Fritz Burger (Maler)

Fritz Burger (Maler)
Fritz Burger: Selbstportrait mit 19 Jahren

Fritz Burger (* 1877 in München; † 1916 bei Verdun) war ein deutscher Kunsthistoriker, der selbst ebenfalls als Künstler tätig war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fritz Burger wuchs in einem vermögenden Hause auf; die Familie besaß in München ein Bankgeschäft. Nach einem Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in München und praktischer Ausbildung als Architekt wechselte Burger 1900 Studienfach sowie Studienort und begann ein Studium der Kunstgeschichte bei Henry Thode in Heidelberg. Er unternahm ausgedehnte Bildungsreisen ab dem neunzehnten Lebensjahr, zuerst nach Paris und Italien, war 1902 längere Zeit in England und vermählte sich im gleichen Jahr mit Clara von Duhn, der Tochter des Heidelberger Archäologen Friedrich von Duhn. Burger beendete 1903 das Studium in Heidelberg mit der Promotion; er verbrachte mit seiner Familie 1903/04 längere Zeit in Freiburg im Breisgau und zwischen 1904 -1906 in Florenz und Paris. Im gleichen Jahre habilitierte er sich für neuere Kunstgeschichte in München an der Universität, wo er bis zum August 1914 als Privatdozent Kunstgeschichte lehrte. Jährliche Studienaufenthalte in Italien und Frankreich blieben ihm dabei die Regel. Zusätzlich zu seiner Universitätslehrtätigkeit unterrichtete Burger ab 1912 Kunstgeschichte an der Akademie der bildenden Künste in München und kurze Zeit nach seiner Einberufung, unmittelbar nach Kriegsausbruch im August 1914, entschied sich für ihn die Berufung zum a.o. Professor. Über verschiedene Einsätze in Straßburg und Mainz erfolgte im Frühjahr 1916 die Verlegung in die vorderste Frontlinie nach Douaumont / Verdun, wo Fritz Burger im Mai 1916 gefallen ist.

Fritz Burger hat in seiner Münchner Zeit einen engen Kontakt zur Kunstwelt der Galerien und zu Künstlerateliers gehalten. Ab etwa 1911 hat Burger damit begonnen, selbst künstlerisch zu arbeiten. Nach anfänglichen Versuchen in Öl hat er sich dann hauptsächlich der Pastelltechnik zugewandt.In den Folgejahren entstehen außerdem weitere Werke als Kohlezeichnungen oder Radierungen. Bis 1915 ist die Themenwahl ausschließlich an der Landschaft oder am privaten Umfeld Burgers orientiert. Diese Themenwahl ändert sich 1916. Wohl geprägt durch das Kriegsgeschehen und die bedrohte persönliche Existenz, versucht Burger, übersinnliche, mit tiefer Symbolik beladene Bildfindungen umzusetzen und er selbst sieht seinen künstlerischen Weg in der Nähe des "Blauen Reiter".

Werk

In der Person Fritz Burgers verkörpert sich ein Kunsthistoriker, der Kunstgeschichte an der zeitgenössischen Moderne des beginnenden 20. Jahrhunderts orientierte und über eine künstlerische Annäherung den Zugang zum Kunstwerk suchte. Mit seinem Frühwerk zur Renaissancekunst hat Burger wesentliche Beiträge zum Wissens- und Forschungsbestand des Fachgebietes geleistet, während sein bedeutendstes wissenschaftliches Vorhaben in dem Entwurf einer "Systematik der Kunstwissenschaft" bestand, das in Form des "Handbuch der Kunstwissenschaft" ab 1913 verwirklicht wurde. Burger vertrat die Überzeugung, dass eine notwendige Verschiebung der bislang dominant begrifflichen Kunstdeutungen zugunsten der anschaulichen Erkenntnis zu erfolgen habe. Seine Ansicht, dass die künstlerische Tätigkeit als geistig – sinnlicher Erkenntnisvorgang aufzufassen ist, wurde in seinem "Kunstwissenschaftlichen Praktikum" an der Universität München in den Mittelpunkt der Ausbildung gestellt.

Schriften

  • Gedanken über die Darmstädter Kunst. Leipzig 1901.
  • Die Entstehung und Entwicklung des Trecentograbmals in Mittelitalien. Dissertation, Universität Straßburg 1904.
  • Geschichte des florentinischen Grabmals von den ältesten Zeiten bis Michelangelo. Straßburg 1904.
  • Francesco Laurana. Eine Studie zur italienischen Quattrocentoskulptur. Straßburg 1907. (= Kunstgeschichte des Auslandes, Heft 50.)
  • Die Villen des Andrea Palladio. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Renaissance-Architektur. Leipzig 1909.
  • Die Schackgalerie München. München 1912. überarbeitet und mehrmals neu aufgelegt, ab 1916 mit neuem Titel: Die deutschen Meister in der Schackgalerie München von Genelli bis Böcklin.
  • Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance. Band 1: Wesen der deutschen Kunst – Böhmen / Mähren - Österreich, Bayern, Steiermark, Kärnten. Berlin-Neubabelsberg 1913. (= Handbuch der Kunstwissenschaft.)
  • Cézanne und Hodler. Einführung in die Probleme der Malerei der Gegenwart. München 1913. (weitere, vom Herausgeber Walter Dexel veränderte Auflagen: 1917, 1918, 1920, 1923. Zusätzlich dazu erschien ein Bildband mit gleichem Titel.)
  • Meisterwerke der Plastik Bayerns. München 1914.
  • Hermann Schmitz, Ignatz Beth (Hrsg.): Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance. Band 2.1: Tirol, Vorarlberg – Franken – Schwaben, Oberrhein, Schweiz. Berlin-Neubabelsberg 1917. (= Handbuch der Kunstwissenschaft.)
  • Einführung in die moderne Kunst. 1917. (= Handbuch der Kunstwissenschaft.) (Neue Ausgabe, eingeleitet und fortgeführt von Carl v. Lorck 1928, letzte Auflage 1931)

Literatur

  • Rolf M. Hauck: Fritz Burger (1877–1916). Kunsthistoriker und Wegbereiter der Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts. Dissertation, München 2005 (Volltext)
  • Metzler Kunsthistoriker-Lexikon. Zweihundert Porträts deutschsprachiger Autoren aus vier Jahrhunderten. 1. Auflage. Metzler, Stuttgart und Weimar 1998, ISBN 3-476-01535-1, S. 45–47.

Weblinks

 Commons: Fritz Burger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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