Gustav von Griesheim

Gustav von Griesheim

Karl Gustav Julius von Griesheim (* 16. Juli 1798 in Berlin; † 1. Januar 1854 in Koblenz) war ein preußischer Offizier und einflussreicher konservativer Militärpolitiker.

Leben

Sein Vater war Hauptmann in der preußischen Armee und entstammt einer nach dem Ort Griesheim im Ilmtal benannten Adelsfamilie von Griesheim. Der Sohn besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin. Im Jahr 1813 trat er in die Armee ein. Wegen körperlicher Schwäche wurde er aber erst 1814 wirklich eingestellt. Auch die folgenden Feldzüge von 1814 und 1815 machte er nur in der Etappe mit. Allerdings wurde er zum Offizier ernannt und zog mit den alliierten Truppen in Paris ein. Im Jahr 1819 wurde er zum Regimentsadjutanten ernannt. Daneben studierte er an der Universität Berlin unter anderem hörte er bei Alexander von Humboldt und Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Seine Mitschriften der Vorlesungen Hegels dienten später als Basis für deren Edition. Er war auch Mitarbeiter der „Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik.“ Im Jahr 1830 heiratete er Elise von Korff.

Ein Jahr später wurde er zum Hauptmann und Kommandeur der 7. Kompanie des 2. Garderegiments ernannt. Er veröffentlichte ein militärisches Handbuch und wurde Dozent an der Allgemeinen Kriegsschule. Außerdem war er seit 1839 im preußischen Kriegsministerium tätig. Dort spielte er unter mehreren Kriegsministern eine bedeutende Rolle. Unter anderem war er verantwortlich für die Bezirkseinteilung der Landwehr von 1842 und für den Mobilmachungsplan von 1844. Ebenso war er an der Exerzierreglement von 1847 und der Schaffung der Zentralturnanstalt beteiligt. Er wurde 1847 dessen Direktor. Im selben Jahr wurde er zum Oberstleutnant ernannt.

Seit Mai 1848 war er Vorsteher der Armeeabteilung des Kriegsministeriums. Damit nahm er einen der wichtigsten Posten des Ministeriums ein, der bisher meist ältere Generäle vorbehalten war. Er war zuständig für die Fragen des Personals, war verantwortlich für die innere Führung, militärische Ausbildung und die Kontrolle des Festungen. Nicht zu seinen Aufgaben gehörten Versorgungs- und Finanzfragen. Hinter den wechselnden Kriegsministern war er der eigentlich starke Mann des Ministeriums.

Als solcher wurde er maßgeblicher Wortführer der extrem konservativen preußischen Militärpartei, die sich im Vormärz gegen die Reformkräfte in der Armee durchsetzen konnte. Anonym veröffentlichte er während der Revolutionszeit verschiedene Flugschriften, die auf scharfe Kritik der Linken stieß. Daneben veröffentlichte er in Militärzeitschriften. Er war stark beteiligt am Abschluss verschiedener Militärkonventionen Preußens mit verschiedenen deutschen Klein- und Mittelstaaten. Im Hintergrund war er maßgeblich verantwortlich für den antirevolutionären Staatsstreich vom Dezember 1848 in Preußen. Im Februar 1849 wurde er Mitglied der zweiten Kammer des preußischen Landtages. In der Revolutionszeit vertrat er das Ziel einer engen Anlehnung an Russland. Auf Griesheim soll das Schlagwort zurückgehen: „Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.“

Im Range eines Oberst wurde er 1850 zum Kommandanten von Koblenz ernannt. Am Ende des Jahres war er Generalstabschef eines Armeekorps. Nach der Demobilmachung kehrte er nach Koblenz zurück. Im Jahr 1853 wurde er zum Generalmajor ernannt. Er wurde nach seinem Tod auf dem Hauptfriedhof Koblenz beigesetzt.

Literatur

  • Eckhard Trox: Militärisches Konservatismus. Kriegervereine und „Militärpartei“ in Preußen zwischen 1815 und 1848/49. Stuttgart, 1990 ISBN 3-515-05614-9 S.239ff.
  • Maximilian Jähns: Griesheim, Gustav von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 665–667.
  • Volker Schäfer: Gustav von Griesheim. In: Gerhard Taddey (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. Personen - Ereignisse – Institutionen. Von der Zeitenwende bis zum Ausgang des 2. Weltkrieges. Kröner-Verlag, Stuttgart 1983 (2. Auflage). S.478



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