- Florian Rotaru
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Florian Rotaru (auch Ovidiu Florin Rotaru) war ein rumänischer Kryptograph im Dienste des Auslandsgeheimdienstes DIE, der im November 1980 eine diplomatische Affäre auslöste. Von seinem Arbeitsplatz in der rumänischen Botschaft in Wien entwendete er geheime Dokumente und lief zu westlichen Geheimdiensten über. Dadurch wurde später publik, dass hochrangige österreichische Beamte dem rumänischen Geheimdienst Informationen zukommenlassen hatten.
Überläufer
Florian Rotaru arbeitete für den rumänischen Auslandsgeheimdienst Departamentul de Informații Externe (DIE), bzw. beim Centrul de Informații Externe (CIE) als Kryptograph in der Botschaft der Sozialistischen Republik Rumänien in Wien. Er war zuständig für die verschlüsselte Übermittlung von Nachrichten nach Bukarest. Dadurch hatte er Zugang zu geheimen Dokumenten.
Am 23. November 1980 beschloss er überzulaufen. Er packte einen Sack voll mit geheimen Dokumenten aus der Botschaft, insgesamt 50 kg, und tauchte damit unter. Kurz darauf nahm er Kontakt zu den Behörden der BRD auf und wurde von diesen in Westdeutschland vor dem Zugriff rumänischer Geheimdienste versteckt. Der Bundesnachrichtendienst übergab die erbeuteten Dokumente umgehend an die amerikanischen Verbündeten, wohin auch Rotaru später übersiedelte.[1]
Geheimdienstskandal in Österreich
Zwei Monate danach gab die CIA einige Details aus den untersuchten Dokumenten bekannt. Dadurch wurden rumänische Agenten in Österreich enttarnt, was schließlich zum Abzug von drei Personen aus der rumänischen Botschaft in Wien führt. Viel brisanter war jedoch die Information, dass mindestens zwei Mitarbeiter der österreichischen Stapo (damals offiziell: Polizeiabteilung I) Informationen an rumänische Geheimdienste weitergegeben hätten. Genannt wurden der Abteilungsinspektor Josef Czernanski (Kodename: Costea), sowie der Leiter der Fremdenpolizei Hofrat Edgar Berger. Die österreichische Tageszeitung Kurier berichtete am 30. Jänner 1981 darüber, ebenso Die Presse, sowie das westdeutsche Wochenmagazin Der Spiegel.[2] Dabei wurde der Namen des übergelaufenen rumänischen Agenten als "Florian Rotaru" genannt.[3] Auch in der New York Times erschien eine kurze Nachricht in der dieser Name genannt wurde.[4] Spätere rumänische Quellen nennen ihn auch "Ovidiu Florin Rotaru", was glaubhafter ist, da Florian kein typisch rumänischer Vorname ist.[5] Später wurden die Anschuldigungen auf Franz Ehrenreich ausgeweitet, was besondere Brisanz hatte, da dieser der persönliche Sicherheitschef und Leibwächter des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky war.
In der Folge wurden insgesamt 12 österreichische Funktionäre genannt, sowohl aus dem Polizeiapparat, wie auch aus dem Justiz- und dem Unterrichtsministerium. Laut österreichischen Gesetzen war jedoch nur dann eine Geheimdiensttätigkeit illegal, wenn sie explizit gegen die Republik Österreich gerichtet war. Dennoch entstand für die österreichischen Geheimdienste ein Image- und Vertrauensverlust gegenüber den NATO-Diensten, der nur wenige Monate später im Juni 1981 durch die Affäre um den Tschechen Josef Hodic weiter angetrieben wurde. Im Zusammenhang mit der Rotaru-Affäre wurden im März 1981 ein hochrangiger österreichischer Polizeichef seines Amtes enthoben.[6]
Drei Jahre später können dem rumänischen Diplomaten Constantin Constantinescu durch die Rotaru-Dokumente Verbindungen zum internationalen Terroristen Carlos nachgewiesen werden, der einen Bombenanschlag auf Radio Free Europe verübt hatte. Constantinescu und fünf weitere rumänische Diplomaten mussten im März 1984 aus der rumänischen Botschaft in Bonn abgezogen werden, 10 Tage vor dem Staatsbesuch Nicolae Ceaușescus in der BRD.[7]
Danach bricht die Berichterstattung im Zusammenhang mit den Rotaru-Dokumenten ab und über weitere Konsequenzen ist nichts bekannt. Es ist zu vermuten, dass der übergelaufene rumänische Agent unter anderem Namen in den USA weiter lebte.
Einzelnachweise
- ↑ Hotnews.ro: Defectarile lui Nicolae Plesita, vom 29. Juli 2005 (Rumänisch)
- ↑ Ziariul Financiar: Diplomatii si spionajul (X), vom 17. August 2007 (Rumänisch)
- ↑ Der Spiegel: Österreich - Kommando Kranzschleife, (Heft 34/1981)
- ↑ New York Times: Espionage Case in Austria (31. März 1981)
- ↑ Ziariul Financiar: Diplomatii si spionajul (X), vom 17. August 2007 (Rumänisch)
- ↑ Dennis Deletant: Ceauşescu and the Securitate: coercion and dissent in Romania, 1965-1989, M.E. Sharpe, 1995, ISBN 9781563246333
- ↑ Ziariul Financiar: Diplomatii si spionajul (X), vom 17. August 2007 (Rumänisch)
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