Florindo (Händel)

Florindo (Händel)
Werkdaten
Titel: Florindo
Originaltitel: Der beglückte Florindo
Form: frühe deutsche Barockoper
Originalsprache: deutsch, italienisch
Musik: Georg Friedrich Händel
Libretto: Hinrich Hinsch
Uraufführung: Januar 1708
Ort der Uraufführung: Theater am Gänsemarkt, Hamburg
Ort und Zeit der Handlung: mythische Zeit und Ort (Thessalien, 6. Jh. v. Chr.)
Personen
  • Phoebus, verliebt in Daphne
  • Daphne, Tochter des Flussgottes Pineus, versprochen an Florindo
  • Florindo, Sohn des Flussgottes Enipheus , versprochen an Daphne, heimlich geliebt von Alfirena
  • Lycoris, Nymphe, verliebt in Florindo
  • Damon, Schäfer, verliebt in Lycoris
  • Galathea, alte Nymphe, Daphnes Vertraute
  • Alfirena, Tochter des Flussgottes Apidinus, heimlich verliebt in Florindo
  • Tyrsis, edler Schäfer aus Arcadien, Damons Freund
  • Cupido, Liebesgott
  • Vulcanus, Feuergott
  • Pineus, Daphnes Vater, Flussgott
  • Enipheus, Florindos Vater, Flussgott
  • Schäfer, Schäferinnen, Zyklopen, Tritonen, Najaden

Der beglückte Florindo (HWV 3) ist Georg Friedrich Händels dritte Oper, deren Musik zum größten Teil verschollen ist.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die ursprünglich für einen Abend vorgesehene Oper „Florindo und Daphne“ (in Hamburg wurden diese immer als Singspiel angekündigt) entstand bereits 1706 im Auftrag von J. H. Saurbrey, der ab 1707 das Theater am Gänsemarkt als Pächter übernahm. Über die Ursachen, die zur Teilung der ursprünglichen Anlage des Werkes in zwei selbständige Abschnitte führten, unterrichtet das Vorwort zum Libretto von „Florindo“, in dem es u.a. heißt: „... Weil aber die vortreffliche Music, womit diese Opera gezieret, etwas gar zu lang gefallen, und die Zuschauer verdriesslich machen möchte, hat man für nöthig erachtet, das gantze Werck in zwey Theile zu setzen; davon das Erste das zu den Ehren des Apollons angestellete Fest Pythia, und die an demselben Tage geschehene Verlobung des Florindo mit der Daphne vorstellet; und also den Namen des Glücklichen FLORINDO von dieser vornehmsten Handlung bekommen; Der andere Theil wird der Daphnen Halßstarrigkeit gegen des Phoebus Liebe, wie auch ihren empfundenen Abscheu für aller Liebe, und endlich ihre Verwandlung in einen Lorbeer-Baum fürstellen, und davon den Namen der Verwandelten DAPHNE erhalten.“

Die Libretti zu „Florindo" und „Daphne", deren Sujet Hinrich Hinsch vermutlich einer bisher nicht identifizierbaren italienischen Quelle entnahm, enthalten jeweils mehrere Arien in der Originalsprache. Da die Partituren beider Opern verlorengingen, dürfte Händel seine Autographe in Hamburg zurückgelassen haben.[1] Er verließ Hamburg vermutlich im Sommer 1706 und hat seine Doppeloper niemals gehört. Die musikalische Leitung der Uraufführungen lag höchstwahrscheinlich in den Händen von Christoph Graupner, der von 1705 bis 1709 Cembalist und Kapellmeister am Hamburger Opernhaus war.

Handlung

1. Akt

Apollo tötet den Python
(Virgil Solis).

In einer schönen Landschaft findet das Dankfest zu Ehren des Gottes Phoebus (Apollo) statt. Dieser hat den grausamen Drachen Python erlegt. Auf dem Fest erscheint auch Cupido und als dieser übermütig von Phoebus verspottet wird, schwört er Rache. Daphne, die Geliebte des Florindo und diesem auch schon versprochen, trifft am Rande des Festes Phoebus und der Sohn des Zeus verliebt sich in die Tochter des Flussgottes Pineus. Alfirena besingt ihre unglückliche Liebe zu dem schon vergebenen Florindo. Dieser trifft sich unterdessen mit seiner Braut zu einem Schäferstündchen und beide beschliessen, noch heute die Hochzeit in die Wege zu leiten. Die Nymphe Lycoris, die ebenfalls in Florindo verliebt ist, wird wiederum vom Schäfer Damon angeschmachtet. Aber sie werben aneinander vorbei und ergehen sich in ihrem jeweiligen Liebeskummer. So endet der erste Akt mit zwei Liebeskranken, die nicht zu trösten sind.

2. Akt

An der Mündung des Enipheus in den Pineus bitten Daphne und Florindo ihre Väter Pineus und Enipheus mit Erfolg um die Einwilligung zu ihrer Vermählung. Als Florindo wieder allein ist, versucht sich Lycoris ihm zu nähern. Sie wirbt aber erfolglos um seine Liebe, während die ebenfalls in Florindo verliebte Alfirena ihren Schmerz für sich behält. Sie will diese Liebe für sich tragen und keinen Angriff auf seine Tugend wagen. Als sich nun Daphne und Phoebus treffen, greift Cupido wieder im Lenken der Liebesgeschicke ein. Er hält sich dabei im Verborgenen und kann verfolgen, wie sich die beiden näher kommen. Daphne bekennt Phoebus, dass sie zwar den Glanz und die Pracht seiner Macht im Himmel, in den Wolken und auf Erden kennt und auch weiß, dass ihr durch ihn großes Glück beschieden sein wird, jedoch: „Wer sich dem Feuer naht, verlieret sein Gesicht“ . Dennoch ist sie sich bewusst, dass ihr Herz schmilzt und ihr Geist anfängt, neue Glut zu fangen. Aber gewonnen hat Phoebus noch nicht. Er tröstet sich auf spätere Zeit, während Daphne, allein geblieben, verzweifelt ihre beiden Möglichkeiten abwägt. Alfirena, die Florindo immer noch liebt, weiß von den vorgenannten Ereignissen noch wenig. Weil Florindo seine ihm elterlich versprochene Daphne liebt, will Alfirena ihre Traurigkeit allein tragen. Die näher gekommene Daphne sieht ihr die Betrübnis an und durch diese erfährt Alfirena nun, dass die geplante Vermählung am nächsten Morgen stattfinden soll. Aber Daphne ist die Unsicherheit anzumerken.

3. Akt

In der Schmiede des Feuergottes Vulcanus empfängt dieser Cupido und beide verabreden, Phoebus‘ Liebe zu der sich immer noch wehrenden Daphne nicht zu unterstützen. Der von Vulcanus zu schmiedende Pfeil soll Daphnes Liebe in Hass versetzen, denn niemand von den Göttern möchte Daphne an der Seite Phoebus‘ vom Himmel aus regieren sehen. Cupido freut sich, dass seine Rache an Phoebus gelingen wird. Lycoris besucht Alfirena, als diese sich in Todeswehmut von dem Gedanken verabschiedet, Florindos Zuneigung doch noch zu bekommen und vermutet, dass neben ihr nun auch noch Alfirena dem Florindo verfällt. In einer sich anbahnenden Aussprache erfährt Lycoris, dass sie recht hat, gibt aber gleichfalls zu, Florindo zu lieben. Ob der sich abzeichnenden Ausweglosigkeit befreunden sich beide. Damon findet seine angebetete Lycoris schlafend im Gras. Er will sie beschützen und verhindern, dass ihr jemand etwas Böses tut. Tyrsis kommt dazu und ist erstaunt über die hütende Sorgfalt, fürchtet aber auch negative Auswirkungen, die schließlich soweit gehen, dass Damon eine Fliege auf Lycoris Gesicht als verwandelten Jupiter vermutet, der seine „geile Brunst" kühlen möchte. Damon versucht vergeblich, die Fliege mit der Hand zu fangen, statt dessen schlägt er ungewollt in das Gesicht der zornig aufspringenden Lycoris. Damon springt vor Schreck hinter einen Baum. Tyrsis versucht, Lycoris zu beruhigen und zu überreden, Damon einige gute Worte und Gesten zu zeigen. Damit sei er wohl zufrieden. Die Hochzeitsfeier von Florindo und Daphne beginnt. Alfirena, Galathea, Tyrsis, Lycoris und der ganze Chor der Schäfer erscheinen. Florindo begrüsst weiterhin die Schar der Nymphen. Vom Himmel steigt jetzt sogar Phoebus und lässt sich von der Hochzeitsgesellschaft feiern. Mit diesem trügerischen Happy-End schließt der erste Teil der Doppeloper „Florindo und Daphne“.

Musik

Bühne des Theaters am Gänsemarkt, Kupferstich von Th. Lediard, 1724

Die in der „Newman Flower Collection“ überlieferten Instrumentalbegleitungen von fünf Sätzen, deren Systeme weder Singstimmen noch Textbeginn wiedergeben, tragen dort den Vermerk „Florindo del Sigr. G. F. Handel“. Infolge des jeweils fehlenden Vokalparts lässt sich jedoch nicht mehr mit Sicherheit feststellen, um welche Texte der beiden Libretti es sich bei diesen Stücken handelt. Vom Rhythmus bzw. von der Deklamation her könnten mehrere Arientexte den Themenköpfen unterlegt werden.

In der Aylesford Collection, die Charles Jennens von Händels Hauptkopisten zusammenstellen liess, befindet sich als Kopie von John Christopher Smith junior (ca. 1730) und Schreiber „Si“ in einem Sammelband eine Anzahl von Instrumentalsätzen (HWV 352-354), die vermutlich Fragmente der beiden verschollenen Opern sind. Diese Tanzsätze bilden einfache Suitenfolgen. Da aus den gedruckten Libretti ersichtlich ist, dass der Anteil an Ballettsätzen in beiden Opern relativ gross war, handelt es sich bei diesen Suiten infolge der stilistischen Einheitlichkeit aller Sätze, ihrer offensichtlichen thematischen Substanzgemeinschaft untereinander sowie mit anderen frühen Werken Händels und ihrer Überlieferung in Quellen gemeinsamer Provenienz mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Zusammenstellung von Chor- und Ballettsätzen aus beiden Opern.[2]

Somit wären 17 musikalische Nummern (wenn auch nicht vollständig) aus beiden Opern erhalten.

Literatur

  • Albert Scheibler: Sämtliche 53 Bühnenwerke des Georg Friedrich Händel, Edition Köln 1995, ISBN 3-928010-05-0
  • Bernd Baselt: Händel-Handbuch: Band 1, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1978, ISBN 978-3-7618-0610-4
  • Bernd Baselt: Händel-Handbuch: Band 3, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1986, ISBN 978-3-7618-0716-3

Einzelnachweise

  1. Bernd Baselt: Händel-Handbuch: Band 1, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1978, S.63
  2. Bernd Baselt: Händel-Handbuch: Band 3, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1986, S.125f.

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