- Franz Hickl
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Franz Hickl (* 1893 in Rostitz bei Mährisch-Trübau; † 25. Juli 1934 in Innsbruck) war Polizeistabshauptmann und Kommandant der städtischen Sicherheitswache Innsbruck sowie Opfer des Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Franz Hickl, Heimatzuständigkeit Wien, war verheiratet mit Maria, geborene Benesch; die Ehe blieb vermutlich kinderlos. Während des Ersten Weltkrieges war Hickl Offizier der k. u. k. Armee und wurde im Range eines Hauptmannes aus der Armee entlassen. Nach dem Ersten Weltkrieg trat er der Wiener Polizei bei, war dort Schulkommandant und später Kommandant eines Überfallkommandos. Im Juni 1933 wurde er nach Innsbruck beordert und mit dem Kommando über die Städtische Schutzmannschaft betraut; ihm unterstand die uniformierte Polizei von Innsbruck. [1]
Ermordung
Franz Hickl, wurde am 25. Juli 1934 um 14.30 Uhr in Innsbruck von dem 19-jährigen (!) SS-Angehörigen Friedrich Wurnig am Eingang zum Bundespolizeikommissariat Innsbruck, Herrengasse 1, durch vier Schüsse ermordet [2]. Der Täter flüchtete auf dem Fahrrad in Richtung Herzog-Otto-Straße. Der Torposten des Bundespolizeikommissariates sowie mehrere Passanten nahmen die Verfolgung auf. Ein Passant versuchte, den Flüchtenden mit dem Regenschirm zu stoppen; Wurnig konnte dem Schlag ausweichen, kam aber zu Sturz und flüchtete zu Fuß weiter. Die Tatwaffe warf er weg. Wurnig floh in eine an der Nordseite des Statthaltereigebäudes befindliche Wohnung, wo er von seinen Verfolgern überwältigt wurde. Sein Helfer, Christian Neyer, der zuerst wie unbeteiligt am Geländer des Innufers angelehnt stand, versuchte ebenfalls wegzurennen, wurde aber von Passanten aufgehalten und der Polizei übergeben.
Die Ermordung von Hickl war kein Zufall.[3] Durch seine Ernennung hatte er den NS-Sympathisanten Dr. Adolf Franzelin, der bei einem eventuellen Putschversuch eine zentrale Rolle hätte spielen sollen, entmachtet. Zudem hatte er sich einen Ruf als konsequenter Verfolger der illegalen Nationalsozialisten erworben und bereits im April 1934 waren Androhungen der Nationalsozialisten gegen Hickl veröffentlicht worden. Zudem war in Tirol die Terror-Gruppe („T-Gruppe“) der SS durch Bombenanschläge und Mordanschläge sehr aktiv. Der stellvertretende Gauleiter von Tirol, Dipl.-Ing. Fritz Lantschner, hatte am 24. Juli 1934 den Befehl zur Ermordung Franz Hickls an Wurnig erteilt. Friedrich Wurnig war SS-Scharführer und Führer der sog. Terrorgruppe (T-Gruppe) der Tiroler SS. Sein Helfer Christian Neyer war ebenfalls SS-Mann und stellvertretender Führer der T-Gruppe. Er sollte sich in der Nähe des Tatortes aufhalten und – wenn der Anschlag durch Wurnig nicht gelungen sei – mit weiteren SS-Angehörigen die tödlichen Schüsse auf Hickl abfeuern.
Die Ermordung des von den Nationalsozialisten besonders verhassten Franz Hickl („blindwütigster Verfolger aller Nationalsozialisten“) sollte das Signal für den Aufstand der Nationalsozialisten in Tirol sein. Auch die Österreichische Legion stand bereit, von Bayern aus nach Österreich einzumarschieren; ein entsprechender Versuch wurde allerdings erst am 28. Juli 1934 und mit wenig Erfolg bei Kufstein unternommen. Die Tiroler SA hatte an diesem Tag Bereitschaft, was aber der Polizei bekannt war, und Klaus Mahnert, der „Brigadeinspekteur“ der SA für Tirol (und von 1959-1966 FPÖ-Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat) [4] wartete auf weitere von der SA-Brigadeführung in Deutschland ausgesandte Einsatzbefehle zum Aufstand. Als die Radiomeldung von der Ermordung Dollfuß durchgesagt wurde, konnte sich die Tiroler SA-Führung aber nicht zum Losschlagen entscheiden, einkommende Einsatzbefehle wurden nicht befolgt. Der zweite, am Abend per Funk eintreffende Befehl lautete: „Schlagt endlich los! Fehlt der Mut?“ Hierauf drahtete der Innsbrucker SA-Führer Mahnert zurück: „Befehl undurchführbar. Bereitschaft aufgehoben.“ [5] Durch den Mord wurde aber genau das Gegenteil bewirkt, er löste in der Bevölkerung große Empörung aus und am Begräbnis Hickls nahmen ca. 10.000 bis 20.000 Menschen teil. Fritz Lantschner, der den Mord in Auftrag gegeben hatte, tauchte noch am gleichen Tag unter und verließ am 1. August mit falschen Papieren Österreich in Richtung Liechtenstein, machte aber nach dem Anschluss Karriere als Gauamtsleiter für Agrarpolitik und Regierungsdirektor und tauchte nach 1945 in Südamerika unter. [6] Dr. Franzelein (Polizeioberrat und Vorstand des Stadtpolizeiamtes Innsbruck) wurde erst am 15. August 1934 angeklagt; er behauptete aber vor Gericht, dass mit seinem Namen Missbrauch getrieben worden sei und er mit den Ereignissen nichts zu tun habe. Da er durch andere nationalsozialistisch gesinnte Justizmitglieder über die polizeilichen Ermittlungen bestens informiert war, konnte ihm die aktive Beteiligung nicht nachgewiesen werden. Nach dem Anschluss machte Franzelin in der SS Karriere und war bis zu seinem Tod 1940 Polizeidirektor von Innsbruck. [7]
Am 1. August 1934 wurde Friedrich Wurnig von einem Senat des Militärgerichtshofes wegen der Ermordung von Franz Hickl zum Tod durch den Strang verurteilt und sofort hingerichtet. Dr. Franzelin hatte den Attentätern versichert, sie würden nach einer eventuellen Verhaftung umgehend wieder frei kommen; dies erwies sich als Irrtum. Sein Komplize Christian Neyer aber hatte versprochen „auszupacken“ und deckte in der Tat die Hintermänner des Anschlages auf; er wurde zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Am 27. August 1938 wurde er begnadigt und aus der Haftanstalt Stein in Niederösterreich entlassen; er begab sich dann nach Deutschland. Seine Versuche, in der NSDAP Karriere zu machen (etwa den „Blutorden“ für alte Kämpfer zu bekommen) scheiterten, seine Mittäter hingegen stiegen in der NSDAP auf und konnten sich auch an dem Eigentum vertriebener Österreicher bereichern.
Ehrung
- Franz Hickel wurde posthum zum Polizeimajor ernannt.
- Am 30. September 1934 wurde für Franz Hickl eine Gedenktafel am Portal des Amtsgebäudes in der Herrengasse 1 angebracht, die im März 1938 entfernt wurde.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Amt der Tiroler Landesregierung, Tiroler Landesarchiv. Schreiben vom 31. Mai 2010.
- ↑ Gerhard Jagschitz (1976). Der Putsch. Die Nationalsozialisten 1934 in Österreich. Graz: Styria, S. 141.
- ↑ Harald Walser (1988). Der Juli-Putsch 1934 in Tirol. In T. Albrich, K. Eisterer & R. Steininger (Hrsg.), Tirol und der Anschluß. Voraussetzungen, Entwicklungen, Rahmenbedingungen 1918-1938 (S. 331-356). Innsbruck: Haymon-Verlag.
- ↑ http://www.mahnert-online.de/klaus-tod.html
- ↑ Kurt Bauer (2001). Sozialgeschichtliche Aspekte des nationalsozialistischen Juliputsches 1934. Wien: Dissertation, S. 59ff.
- ↑ http://www.geschichtsforum.de/f76/die-rattenlinie-fluchthilfe-f-r-nazis-nach-s-damerika-1945-1955-a-4132/
- ↑ Walser, 1988, S. 351.
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