Hoji Muin

Hoji Muin

Hoji Muin Shukrullo oʻgʻli (in kyrillischer Schrift Ҳожи Муин Шукрулло ўғли; oft auch Haji Muin ibn Shukrullah; * 1883; † 1942) war ein usbekischer dschadidistischer Autor aus Samarkand.

Leben und Werk

Hoji Muin, 1883 geboren, wuchs in einer Kleinhändlerfamilie auf, wurde jedoch im Alter von zwölf Jahren zum Waisen. Fortan kümmerte sich sein Großvater um ihn, den der junge Muin auf der Haddsch begleitete. Er errichtete in Samarkand eine maktab (islamische Grundschule), die er 1903 zu einer Schule der neuen Methode umgestaltete. In den darauffolgenden Jahren schrieb er ein Lehrbuch und poetische Werke, verfasste regelmäßig Texte für die tatarische und zentralasiatische Presse und übersetzte Werke aus dem Persischen ins Turkische.

1912 übersetzte er Abdurauf Fitrats Munozara für die offizielle Presse ins Usbekische. Nachdem Mahmudxoʻja Behbudiys erstes Bühnenwerk Erfolge feiern konnte, verlegte Hoji Muin ab 1914 seinen Fokus auf das Schreiben dramatischer Werke, von denen drei publiziert werden sollten. Hoji Muin trat in Behbudiys Padarkush auch selbst, in der Rolle eines Kaufmannes, als Schauspieler auf. Gemeinsam mit seinem Mentor Behbudiy, Nusratulla Qudratulla oʻgʻli, Saidahmad Siddiqiy und Abduqodir Shakuriy bildete Hoji Muin den Kern des dschadidistischen Literatenkreises in Samarkand. In Kattaqoʻrgʻon wirkte Hoji Muin als Lehrer.

1916 erschien sein einem Volksschauspiel ähnelndes Werk Eski maktab, yangi maktab („alte Schule, neue Schule“), in dem er die traditionelle Schule als nicht an der Bildung der Schüler interessiert, die neue Schule hingegen als weltoffen darstellt. Hoji Muin war überzeugt, dass der Bevölkerung Turkestans zu jener Zeit nur unzureichend religiöses und weltliches Wissen zugänglich war. In einem weiteren Werk sprach sich Hoji Muin gegen die Polygynie aus. Juvonbozlik qurbonlari („Opfer der Knabenliebe“, 1916) hat Päderastie zum Thema, das Kulgi-Stück Koʻknori („die Opiumraucher“, 1916) stellt Opium-Konsumenten in veräppelnder Weise dar. Bei Nusratulla Qudratulla oʻgʻlis Toʻy („das Fest“, 1914), einem Theaterstück über ein Beschneidungsfest, wirkte er als Redakteur mit.

In einem Artikel in der dschadidistischen Presse sprach er sich dafür aus, allgemeinverständlichere Wörter zu benutzen und gewisse Begriffe durch andere zu ersetzen – dies ist der einzige Hinweis auf eine Debatte zur Erstellung einer gemeinsamen turkischen Literatursprache in Zentralasien. Außerdem sprach er sich gegen den russischen Einfluss auf die usbekische Literatur aus. In den 1920er-Jahren arbeitete Hoji Muin neben zahlreichen anderen Persönlichkeiten an der usbekischen Sprach- und Orthographiereform.

In den 1930er-Jahren verschwand Hoji Muin in sowjetischen Gulags.

Literatur

  • Edward Allworth: Uzbek Literary Politics. Mouton & Co., Den Haag 1964
  • Adeeb Khalid: The Politics of Muslim Cultural Reform. Jadidism in Central Asia. University of California Press; Berkeley, Los Angeles, London 1998. ISBN 0-520-21356-4
  • Sigrid Kleinmichel: Aufbruch aus orientalischen Dichtungstraditionen. Studien zur usbekischen Dramatik und Prosa zwischen 1910 und 1934. Akadémiai Kiadó, Budapest 1993. ISBN 963-05-6316-9

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