Tannennadelrost

Tannennadelrost
Tannennadelrostrost
Systematik
Abteilung: Basidienpilze (Basidiomycota)
Klasse: Rostpilze (Pucciniomycetes)
Ordnung: Echte Rostpilze (Pucciniales)
Familie: Pucciniastraceae
Gattung: Pucciniastrum
Art: Tannennadelrostrost
Wissenschaftlicher Name
Pucciniastrum epilobii
(Pers.) G.H. Otth

Der Tannennadelrost oder auch Weißtannen-Säulenrost (Pucciniastrum epilobii) ist ein Rostpilz, der in der haploiden Phase auf verschieden Tannen lebt. In der dikaryoten Phase lebt er auf Weidenröschen, aber auch auf Fuchsienkulturen, weswegen er im Gartenbau auch unter dem Namen Fuchsienrost bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale und Lebenszyklus

Die an abgestorbenen Wirtspflanzen wie z. B. Weidenröschen überwinterten Teleutosporen keimen im Frühjahr bei feuchter Witterung zu einer septierten Basidie aus, die Basidiosporen abschnürt. Diese wiederum befallen durch Windverbreitung junge Tannennadeln und es beginnt die Haplophase. Anfang bis Mitte Juni entstehen dann an der Unterseite der befallenen Nadeln weiße, stiftförmige Äcidien, die bei Reife gelb-orangefarbene Äcidiosporen freisetzen. Diese Sporen können wiederum nur Weidenröschen infizieren, wo er zunächst gelbe Uredolager mit Uredosporen und später im Herbst dann bräunliche Teleutolager bildet und so den Zyklus schließt.

Mikroskopische Merkmale

Die Uredolager sind subepidermal auf der Blattunterseite und sprengen bei Reife die Epidermis. Die Uredosporen sind einzeln gestielt und warzig und messen 13–18 × 17–24 µm. Die dunkel gefärbten Telien bilden flächige subepidermale Lager. Die Teleutosporen sind dünnwandig und Die Äcidien an ebenfalls subepidermal, sind zylindrisch-flach und messen 120 bis 30 μm im Durchmesser und sind ca. 1 mm hoch. Die gelben Äcidien sind kettig, feinwarzig, 15 × 19 µm groß und mit einem länglichen glatten Fleck.[1]

Ökologie und Verbreitung

Der Tannennadelrost gehört zu den heterözischen Rostpilzen, was bedeutet, dass er in seiner Entwicklung auf zwei verschiedenen, systematisch nicht verwandten Wirtspflanzen vorkommt. In der haploiden Phase zählen Tannen, in Mitteleuropa daher in erster Linie die Weiß-Tanne, ansonsten auch die Griechische Tanne, die Nordmann-Tanne, die Küsten-Tanne und die Kolorado-Tanne.[2] In Nordamerika befällt er außer den beiden letztgenannten Arten auch die Purpur-Tanne, die Felsengebirgs-Tanne und die Balsam-Tanne.[1] In der dikaryotischen Phase wechseln sie auf Arten der Nachtkerzengewächse, in Europa vor allem auf verschiedene Weidenröschen, besonders auf dem Schmalblättrigen Weidenröschen. Aber er ist auch aus Fuchsienkulturen bekannt, wobei hier aber nur die Uredolager bekannt sind.[3] In Nordamerika kommt der Rost auch auf der Sommerazalee vor.[1]

Vor allem Fuchsien, hier die Scharlach-Fuchsie, werden vom Fuchsienrost befallen.

Pucciniastrum epilobii hat eine sehr weite Verbreitung. So ist er außer in Europa auch in Nordamerika, Guatemala, Ecuador, China, Australien und Neuseeland bekannt.[4]

Systematik

Der Tannennadelrost wurde bereits 1801 als Uredo pustulata von Christian Hendrik Persoon beschrieben. 1861 erhielt er von Gustav Heinrich Otth den nach wie vor gültigen Namen. Das Vorkommen auf Fuchsie wurde zunächst als eigene Art als Pucciniastrum fuchsiae Hirats. beschrieben. Gäumann erkannte allerdings, dass es sich um dieselbe Art wie Pucciniastrum epilobii handelt.[5] Poelt und Zwetko schlugen die Aufteilung in zwei Formen vor: Pucciniastrum epilobii f.sp. abieti-chamaenerii mit Wirtswechsel auf Weideröschen und Pucciniastrum epilobii f.sp. palustris auf Fuchsie.[6] Es handelt sich aber trotzdem um dieselbe Art.[7]

Maßnahmen

Die Tanne ist auch bei mehrmaligem Befall nur selten ernsthaft gefährdet, am ehesten in Jungkulturen. Durch den obligaten Wirtswechsel wird die Krankheit am effektivsten durch Entfernen des Zwischenwirtes (Weidenröschen) bekämpft. Eine erwähnenswerte Form der biologischen Schädlingsbekämpfung ist ein Wanderschäfer, der seine Schafherde so schnell durch eine Tannenkultur durchtreibt, dass die Weidenröschen gefressen werden, es aber zu keinem Verbiss der Tannen kommt.[2] Im Gartenbau hingegen wird der Fuchsienrost als ernstzunehmende Krankheit angesehen und wird mit Fungiziden behandelt.[8]

Einzelnachweise

  1. a b c Common Tree Diseases of British Columbia: Fir – Fireweed Rust
  2. a b Forst TU München
  3. Außenstation der Universität Tübingen am Oberjoch: Pucciniastrum Otth
  4. GBIF-Portal: Pucciniastrum epilobii
  5. E. Gäumann: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz. In: Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz 12. Büchler & Co., Bern 1959.
  6. J. Poelt, P. Zwetko: Die Rostpilze Österreichs. In: Biosystematics and Ecology Series No. 12. 2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1 Uredinales, 365 Seiten, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997. Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universität Wien
  7. Species Fungorum
  8. Deutsche Fuchsiengesellschaft e. V.: Pilzliche Erkrankungen

Literatur


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