Gelatiere

Gelatiere
Nachbau einer italienischen Eisdiele

Gelatiere (auch: Gelataio) (ital.) ist die Bezeichnung für einen italienischen Eismacher. Die heutige korrekte Bezeichnung ist „Speiseeishersteller“.

Inhaltsverzeichnis

Tal der Gelatieri

Rund zwei Drittel der 4.000 Eisdielen-Besitzer in Deutschland kommen aus dem „Val di Zoldo“ sowie dem benachbarten „Val di Cadore“ in den Dolomiten, die beide als „Tal der Gelatieri“ gelten. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wanderten Bauern aus dem armen Belluno ins nördlichere Europa aus, um dort Eiscafés zu eröffnen, da sie vom Verkauf ihrer Agrarprodukte nicht mehr leben konnten, und die Geschäfte der traditionellen Gewerbe Holz- und Nagelherstellung eingebrochen waren. Der Überlieferung nach sollen sie ihre Fertigkeiten von einem Sizilianer erlernt haben. Zur Kühlung des Speiseeises wurde damals Eis von den Gletschern verwendet.

Ausbreitung in Europa

1865 wanderte der erste Gelatiere aus Zoppè di Cadore nach Wien aus und erhielt die Genehmigung, einen Eiswagen im Wiener Prater aufzustellen. Um die einheimischen Händler zu schützen, verweigerten die Wiener Behörden später den Italienern den Gewerbeschein für den ambulanten Handel. So waren die Gelatieri gezwungen, Geschäftslokale anzumieten, die sie mit Bänken und Petroleumlampen ausstatteten: Das Eiscafé (ital.: Gelateria) war geboren. Von Wien als Ausgangspunkt schwärmten die Eismacher nach 1880 über Mitteleuropa aus.[1]

Die Gelatieri in Deutschland

Eissorten in einer italienischen Eisdiele

Die beiden Weltkriege bedeuteten Rückschläge für ihre Geschäfte, nachdem sich die Gelatieri zwischen den Kriegen in Deutschland besonders an Rhein und Ruhr angesiedelt hatten, wobei das deutsch-italienische Bündnis dies ab den 1930er Jahren begünstigte. Nach dem Bruch der Achse im Jahre 1943 verließen fast alle Gelatieri Deutschland, viele kamen jedoch in den Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs in den 1950er Jahren zurück. Noch heute ist gibt es im Ruhrgebiet besonders viele italienische „Eisdielen“; der Name entstand, weil die Gelatieri ihr Eis anfangs aus eigenen Wohnungen im Erdgeschoss verkauften.[2] Damit die Kundschaft an die Öffnung heranreichen konnte, befestigten sie Holzbretter - Dielen - unter den Fenstern.

Die Gelatieri heute

Früher verbrachten die Gelatieri-Familien die sommerliche Saison in Deutschland, den Winter jedoch in ihrer Heimat, und die Eiscafés wurden ca. Mitte Oktober geschlossen. Diese Tradition hat sich mit der dritten und jüngeren Generationen teilweise verändert: Die jüngeren Familienmitglieder fühlen sich nicht mehr so stark der Heimat verbunden. Zudem wollen viele Italiener nicht mehr das Eiscafé der Familie übernehmen; diese werden zunehmend von Deutschen oder Angehörigen anderer Nationalitäten betrieben. Im Gegensatz zu früher wird auch im Winter Eis gegessen, so dass es sich lohnt, die Eisdielen geöffnet zu halten. Andererseits ist der Kostendruck so gestiegen, dass viele Eisdielen ganzjährig geöffnet bleiben und auch kleine Speisen anbieten müssen, um rentabel zu bleiben.

Die Gelatieri haben sich 1969 in der „Union der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland e. V.“ (Uniteis) zusammengeschlossen.[3] 2009 hatte der Verband rund 1.500 Mitglieder mit 2.200 Eiscafés. Alljährlich im November findet seit 1959 in Longarone am Fuße des Zoldo-Tals die große Eis-Fachmesse „Mostra Internazionale del Gelato Artigianale“ statt.[4]

Seit 2008 ist „Speiseeishersteller“ in Deutschland ein anerkannter Ausbildungsberuf.

Bekannte Gelatieri

Ein prominenter „Gelatiere“ ist der Kölner Nevio De Zordo, der als Bobfahrer 1972 in Sapporo bei den Olympischen Winterspielen eine Silbermedaille errang und zweimal Weltmeister wurde.[5]

Einzelnachweise

  1. Uniteis.com: „Eispioniere – die italienischen Gelatieri“
  2. Die Ruhr.de: „Wie das Eis ins Ruhrgebiet kam“
  3. Uniteis.com
  4. Mostra del Gelato
  5. Zeit.de vom 11. Oktober 2007: „Sportlicher Gastronom“

Weitere Quellen


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