- Ha-Meassef
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Ha-Meassef (auch HaMe'assef) (hebräisch המאסף; deutsch: Der Sammler) war eine 1784 unter hauptsächlicher Beteiligung von Isaac Euchel gegründete hebräische Zeitschrift. Später wurde die Herausgeberschaft von Aaron Halle-Wolfssohn übernommen. Der sie umgebende Kreis von Mitarbeitern, Förderern und Gönnern wurde als Meassefim (die Sammelnden) bezeichnet.
Die Zeitschrift erschien monatlich ab dem Herbst 1783 in Königsberg, musste aufgrund finanzieller Schwierigkeiten aber bereits 1785 vorläufig eingestellt werden. Ein vierter Jahrgang erschien erst 1787 wieder, diesmal in Berlin. Doch auch diesmal war dem Projekt wenig Glück beschieden, so dass es zwischen 1790 und 1794 zu einer mehrjährigen Publikationspause kam, und die Zeitschrift auch danach einige Zeit lang nur sporadisch veröffentlicht wurde. Im Jahr 1796 wurde wieder ein kompletter Jahrgang herausgegeben, es sollte allerdings bis 1808 der letzte sein. In diesem Jahr wurde die Zeitschrift, nun unter dem Titel "Der neue Sammler" wiederbelebt, konnte sich aber wiederum nur kurze Zeit halten, so dass es 1811 zur endgültigen Einstellung kam. Die jüngeren Ausgaben erschienen zum Teil schon in deutschen Lettern gedruckt, und waren der Wegbereiter der neuhebräischen Wiedergeburt. Unmittelbarer Anlass war Mendelssohns Bibel-Übersetzung. Ha-Meassef war für eine ganze Epoche das Zentralorgan aller Aufklärungsbestrebungen im deutschen und teilweise auch im östlichen Judentum. Durch die Subskribentenlisten lassen sich Leser von Amsterdam über Frankfurt, Hamburg und Berlin bis hin nach Kopenhagen und Riga nachweisen, wenngleich die Auflage nie einige hundert Exemplare überstieg.
Aus einem zuweilen unbeholfenen und tendenziösen Schrifttum zuvor wurde eine voll gebrauchsfähige europäische Literatur- und Alltagssprache. Die Sprachbildung war dann im ständigen Fluss, moderne Begriffe und Fremdwörter wurden unter Abwandlung bestehender alter Wurzeln gebildet: rachewet, Eisenbahn (bibl. merkawa, Wagen); zalem, fotografieren (zelem, Ebenbild) usw. Eine bis zu diesem Zeitpunkt heilige Sprache wurde einsetzbar gemacht für Dinge des Alltags, eine Schriftsprache, der damals eine gesprochene nicht gegenüberstand (die Volksmasse sprach Jiddisch, die nationaljüdische Bewegung mit ihrer Wiederbelebung des gesprochenen Hebräisch entwickelte sich erst viel später).
Isaac Euchel und seine Mitarbeiter, die zuweilen auch von Naphtali Herz Wessely unterstützt wurden, hatten eine Symbiose zwischen neu belebter hebräischer Tradition und Literatur einerseits und jeweiliger Umweltkultur andererseits erhofft, und daher versuchten sie, das Hebräische gezielt zu modernisieren, vor allem auch mittels der Zeitschrift „Ha-Meassef“. Tatsächlich verlor das Hebräische aber rasch an Boden, und die westjüdische Aufklärung wurde zum Wegbereiter einer rapiden Assimilations- und sogar Apostasiebewegung, die das Reformjudentum nur mehr zu einem Teil aufzufangen vermochte. Damit ergab sich eine tiefe Kluft zwischen West- und Ostjuden.
Literatur
- Heinrich Graetz: Die Geschichte der Juden, Bd. XI., Leipzig 1870
- Simon Dubnow: Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Bd. VII und VIII, 1925 ff.
- Rosa Dukas, Artikel MEASSEFIM, in: Jüdisches Lexikon, Bd. IV/1, Berlin 1927
- Günter Stemberger, Geschichte der jüdischen Literatur, München 1977
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