Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau war ein Spezialheim für Kinder und Jugendliche in der DDR.

Zwischen 1965 und 1989 verbrachten etwa 4000 Jugendliche in der geschlossenen Anstalt. In den Jugendwerkhof Torgau wurden sogenannte schwererziehbare Jugendliche eingewiesen. Jugendliche zwischen 14 und 18 mussten körperlich schwere Arbeit leisten, waren Gewalt ausgesetzt und wurden in Isolations-, Dunkel- und Wasserzellen misshandelt. In aller Regel waren die inhaftierten Jugendlichen nicht kriminell, sie verweigerten sich nur der Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit. Was als Resozialisierungsmaßnahme getarnt wurde, war in Wirklichkeit nur Repression. Torgau war der härteste Fall, doch auch in anderen Jugendwerkhöfen herrschten schlimme Zustände. Immer wieder nahmen sich junge Menschen aus Verzweiflung das Leben.

Inhaltsverzeichnis

Aufarbeitung

Im November 1996 wurde die Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V. gegründet. Der Verein bemüht sich, die Geschichte zu dokumentieren, an die Betroffenen zu erinnern, Begegnungen zu ermöglichen und Forschungsprojekte zu unterstützen. 2004 hat ein Gericht befunden, die Einlieferung in das Lager im sächsischen Torgau war grundsätzlich rechtsstaatswidrig. Ehemalige Insassen haben seit Dezember 2004 Anspruch auf Entschädigung. Zuvor müssen sie sich aber vom Landgericht Berlin strafrechtlich rehabilitieren lassen. Anspruchsgrundlage hierfür ist ein Grundsatzurteil vom Berliner Kammergericht welches ein ehemaliger Insasse des "GJWH Torgau" erwirkt hatte: 5 Ws 169/04 REHA ; Kammergericht Berlin, 5. Senat für Rehabilitierungssachen

Rehabilitierung

Auf Antrag werden Betroffene, die in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau eingewiesen wurden, rehabilitiert.

Literatur

  • Grit Poppe: Weggesperrt; Hamburg: Oetinger Taschenbuch, 2011; ISBN 978-3-8415-0056-4
  • Heidemarie Puls: Schattenkinder hinter Torgauer Mauern; Rinck Verlag, Rostock 2009; ISBN 978-3-9811262-3-5
  • Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg [Hrsg.]: Einweisung nach Torgau; Texte und Dokumente zur autoritären Jugendfürsorge in der DDR, Band 4, BasisDruck Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-86163-089-3

Weblinks

51.55610213.009105

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Torgau — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Jugendwerkhof — Jugendwerkhöfe waren in der DDR spezielle Heime für Kinder und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren, die als verhaltensgestört und schwererziehbar angesehen wurden. Die Kinder und Jugendlichen sollten dort nach den Geboten der Erziehung zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Treffen in Torgau — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Jugendwerkhöfe der DDR — Die sogenannten Jugendwerkhöfe der DDR sind hier aufgelistet. Viele befanden sich in enteigneten Schlössern, Villen oder ehemals privat geführten Heimen. Geschlossener Jugendwerkhof Torgau Jugendwerkhof Aschersleben, in einer Villa in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Stiftung Sächsische Gedenkstätten — Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft ist eine vom Freistaat Sachsen errichtete Stiftung des öffentlichen Rechts, die mehrere Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer des… …   Deutsch Wikipedia

  • Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft — Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft ist eine vom Freistaat Sachsen errichtete Stiftung des öffentlichen Rechts, die mehrere Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer des… …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrike Schanko — (* 21. Dezember 1955 in Bochum) ist eine deutsche Theaterleiterin, Dramaturgin, Übersetzerin und Autorin. Biografie Schanko engagierte sich zunächst in der Jugendarbeit und legte das Abitur 1974 an der Theodor Körner Schule in Bochum ab. Danach… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”