- Jugendwerkhof
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Jugendwerkhöfe waren in der DDR spezielle Heime für Kinder und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren, die als verhaltensgestört und schwererziehbar angesehen wurden. Die Kinder und Jugendlichen sollten dort nach den Geboten der Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit umerzogen werden. Untergebracht wurden insbesondere Jugendliche, die aus Sicht verschiedener staatliche Organe nicht in das Gesellschaftsbild der DDR passten.
Für die Unterbringung reichten teilweise schon kleinere Vergehen aus, die staatlichen Organen, in der Schule oder auch den Nachbarn auffielen, wie z. B. Schulverweigerung. In der Regel hatten die Inhaftierten keine Straftat begangen, sondern konnten oder wollten sich meistens nicht den Maßstäben sozialistischer Persönlichkeitsentwicklung unterwerfen.
Die Erziehung geschah in erster Linie politisch und nur marginal allgemeinbildend. Neben dieser Erziehung erhielten die Jugendlichen eine Ausbildung zum gering qualifizierten Teilfacharbeiter. Dies war in der Regel ein Lehrabschluss mit geringen Anforderungen für Personen, die den Abschluss der 8. Klasse einer Zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule nicht geschafft hätten.
Jugendliche, mit denen andere Jugendwerkhöfe Disziplinschwierigkeiten hatten oder die von dort mehrmals entwichen waren, konnten in den geschlossenen Jugendwerkhof Torgau eingewiesen werden, eine Strafanstalt, in dem sie mittels Gewalt, Schikanen und Demütigungen gebrochen werden sollten.
Das Gegenstück zum Jugendwerkhof, für Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren, waren die Spezialkinderheime für schwererziehbare Kinder, wie zum Beispiel der in den 1960er Jahren umgewandelte Jugendwerkhof Bräunsdorf.
Unter bestimmten Voraussetzungen kann wegen der Einweisung in einen Jugendwerkhof eine Rehabilitierung beantragt werden, an die sich soziale Ausgleichsleistungen knüpfen.
Siehe auch
Literatur
- Verena Zimmermann: Den neuen Menschen schaffen. Die Umerziehung von schwererziehbaren und straffälligen Jugendlichen in der DDR (1945–1990); Dissertation an der Universität München, 2000; Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2004; ISBN 341212303X
- Manfred Haertel: Verflucht, gehaßt und abgeschoben – Eine Jugend in DDR-Heimen; Berlin: edition belletriste, 2002; ISBN 3-933664-13-6
- Manfred Haertel: Ich möcht’ mal in die Sonne spucken; Werkhof-Trilogie 2; Berlin: edition belletriste, 2004; ISBN 3-933664-23-3
- Annett Reinboth: Wir Kinder aus dem JWH; Leipzig: Engelsdorfer, 2007; ISBN 3-86703-569-5
- Grit Poppe: Weggesperrt. Roman; Hamburg: Dressler, 2009; ISBN 978-3791516325
- Christian Sachse: Der letzte Schliff. Jugendhilfe der DDR im Dienst der Disziplinierung von Kindern und Jugendlichen (1949-1989); Hrsg.: Die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Schwerin 2011; ISBN 978-3-933255-35-8
Weblinks
- Theresa Wiedemann: Die Jugendwerkhöfe der Deutschen Demokratischen Republik
- Jugendwerkhöfe und Ehemalige
- Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V.
- Medienspiegel zum Thema Jugendwerkhöfe
- Misshandlungen in der DDR: Torgau, lebenslang - Artikel von Christian Fuchs in Die Zeit vom 9. Dezember 2010
Kategorien:- Torgau
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