Geloog

Geloog

Geloog, n, (auch Gelog, Jeloge, Jeloch, Jelooch, Geloch, Jelach, Jeläch, Gelag) ist ein aus dem Mittelalter stammender Begriff mit vielen Bedeutungen rund um ein geselliges Zusammensein: Treffen, Trinken, Gilde, Gruppe, Gemeinschaft, Bruderschaft, Schmaus, Wirtshauszeche, Rechnung / Zeche im übertragenen Sinnefrüher aber auch verächtlich Saufkompanie.[1][2]

Geloogin seinen verschiedenen Sprachformen ist heute ein noch im Rheinland sowie in Teilen des Münsterlandes noch häufig vorkommender Sprachgebrauch hinsichtlich Geselligkeiten. Insbesondere im Rheinland steht es für – mehr informelle – Treffen/Gruppen, die jedoch sowohl vom Anlass als auch vom Ablauf bestimmten Riten unterworfen sind.[2] Gerd Schwerdhoff interpretiert das (kleine) Gelag als Spielart der (großen) Gesellschaft. Somit fließt bei der Verwendung im Sinne von Gruppe auch dieGröße“, das heißt Anzahl der Teilnehmer, ein. Er bezeichnet das (kölnische) Gelag alssicherlich situatives, aber sich immer wieder auf neue reproduzierendes, institutionelles Gefüge“, bzw. als ein (im Wirtshaus) „ordnungsstiftendes, den Raum und die Geselligkeitentscheidend strukturierendes Arrangement“.

In der Sammlung von Gedichten um 1850 aus dem Harz, der Ewerharzischen Zitter[3] wird Gelog ebenfalls im Zusammenhang vonTreffen / Zusammenseinverwendet. Im ostdeutschen Raum findet sich eine sinngemäße Verwendung in Form von Gelag, beispielsweise Wieker Gelag (1452).[4]

Wortbedeutung

Von Bedeutung sind die verschiedenen sprachlichen Varianten im Rheinland, da es im kölnisch-ripuarischen Sprachraum grundsätzlich keinGgibtselbst Worte, die mitGanfangen, werden wie mitjgesprochen. Ähnliches gilt für Endungen mitG“, die dannchgesprochen werden. Dies führte im Lauf der Jahrhunderte zu den verschiedenen Schreibweisen, in dem die Aussprache identisch als Schriftsprache übernommen wurde.[5]

Obwohl die nördliche Grenze des ripuarischen Sprachraums mit der Benrather Linie in Höhe von Düsseldorf liegt, scheint sich der Begriff Gelog auch weiter nördlich ausgedehnt zu haben.

Zwecks besserer Übersichtlichkeit werden im Folgenden auch die Schreibweisen mitjbzw. „chin die Betrachtung mit einbezogenzumal diese ehermundartlichsind, während Schreibweisen mitGeher ins Hochdeutsche aufgenommen wurden. Nach dem Wörterbuch der Kölner Mundart istJeloch, Jeloge = Gelage, zu legen1aursprünglich jedes gesellige Beisammensein zum Trinken, Schmausen, verabredet oder wie es sich gerade fügt oder wie man sich trifft im eigenen Heim, im Nachbarhaus oder bei einem Freund, so bereits altkölsch (15Jh.) gelaich ind geselschafft, auch in öffentlicher Schenke …[6] Im Eschweiler Dialekt bedeutet esunangenehme Arbeit bzw. unklarer, unangenehmer Sachverhalt oder auch Zeche, Wirtshausrechnung.[7]

Je nach Gegend wird es heute sprachlich erweitert für Vereine – meist Traditionsvereine – verwendet, beispielsweise Maigeloog,[8][9] Kirmesgeloog,[10][11] Musikgeloog,[12] Ortsgeloog verwendet oder es bezeichnet nur eine Gruppe Jugendlicher, die ein festliches Ereignis nach traditionellen Regeln planen[13] oder Erwachsener.[14]

In manchen Orten bedeutet es immer noch Gelage, Festlichkeit,[15] oft in Verbindung mit alten Traditionen über Festabrechnung[16] und Polterabend[17] bis hin zuTrinkbecher“ (Gelog)[18]. Rings um das münsterländische Vreden wird es alsTrinken im Geloogverwendetdies bedeutet modern eine Flatrate fürs Trinken (gegen Grundbeitrag frei trinken).[19][20]

In einzelnen rheinischen Dialekten wird der Begriff auch nur für Lärm im Rahmen einer Feier verwendet.

Am Beispiel Kölns lassen sich die verschiedenen Schreibarten verdeutlichen. Im linksrheinischen Stadtgebiet heißt die gleiche Gruppe auf kölsch infolge ortstypischer LautänderungenJelooch“, im Rechtsrheinischen und im Umland jedochGeloog“.

Im Wortsinn vonGruppewar/ist einGeloogeine relativ feste Gruppierung, die sich jährlich aus einem Stammalter Hasen/Mitgliederritualisiert zusammenfindet, um ein regelmäßiges Ereignis zu veranstalten. So bildete man vielerorts etwa Ostern ein Geloog, um ein Maifest zu organisieren. Im Rheinland scheint dies für die Organisation weltlicher Feste im 14. und 15. Jahrhundert aufgekommen zu seinoft in Verbindung mit Burschenbünden oder Junggesellenvereinen. Es soll heute noch derartige Gruppierungen geben, die auf eine Gründung in dieser Zeit zurückblicken können. Es war vermutlich Ausdruck eines wachsenden Selbstbewußtseinsoft auch im Hinblick aufverdeckteZiele, wie relativ freies Feiern bis hin zum Kennenlernen junger Mädchen.[21].

Auch in Thüringen gibt es Hinweise auf derartigeloseGemeinschaften, allerdings im Verbindung mit dem BegriffGelag“ (für Veranstaltung). So bildete sich nach traditionellen Regeln 10 Tage vor Pfingsten bei einem Gelag eine Gemeinschaft Jugendlicher, um Pfingsten, auf dem Dorfplatz denMaien“ – eine Birke – aufzustellen. In der Nacht stellten die Junggesellen ihren Pfingstbräuten kleine Maien ans Haus.[22]

Ein Geloog hatte zwar oft eine vereinsähnliche Struktur, war aber im Grunde nach kein Verein, wollte auch im Sinne der alten Traditionen kein Verein sein, sondern man wollteSpaß an dr Freud mit Freundenhaben. Oftmals wäre auch eine Vereinsgründung aus lokalen Gründen bzw. Bildungsdefiziten nicht möglich gewesen. DieseFreiheitenführten in späteren Jahrhunderten immer zu Konflikten mit der Obrigkeitbis hin zu Verboten.

Heutzutage ist aus vielerlei Gründen, etwa juristische Absicherung, Gemeinnützigkeit, juristische Handlungsfähigkeit, eine Etablierung als Verein oftmals zwingend notwendig.

Die sprachlichen Ursprünge und Zuordnungen sind aber nicht unbedingt eindeutig, teilweise erfolgt eine Ableitung vonliegen“, „lagern“; andere vermuten eine Herleitung vonGeld / Zeche“.

Auch die Bezeichnungen sind nicht immer historisch nachvollziehbar, da beispielsweise einige Gruppierungen im Mittelalter zunächst alsReihbezeichnet wurden, wie Maireih, Kirmesreih, Jungenreih, später aberGelooggenannt wurden.

Einzelnachweise

  1. Gelag. In: Gebr. Grimm: Deutsches Wörterbuch, uni-trier.de
  2. a b Gerd Schwerdhoff: Das Gelage, Institutionelle Ordnungsarrangements und Machtkämpfe im frühneuzeitlichen Wirtshaus. In: Gert Melville (Hrsg.): Das Sichtbare und das Unsichtbare der Macht: Institutionelle Prozesse in der Antike, Mittelalter und Neuzeit. S. 160176 GoogleBooks
  3. Heinrich Pröhle: Schulze, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S775 f.
  4. rostock.de
  5. Adam Wrede: Neuer Kölnischer Sprachschatz. Greven, Köln 1993
  6. Hönig: Wörterbuch der Kölner Mundart. Bachem, Köln 1905/1952
  7. Huppertz: Eischwiele Platt (PDF)
  8. Kaller Maigeloog
  9. Poller Maigeloog
  10. Jackerath, das festliche Jahr
  11. Kirmes-Geloog Berrendorf-Wüllenrath
  12. Corps Geloog Grön Eck Oberlar
  13. maifest-in-einruhr.de
  14. Naerrischer-sproetz-trupp.de
  15. Hunnenjelooch
  16. rarbachtal.de
  17. Dr. Gabriele Rünger: Kreuzweingartener Bräuche
  18. junggesellenbruderschaft.de
  19. Zwillbrock
  20. Vreden (PDF)
  21. Sophie Lange: Maibrauchtum in der Eifel. In: Eifel Jahrbuch 1993, Seite 4955
  22. Pfingsten Flarchheim

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