- Grunewaldkirche
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Die Grunewaldkirche ist eine evangelische Kirche im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, Ortsteil Grunewald. Der Hausteinbau wurde 1902–1904 von Philipp Nitze in spätgotischer Form errichtet. Von 1956 bis 1959 erfolgte die Wiederherstellung der kriegsbeschädigten Kirche in mehreren Abschnitten durch den Architekten Georg Lichtfuß. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Villenkolonie Grunewald wurde am 1. April 1899 zur selbständigen Landgemeinde erhoben. In dem vornehmen und wohlhabenden Villenvorort regte sich der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Die Kurfürstendamm-Gesellschaft stellte als Bauplatz ein dreieckiges Grundstück im Knie der Bismarck-Allee zur Verfügung, ferner 150.000 Mark für den Kirchenbau. Im Jahr 1901 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem spätgotische Formen unter Verwendung von Haustein zur Bedingung gemacht wurden. 45 Arbeiten wurden eingeliefert. Die Architekten zweier Entwürfe, die dem ländlichen Charakter des Ortes gerecht wurden, erhielten ein Preisgeld von 2000 und 1000 Mark. Der Sieger des Wettbewerbs, Regierungsbaumeister Philipp Nitze aus Halle an der Saale, wurde mit der Bauausführung beauftragt. Der erste Spatenstich erfolgte im Juli 1902. Ende September 1902 wurde die Grundsteinweihe begangen, im August 1903 war der Turmbau vollendet und im Dezember 1903 waren die eigentlichen Bauarbeiten fertiggestellt. Nun folgte die Ausstattung des Innenraums. Durch von Gemeindemitgliedern der Villenkolonie finanzierte Stiftungen kamen 54.000 Mark für Orgel, Glocken und Fenster zusammen. Mit dem Einbau einer Sauer-Orgel war die Innenausstattung fertiggestellt. Am 1. Juni 1904 fand die feierliche Einweihung der Kirche statt. 1921 wurde hier Dietrich Bonhoeffer konfirmiert. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, als eine Luftmine das Dach der Kirche wegriss. Ab 1949 entstand die Kirche wieder neu, allerdings bescheidener als früher. Am 12. April 1959 wurde die Kirche wieder eingeweiht.
Gebäude
Auf einem kleinen Dreieckplatz wurde eine rechteckige, dreischiffige Hallenkirche mit unterschiedlich breiten Seitenschiffen errichtet. Die Altarapsis ist ebenfalls rechteckig. Der quadratische Turm befindet sich seitlich zwischen Kirchenschiff und Altarapsis. Symmetrisch zum Turm liegt die Sakristei. Abweichend von dem seinerzeit üblichen Backstein, wurde passend zum Villencharakter der Umgebung, gelbgrauer Tuff und grüner und blauer Mainsandstein verwendet. Die Kirche mit ihren frühgotischen Formen wurde zum Mittelpunkt der umliegenden Villenbebauung. Die künstlerische Ausgestaltung haben der Bildhauer Otto Richter, der Maler Hans Seliger, der Glasmaler August Oetken und der Kunstschmied Paul Golde vorgenommen. Bei der Wiederherstellung der Kirche, die in mehreren Abschnitten erfolgte, ersetzte Architekt Georg Lichtfuß von 1956 bis 1959 den ursprünglich gotisch gestalteten Eingangsvorbau durch eine einfache, kupfergedeckte Halbtonne auf zwei schlanken Stützen.
Orgel
Die Orgel wurde 1967 von Karl Schuke (Berlin) erbaut. Das Instrument ist in Anlehnung an barocke Orgel disponiert. Es hat 51 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen und Koppeln sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[1]
I Unterwerk C–g3 1. Quintadena 8' 2. Gedackt 8' 3. Blockflöte 4' 4. Nasat 22/3' 5. Praestant 2' 6. Waldflöte 2' 7. Terz 13/5' 8. Quinte 11/3' 9. Sifflöte 1' 10. None 8/9' 11. Zimbel III 12. Regal praestant 8' 13. Krummhorn 8' Tremulant II Hauptwerk C–g3 14. Quintadena 16' 15. Prinzipal 8' 16. Gemshorn 8' 17. Gedackt 8' 18. Oktave 4' 19. Rohrflöte 4' 20. Quinte 22/3' 21. Großmixtur IV-VI 11/3' 22. Scharff III 1' 23. Trompete 8' III Schwell-Oberwerk C–g3 24. Praestant 8' 25. Rohrgedackt 8' 26. Gemsflöte 8' 27. Schwebung 8' 28. Prinzipal 4' 29. Holzflöte 4' 30. Zartgeige 4' 31. Schwegel 2' 32. Quintflöte 11/3' 33. Septime 11/7' 34. Superoktave 1' 35. Cornett V 8' 36. Mixtur V 2' 37. Dulcian 16' 38. Oboe 8' 39. Schalmey 4' Tremulant Pedal C–f1 40. Prinzipal 16' 41. Subbaß 16' 42. Zartbaß 16' 43. Oktave 8' 44. Gedackt 8' 45. Sesquialter II 51/3' 46. Hohlflöte 4' 47. Rauschpfeife III 4' 48. Prinzipalflöte 2' 49. Mixtur V 2' 50. Fagott 16' 51. Posaune 8' - Koppeln: I/II, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P
- Spielhilfen: zwei freie Generalkombinationen, zwei freie Pedalkombinationen, Plenum
Literatur
- Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
- Karl-Heinz Metzger: Kirchen, Moscheen und Synagogen in Wilmersdorf. Berlin 1986.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Berlin. München/Berlin 2006.
Einzelnachweise
- ↑ Nähere Informationen zur Orgel der Grunewaldkirche
Weblinks
Commons: Grunewaldkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Evangelische Grunewald-Gemeinde
52.48503113.273783Koordinaten: 52° 29′ 6,1″ N, 13° 16′ 25,6″ OKategorien:- Kirchengebäude in Berlin
- Berlin-Grunewald
- Erbaut in den 1900er Jahren
- Kirchengebäude der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
- Disposition einer Orgel
- Baudenkmal (Berlin)
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