Gleissysteme der Spur H0

Gleissysteme der Spur H0

Innerhalb der Nenngröße H0, bei der Spur H0, existierten heute drei elektrische Gleissysteme. Das Zweileiter-, das Mittelleiter- und das Dreischienen-Gleissystem. Das Zweileiter- wie auch das Dreischienen-Gleissystem werden mit Gleichstrom, das Mittelleiter-Gleissystem mit Wechselstrom betrieben. Diese Zuordnung ist jedoch nur durch die Angebote der Hersteller bedingt und kein technischer Zwang. Wobei zu beachten ist, dass der seit Mitte der 1980er Jahre mögliche Digitalbetrieb einen immer höheren Stellenwert einnimmt.

Inhaltsverzeichnis

Zweileiter-Gleissystem

Jede Schiene bildet ein elektrisches Potential. Vorteil des Systems ist die breitere Auswahl an Gleissystemen und Fahrzeugmodellen weltweit. Ein Nachteil ist, dass elektrische Funktionen wie beispielsweise eine Gleisbesetztmeldung nicht wie im Vorbild über die beiden Gleise erfolgen kann. Kehrschleifen und Gleisdreiecke erfordern besondere Schaltungsmaßnahmen, um Kurzschlüsse zu vermeiden.

Aktuelle Gleishersteller (Auswahl): Atlas, Bemo, Fleischmann, Hornby, Kleinbahn, Piko, Roco, Shinohara, Tillig und Trix.

Mittelleiter-Gleissystem

Mittelleiter-Gleissystem der Spur H0 mit Betonschwellen und kaum sichtbarem Punktkontakt auf einer Privatanlage

Meistens bilden beide Schienen die Masse, die Mittelschiene die Phase (Ausnahme Trix Express, siehe unten). Hiermit sind alle Gleisfiguren ohne schaltungstechnische Besonderheiten möglich. Schon frühzeitig wurde bei Märklin die optisch auffällige Mittelschiene durch einen unter den Schwellen verborgenen kammförmigen Leiter ersetzt, von dem nur die sogenannten Punktkontakte sichtbar sind, verschiedentlich werden diese jedoch noch als Nachteil empfunden. An Weichen und Kreuzungen müssen die Mittelschiene bzw. die Punktkontakte ausreichend hoch über die Außenschienen herausragen, um einen Kontakt des Mittelschleifers zu den Außenschienen zu vermeiden.

Wenn beide Außenschienen das gleiche Potential führen, ist es ausreichend, dass nur eine beliebige Fahrzeugseite Kontakt hat. Daher lassen sich auf vorbildnahe Weise durch isolierte Aussenschienen Gleisbesetztschaltungen aufbauen.

Märklin ist derzeit der einzige Hersteller von Gleisen. Allerdings gibt es von einigen anderen Herstellern spezielle Nachrüstsätze, mit denen sich einfache Zweileitergleise zu Mittelleitergleisen umrüsten lassen. Mit entsprechendem Aufwand ist es natürlich auch möglich, eigenhändig Mittelleiter einzubauen.

Rollmaterial und Zubehör werden hingegen von vielen anderen Herstellern angeboten. Waggons des Zweileitersystems können fast problemlos auf Märklin-Gleisen eingesetzt werden, nur in den Herzstücken älterer Weichen und Kreuzungen kann es vermehrt zu Entgleisungen kommen. Lokomotiven lassen sich, sofern sie über ausreichend Platz für den Mittelschleifer verfügen und digitalisiert werden sollen, mit einem vertretbaren Aufwand umrüsten.

Der Einsatz von Rollmaterial für das Mittelleitersystem auf Zweileitergleisen ist bei Waggons durch einen Austausch der Radsätze möglich, da Wechselstromradsätze die beiden Pole kurzschließen würden. Hingegen ist bei Lokomotiven ein Umbau, im Besonderen bei Dampflokomotiven, mit einem verhältnismäßig hohen Aufwand verbunden.

Begriffe

Lange Zeit waren die Begriffe Zweileiter-Gleichstrom-Gleissystem und Mittelleiter-Wechselstrom-Gleissystem an dieser Stelle korrekt. Durch die bereits Mitte der 1980er Jahre aufkommenden Digitalsysteme sind diese Begriffe aber nicht mehr zeitgemäß.

Mittelleiter-Wechselstrom-Gleissystem

Der systembedingte mechanische Fahrtrichtungsumschalter in den Lokomotiven für das Mittelleiter-Wechselstrom-Gleise wurde zwischenzeitlich durch elektronische Umschalter ersetzt, die heute reine Digitaldecoder oder aber kombinierte Digital-, Funktions- und Sounddecoder sind. Auf Mittelleiter-Wechselstrom-Gleisen wird immer mehr im Digitalbetrieb gefahren. Das bedeutet, dass nicht mehr eine sinusförmige Wechselspannung, sondern eine Rechteckspannung an den Gleisen anliegt, die neben der Leistung die Digitalbefehle überträgt.

Zweileiter-Gleichstrom-Gleissystem

Auch im Zweileiter-Gleichstrom-Gleissystem erfolgt seit Jahren eine schrittweise Digitalisierung. Da systembedingt nie mechanische Fahrtrichtungsumschalter notwendig waren, verbreitete sich die Digitaltechnik jedoch lange nur zögernd. Erst das Aufkommen der kombinierten Digital-, Funktions- und Sounddecoder Mitte der 2000er Jahre führte nun auch im Zweileiter-Gleichstrom zu einer Trendwende hin zum Digitalbetrieb.

Dreileiter-Gleissystem

→ Hauptartikel: Dreileiter-Gleissystem

Bei diesem System bildet die Mittelschiene die Masse, beide Außenschienen führen unterschiedliche Phasen. Da durch können zwei Fahrzeuge auf dem gleichen Gleis verkehren, diese sind allerdings in ihrer Ausrichtung auf dem Gleis festgelegt.

Einziger Hersteller dieses Systems war ab den 1950er Jahren bis Ende der 1990er Jahren die Firma Trix unter der Markenbezeichnung Trix-Express. In Verbindung mit einer Oberleitung ermöglichte dies einen Dreizugbetrieb. Geschichtlich bedingt wurde nie ein zeitgemäßes Gleissystem angeboten, die Geleise des Trix-Express-Systems unterlagen starken Kompromissen in der Maßstäblichkeit der Schienen sowie der Spurkränze und Räder.

Oberleitungsbetrieb

Zusätzlich kann in allen drei Gleissystemen eine Oberleitung zum unabhängigen Betrieb eines weiteren Fahrzeugs auf demselben Gleis genutzt werden – die Einführung der Digitaltechnik Mitte der 1980er Jahre macht eine Oberleitung allerdings obsolet, so dass sie heute meist keine elektrische Funktion mehr hat und vielfach nur noch zu Dekorationszwecken dient.

Siehe auch


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