Gogland-Klasse

Gogland-Klasse
Naval Ensign of Russia.svg

Klassendetails
Schiffstyp: Zerstörer
Bauwerft Ziese-Mühlgrabenwerft (Мюльграбенская верфь), Riga
Dienstzeit: nicht in Dienst gestellt
Einheiten: 9
Technische Daten
Länge: 99,3 m
Breite: 9,5 m
Tiefgang: 3,1 m
Wasserverdrängung: Konstruktion: 1.350 t
maximal ca. 1.500 t
Antrieb:
Geschwindigkeit: 35,0 kn
Reichweite: 1.480 sm bei 21 kn
350 sm bei 32 kn
Brennstoffvorrat:
Bewaffnung:
  • 4 × 102-mm-Geschütze L/60
  • 1 × 37-mm-Flak L/67
  • 2 × 7,62-mm-Maschinengewehre
  • 9 × Torpedorohre (3×3) Ø 457 mm
  • 80 Minen
Besatzung: 147 Mann

Die Gogland-Klasse (russisch  Гогланд für Gogland d.i. die Insel Hochland im Finnischen Meerbusen) war eine Klasse russischer Zerstörer der Baltischen Flotte des zaristischen Russland, die an dem Entwurf des Prototyp-Bootes Nowik orientiert, im Gefolge des im Juni 1912 für die Ostsee bewilligten Kleinen Schiffbauprogramms 1912 auf Ostsee-Werften bestellt und dort gebaut werden sollten.

Inhaltsverzeichnis

Entwurf

Der Entwurf dieser Klasse ist einigermaßen widersprüchlich. Den Auftrag für die georderten Boote erhielt aufgrund des günstigsten Angebotes (um ¼ preiswerter – das waren 0,5 Mio. Rubel – als die Offerten russischer Werften) die Schichau-Werft in Danzig. Verbunden damit war allerdings die Errichtung einer Werft auf russischem Boden. Der Besitzer von Schichau, Carl Ziese, entschied sich für den Standort Riga und gründete dort – in Aussicht auf weitere Aufträge für den lukrativen russischen Rüstungsmarkt – die Ziese-Mühlgrabenwerft. Ein Großteil der Ausrüstungsgegenstände, wie Kessel, Turbinen, Gussteile und ähnliches, sollte aber im Stammbetrieb in Danzig vorgefertigt werden.

Am Anfang der Überlegungen sah der Entwurf nur zwei 102-mm Geschütze und dafür zwölf 457-mm-Torpedorohre vor. Nach einer Neubewertung entschloss man sich jedoch, die artilleristische Komponente auf zuletzt insgesamt vier 102-mm-Geschütze – bei einer gleichzeitigen Verringerung der Torpedoausstattung auf drei Drillingstorpedorohrsätze – zu steigern.

Abgeänderter Entwurf

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges konnten die Arbeiten an den begonnenen Booten nur noch sehr langsam fortgesetzt werden, da viele der Ausrüstungsteile, die beim Stammbetrieb in Danzig in Arbeit waren, aus dem nunmehr feindlichen Deutschen Reich fehlten. Die zugespitzte militärische Lage des Russischen Reiches führte schon im Sommer 1915 zur Besetzung großer Teile des Baltikums durch deutsche Truppen, so dass sich die Werft in Riga bald in großer Nähe zur Front befand. Zudem wurde die Werft im Juni 1915 unter staatliche Verwaltung gestellt. Aufgrund dieser Umstände und der Bedrohung wurden die Rümpfe der vier am fortgeschrittensten Boote am 6. Juni 1916 nach Petrograd zur Ust-Ischora-Werft der Petrograder Metallfabrik überführt. Auf Anregung des Admiralstabes wurden durch die Hauptverwaltung Schiffbau die Boote zu schnellen Flotten-Minensuchern umkonstruiert. Die äußere Form und die Antriebsanlage blieben unverändert, doch steigerte sich die Verdrängung auf 1550 tons, während die Geschwindigkeit auf 32 kn fiel. Außerdem kam ein zusätzliches 102-mm-Geschütz an Bord, während die 37-mm-Waffe gegen zwei 57-mm-Flak ausgetauscht wurde und ein Torpedorohrsatz entfiel. Für die restlichen fünf Boote war es nur zu Bauvorbereitungen gekommen. In dem Fall wurde der Auftrag storniert und das bereits bearbeitete Material im Dezember 1916 zu den Russisch-Baltischen Werken nach Reval (Tallinn) überführt. Diese erhielten den Auftrag, damit fünf Boote nach dem Entwurf der sich dort in Bau befindlichen Gawriil-Klasse fertigzustellen.

Die auftragnehmende Schichau-Werft offerierte unmittelbar nach Kriegsbeginn, gleich Blohm & Voss in Hamburg und der AG Vulcan in Stettin, dem Reichsmarineamt unter Zugrundelegung der Pläne für die Gogland-Klasse mit bereits fertiggestellten oder in Bearbeitung befindlichen Ausrüstungsteilen neun Torpedoboot-Zerstörer. Dies wurde, im Gegensatz zu den beiden anderen Werften, aus unbekannten Gründen 1915 abgelehnt.

Namensgebung

Die Boote dieser Klasse wurden nach berühmten und für die russische Geschichte wichtigen Schlachtensiegen benannt.

Boote und Schicksale

   Schiff      Kiellegung      Stapellauf      Indienststellung Bemerkung
Gogland 02.12.1913  ? Der Bootskörper war bei der Einstellung aller Bauarbeiten im Juli 1915 zu 21,6 % fertig. Das Material wurde am 6. Juni 1916 nach Petrograd überführt und dort nach dem modifizierten Entwurf als schneller Minensucher weiterbearbeitet.
Grengamn 02.12.1913  ? Der Bootskörper war bei der Einstellung aller Bauarbeiten im Juli 1915 zu 35 % fertig. Das Material wurde am 6. Juni 1916 nach Petrograd überführt und dort nach dem modifizierten Entwurf als schneller Minensucher weiterbearbeitet.
Kulm 12.1914  ? Der Bootskörper war bei der Einstellung aller Bauarbeiten im Juli 1915 zu 16,8 % fertig. Das Material wurde am 6. Juni 1916 nach Petrograd überführt und dort nach dem modifizierten Entwurf als schneller Minensucher weiterbearbeitet.
Patras 12.1914  ? Der Bootskörper war bei der Einstellung aller Bauarbeiten im Juli 1915 zu 8 % fertig. Das Material wurde am 6. Juni 1916 nach Petrograd überführt und dort nach dem modifizierten Entwurf als schneller Minensucher weiterbearbeitet.
Rymnik 1915 Der Bau des Bootes wurde während des Krieges eingestellt. Der unfertige Bootsköper wurde am 2. September 1917 zerstört.
Chios 1915 Der Bau des Bootes wurde während des Krieges eingestellt. Der unfertige Bootsköper wurde am 2. September 1917 zerstört.
Smolensk 1915 Der Bau des Bootes wurde während des Krieges eingestellt. Der unfertige Bootsköper wurde am 2. September 1917 zerstört.
Stirsuden 1915 Der Bau des Bootes wurde während des Krieges eingestellt. Der unfertige Bootsköper wurde am 2. September 1917 zerstört.
Tenedos 1915 Der Bau des Bootes wurde während des Krieges eingestellt. Der unfertige Bootsköper wurde am 2. September 1917 zerstört.

Literatur

  • Harald Fock: Schwarze Gesellen. Bd. 2 Zerstörer bis 1914. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1981, ISBN 3-7822-0206-6.
  • Harald Fock: Z-vor! Bd. 1 Internationale Entwicklung und Kriegseinsätze von Zerstörern und Torpedobooten 1914 bis 1939. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Herford 1998, ISBN 3-7822-0207-4.
  • Robert Gardiner: Conway's All The World's Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis/Maryland 1985. ISBN 0-85177-245-5.
  • Robert Gardiner: Conway's All The World's Fighting Ships 1922–1946. Naval Institute Press, London 1980. ISBN 0-85177-146-7.
  • René Greger: Die russische Flotte im Ersten Weltkrieg 1914 – 1917. J. F. Lehmanns, München 1970, ISBN
  • Michael J. Whitley: Zerstörer im Zweiten Weltkrieg, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01426-2.

Weblinks


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