Westerhaube

Westerhaube

Die Westerhaube (Westerhäublein, Westerhäubchen, Westerhäubele) von lat. vestis abgeleitet, bezeichnet im Althochdeutschen wastbarn oder westerhuifgin bzw. im Mittelhochdeutschen weste(r)hemde, wester hube, westerhuve, westerhembde oder barn die Embryonalhaut, die bei manchen Neugeborenen als Rest der Eihaut noch den Kopf bedeckt. Einem Volksglauben nach verheißt dies Glück für das Leben des neugeborenen Kindes, daher auch Glückshaut bzw. Glückskind:

derselb jung herr hat ain westerhauben gehapt (also würt das felin genannt, das die künder zu zeiten ob irem angesicht mit inen an die welt pringen). das ist domals für ain glückhafts, guets zaichen geachtet worden, dann sollichs bei wenig kindern zu finden[1]
(Derselbe junge Herr hat eine Westerhaube gehabt (so wurde das Fell genannt, das die Kinder manchmal auf ihrem Angesicht mit auf die Welt bringen). Das ist damals als ein glückhaftes gutes Zeichen geachtet (angesehen) worden und bei wenigen Kindern zu finden.)

Der Ausdruck bezeichnet auch das weiße Taufkleid des Täuflings, eine Sitte, die schon Tertullian (um 200) erwähnt. Die Westerhaube ist jedoch auch eine kleine Kopfhaube aus weißem Stoff, die dem Täufling im Mittelalter zusätzlich zum Taufkleid nach vollzogener Taufe vom Pfarrer/Priester aufgesetzt wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Franck, Johannes: Rheinisches Wörterbuch, Preußische Akademie der Wissenschaften, Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Provinzialverbandes der Rheinprovinz, Josef Müller, Heinrich Dittmaier, Rudolf Schützeichel, Mattias Zender (Bearb., Hg.), 9 Bände, Bonn/Berlin, 1928-1971

Einzelnachweise

  1. Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, Band 29, Spalten 637 - 644, div. Herausgeber, 1852 – 1961

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Glückshaube — Von einer Glückshaube (lat.: Caput galeatum) ist die Rede, wenn das Kind mit der Fruchtblase (Eihäute = Amnion und Chorion) über dem Kopf oder dem Gesicht geboren wird. Die zähen Eihäute sind weißlich durchschimmernd, so dass man die Konturen des …   Deutsch Wikipedia

  • Melemsches Hausbuch — Das um 1550 begonnene Melemsche Hausbuch ist eine genealogische Bildfolge der Familien Melem und Brun aus der Stadt Frankfurt am Main, das aufschlussreiche Einblicke in die Welt des spätmittelalterlichen Patriziats gewährt.[1] Die Familienchronik …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”