhaltestelle auf die Île Sainte-Hélène gebracht wurde, wurde der Expo Express ebenfalls nur eingleisig betrieben. Nördlich der Île Notre-Dame wurde die Linie für den Bau des olympischen Beckens demontiert. Die Anlagen zur Instandhaltung der Bahn befanden sich am Haltepunkt La Ronde.

Literatur

  • Official Expo 1967 Guide Book. MacLean-Hunter Publishing Co. Ltd. Toronto 1967, S. 16.
  • Monika Meyer-Künzel: Städtebau der Weltausstellungen und Olympischen Spiele: Stadtentwicklung der Veranstaltungsorte, Dölling und Galitz 2001, ISBN 978-3933374899, S. 259.
  • American Institute of Planners (Hrsg.): Journal of the American Institute of Planners, The Institute 1967, Ausgabe 33, ISSN 0002-8991, S. 269.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Meyer-Künzel, S. 259.
  2. American Society of Civil Engineers (Hrsg.): Civil engineering ASCE, Ausgabe 37, 1967, ISSN 0360-0556, S. 42.

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