Lodovico Fogliano

Lodovico Fogliano

Lodovico Fogliano (* Datum unbekannt, etwa zwischen 1470 und 1480 in Modena; † zwischen 1538 und 1542, Sterbeort unbekannt) war italienischer Musiktheoretiker, Komponist, Sänger und Humanist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über sein Leben ist sehr wenig bekannt. Er war der jüngere Bruder des italienischen Komponisten und Organisten Giacomo Fogliano. Er war Mitglied der Hofkapelle des Herzogs Ercole I. d'Este von Ferrera und 1493 nachweislich Sänger im Domchor von Modena. Nachdem Josquin des Près in Ferrera die Position des Hofkapellmeisters eingenommen hatte, taucht er 1503 und 1504 wieder in den Besoldungslisten der Hofkapelle auf. Ferner gibt es eine Quelle, nach der L. Fogliano als Sänger der Capella Giula an St. Peter 1513 und 1514 in Rom aufgetreten ist. Später scheint er sich in Venedig, wo er seine einzige veröffentlichte Komposition und sein theoretisches Hauptwerk drucken ließ, aufgehalten zu haben.Zu seinem Lebensende aber finden wir ihn wieder in Modena, da der Verleger Caterino Ferri dort die Druckerlaubnis für ihn aufrührerisches Werk Refugio de' dubitanti eingereicht hatte, das dann aber vermutlich aufgrund seines Todes nicht zu Abdruck kam.

Werk

An Kompositionen ist kaum etwas erhalten, zumal nur ein Werk, das Quodlibet Fortuna d'un gran tempo zu seinen Lebzeiten gedruckt wurde. Sein schöpferisches Hauptinteresse lag im theoretischen Durchdringen der Musik, insbesondere in der Bestimmung und Anordnung des Tonmaterials. In seinem theoretisches Hauptwerk Musica theorica errechnet Fogliano eine 14 stufige Tonleiter, in der die diatonische Leiter, wie sie später von Zarlino bestimmt wurde, enthalten ist und wie sie durch Anwendung der zweiten harmonischen Teilung auf die Quinte zu denken ist. In seinen Überlegungen hat sich Fogliano besonders auf Schriften von Aristoteles und Boethius berufen. Man weiß von Fogliano, dass er viele Werke von Aristoteles ins Italienische übersetzt hat. Über die Benutzung der harmonischen Teilung von Oktave und Quinte hinausgehend hat Fogliano außerdem dem menschlichen Harmonieempfinden eine besondere Rolle zugespielt und dazu seinen numerus sonorus entwickelt, der allerdings von seinen theoretischen Nachfolgern wie Zarlino nicht weiter genutzt wurde. [1]

Literatur

  • Frieder Rempp, Artikel Lodovico Fogliano in: MGG, Personenteil, Bd. 6, Bärenreiter,Kassel 2001, ISBN 3-7618-1110-1.
  • Claude V. Palisca, Artikel Fogliano, Lodovico, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Allgemeine Enzyklopädie der Musik, herausgg. von Friedrich Blume, Deutscher Taschenbuchverlag, Bärenreiter Verlag, Kassel 1955/1989.
  • G. Roncaglia, In memoria die Lodovico Fogliano nel 4 centenario della morte, in: Atti e memorie della Reale accademia di szience, lettere ed arti die Modena 5/4, 1939, 44ff.

Referenzen

  1. Vgl. Frieder Rempp, Elementar- und Satzlehre von Tinctoris bis Zarlino, in: Fr. Zaminer (Hg.) Hören, Messen Rechnen in der frühen Neuzeit, 1987, S.39-220.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gioseffo Zarlino — (* 22. März 1517 in Chioggia; † 14. Februar 1590 in Venedig) war ein italienischer Kapellmeister, Musiktheoretiker und Komponist. Zarlino studierte bei Adrian Willaert in Venedig. 1565 trat er die Nachfolge von Cypriano de Rore als Ka …   Deutsch Wikipedia

  • Frottola — The frottola was the predominant type of Italian popular, secular song of the late fifteenth and early sixteenth century. It was the most important and widespread predecessor to the madrigal. The peak of activity in composition of frottole was… …   Wikipedia

  • Liste der Komponisten/F — Komponisten klassischer Musik   A B C D E F G H I J K L …   Deutsch Wikipedia

  • Frottola — Frottole La frottole, ou frottola en italien[1] (du latin médiéval « frocta », amas d éléments divers), est une forme poético musicale florissante en Italie au début de la Renaissance[2]. C était le style prédominant des chansons… …   Wikipédia en Français

  • Frottole — La frottole, ou frottola en italien[1] (du latin médiéval « frocta », amas d éléments divers), est une forme poético musicale florissante en Italie au début de la Renaissance[2]. C était le style prédominant des chansons populaires… …   Wikipédia en Français

  • Frottola — La frottola fue el tipo de música popular predominante en Italia como canción secular durante el Siglo XV y principios del Siglo XVI. Fue el más importante y difundido predecesor del Madrigal. La cumbre de composición de las frottolas fue el… …   Wikipedia Español

  • Meantone temperament — is a musical temperament, which is a system of musical tuning. In general, a meantone is constructed the same way as Pythagorean tuning, as a stack of perfect fifths, but in meantone, each fifth is narrow compared to the ratio 27/12:1 in 12 equal …   Wikipedia

  • Liste der Dogen von Genua — Die Dogen von Genua waren Herrscher der unabhängigen Stadtrepublik Genua in Norditalien. 1339 wurde in Genua nach venezianischem Vorbild das Dogenamt eingeführt. Der erste Doge war Simone Boccanegra. Durch eine Verfassungsänderung Andrea Dorias… …   Deutsch Wikipedia

  • Anexo:Dogo de Génova — Bandera de Génova. En la lista de los dogos de la República de Génova están incluidos los periodos de las llamadas designados y de los gobernadores. Las listas siguientes distinguen a los dogos elegidos a perpetuidad (de 1339 a 1527) y los… …   Wikipedia Español

  • Chronological list of Italian classical composers — The following is a chronological list of classical music composers who live(d) in, work(ed) in, or are citizens of Italy. Contents 1 Medieval 2 Renaissance 3 Baroque 4 Classical era …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”