- Opium
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Opium ist der durch Anritzen gewonnene getrocknete Milchsaft unreifer, ausgewachsener Samenkapseln des zu den Mohngewächsen (Papaveraceae) gehörenden Schlafmohns (bot. Papaver somniferum L.). Im Verlauf des Trocknungsprozesses entsteht aus dem Milchsaft durch Autoxidation eine braune bis schwarze Masse, das Rohopium (siehe Abbildung weiter unten). Opium ist ein Rausch- und Betäubungsmittel. Die wirksamen Hauptbestandteile des Opiums sind die Alkaloide Morphin, Codein und Thebain. Das synthetische Diacetylmorphin, allgemein als Heroin bekannt, ist das weitest verbreitete illegale Morphin-Derivat.
Inhaltsverzeichnis
Gewinnung von Opium
Zur Gewinnung von Opium wird meist folgende Methode verwendet: Die Samenkapseln werden meist am späten Nachmittag etwa einen Millimeter tief angeritzt, wodurch der Milchsaft austritt. Am Morgen danach wird das schwarzoxidierte Rohopium von den Kapseln abgeschabt.
Vom Rohopium zu unterscheiden ist das Rauchopium (auch Chandu genannt), dessen Dampf inhaliert wird. Dieses wird durch mehrmaliges Erhitzen, Kneten und vorsichtigem Rösten des Rohopiums, nachfolgender Wasserextraktion und mehrmonatiger Fermentation mit dem Schimmelpilz Aspergillus niger hergestellt. Durch dieses aufwendige Verfahren werden Nebenalkaloide wie Codein, Papaverin und Narcotin weitgehend zerstört bei gleichzeitiger Erhöhung des Morphingehalts. Es wird davon ausgegangen, dass dabei, insbesondere aufgrund der Fermentation mit dem Schimmelpilz Aspergillus niger, weitere psychotrope Substanzen entstehen.
Rauch- oder Rohopium kann aber auch in Alkohol gelöst (→Opiumtinktur) getrunken, in fester Form gegessen werden. Für die legale, pharmazeutischen Zwecken dienende Gewinnung von Opium wird die obige Methode meist als zu arbeitsaufwendig erachtet. Man gewinnt deshalb das Opium aus Mohnstroh, indem man die Pflanzen abmäht, trocknet, häckselt und das Opium mit Lösungsmitteln auswäscht.
Opium produzierende Länder
Die größten Opium-Produktionsländer der Welt sind Afghanistan, Myanmar, Laos und Thailand (Goldenes Dreieck).[1] In Afghanistan wurde der Drogenanbau im Juli 2000 durch die Taliban unterdrückt. [2] Mit der Machtübernahme der Nordallianz Ende 2001 hat der Schlafmohnanbau jedoch wieder stark zugenommen. Im Herbst 2007 wurden in Afghanistan 8200 Tonnen geerntet, davon mehr als die Hälfte in der afghanischen Provinz Helmand. Das übersteigt den weltweiten Verbrauch um 3000 Tonnen. Mit dem Schlafmohnanbau wird etwa das Zehnfache im Vergleich zum Weizenanbau verdient. [3]
Verwendung als Schmerzmittel
Die zur Schmerzstillung verwendeten Morphinsalze dürften zu den verbreitetsten legalen Opiumderivaten gehören. Beispielsweise fand die Opiumtinktur, besser bekannt als Laudanum, in der Medizin bis in das frühe 19. Jahrhundert breite Verwendung. In neuerer Zeit werden die potentesten Schmerzmittel nicht mehr aus dem Morphin, sondern aus dessen Dimethylderivat Thebain gewonnen. Beispiel hierfür ist Buprenorphin. Die große Bedeutung von Papaver somniferum wurde schon von Thomas Sydenham (1624-1689), dem „englischen Hippokrates“, hervorgehoben:
„Among the remedies which it has pleased Almighty God to give to man to relieve his sufferings, none is so universal and so efficacious as opium.“ (dt: „Unter all den Mitteln, die es dem Allmächtigen gefallen hat uns zu geben, auf dass wir unsere Leiden lindern, ist keines so umfangreich anwendbar und so effizient in seiner Wirkung wie das Opium“)
Daran hat sich auch heute, fast vier Jahrhunderte später, nichts geändert.
Neben seiner analgetischen (schmerzstillenden) Wirkung ist Opium auch krampflösend, appetithemmend und antidiarrhoisch (durchfalllindernd). Daneben wirkt es auch hypnotisch und beruhigend, weswegen es besonders in asiatischen Ländern als Rauschmittel verwendet wird.
Bestandteile von Opium
Opium enthält 37 unterschiedliche Alkaloide, die im Rohopium bis zu einem Viertel der Masse ausmachen. Hauptbestandteil ist das Morphin (ca. 10 %), eines der stärksten bekannten Schmerzmittel (Analgetika). Es wurde 1804 erstmals von dem deutschen Apotheker Friedrich Sertürner isoliert. Ein weiteres Alkaloid, das Codein (0,2 bis 6 %, Ø 1 % Gehalt), findet hauptsächlich als hustenstillendes Mittel Verwendung. Weitere wichtige im Opium vorkommende Alkaloide sind Noscapin (veraltet auch Narcotin, 2 bis 12 %, Ø 5 %), Papaverin (0,1 bis 0,4 %), Thebain (0,2 bis 1 %, Ø 0,5 %), Papaveraldin (auch Xanthalin, 0,5 bis 3 %, Ø 1 %) und Narcein (0,1 bis 1 %, Ø 0,5 %).[4] Diese wirken schon in ihrer natürlichen Zusammensetzung synergisch, da sich die analgetischen und spasmolytischen Eigenschaften gut ergänzen.
Seine natürlichen Wirkstoffe werden Opiate genannt, in der Wirkung oder chemischer Struktur ähnliche Substanzen Opioide. Bei fortgesetzter Einnahme von Opium besteht die Gefahr der Entwicklung von Toleranz gegenüber der Wirkung der verschiedenen Alkaloide.
Folgen von Opiumgebrauch
Zu den körperlichen Langzeitfolgen von missbräuchlichem Opiumgebrauch gehören Appetitlosigkeit und dadurch Gewichtsverlust bis zur Abmagerung und völligen Entkräftung, aber auch Kreislaufstörung und Muskelschmerzen. Bei Überdosierung droht akute Atemlähmung mit Todesfolge. Psychische Auswirkungen sind Abhängigkeit, Antriebsschwäche, Depressionen, häufig starke Persönlichkeitsveränderungen einhergehend mit Apathie.
Gesetzliche Lage in Deutschland
In Deutschland ist gegenwärtig Opium nur noch zur Behandlung chronischen Durchfalls verschreibungsfähig. Da Opium dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt, bedarf dessen Verschreibung eines Betäubungsmittelrezeptformulars. Andere Opioide wie z.B. Tilidin oder Tramadol werden u.a. als Schmerzmittel, z.B. bei Zahn- und Kieferoperationen angewendet. Codein wird, neben der Funktion als Schmerzmittel, auch bei Reizhusten verschrieben.
Geschichte
Die Geschichte des Opiums ist praktisch identisch mit der seiner Rohstoffpflanze. Für die Geschichte siehe den Abschnitt Geschichte im Artikel Schlafmohn.
Opium in China
Eine besondere Rolle spielte Opium in der Geschichte Chinas: Ab Anfang des 19. Jahrhunderts führten die Briten in großen Mengen Opium aus Bengalen nach China ein, um die bis dahin für sie negative Handelsbilanz zu verbessern. Dies brachte für das Reich der Mitte erhebliche gesundheitliche und soziale Probleme mit sich. Der gegen die Opiumimporte wachsende Widerstand des Kaiserhauses wurde letztlich von den Briten im Ersten Opiumkrieg (1840–1842) gebrochen.
Als schließlich im Jahre 1880 die anhaltenden Opiumeinfuhren nach China auf 6.500 Tonnen gestiegen waren, gab es im Reich der Mitte bereits zwanzig Millionen Süchtige. Trotzdem ließ der Kaiser nunmehr Opium im eigenen Reich, insbesondere in den südlichen Provinzen Sichuan und Yunnan, anbauen. Daraufhin gingen die Importe aus Indien auf 3.200 Tonnen zurück, während die Inlandproduktion auf 22.000 Tonnen stieg. Die in China tätigen Missionare begannen daraufhin, als Ersatzstoff Morphin zu verteilen, das von den Chinesen Jesusopium genannt wurde.
Nach dem Sturz der Qing-Dynastie 1911 wurden die Gesetze gegen Opium verschärft. Gleichwohl spielte der Opiumhandel bis in die 1920er Jahre eine erhebliche Rolle, als die Guomindang ihn als Instrument zur Finanzierung von Waffenimporten entdeckte. Die endgültige Eindämmung des Opiumhandels und -konsums gelang indes erst Mao Zedong. Eine stärkere Rolle spielte Opium weiterhin in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong, wo es aber auch mit anderen inzwischen in Gebrauch gekommenen Drogen wie Heroin konkurrierte.
Siehe auch
Wikiquote: Opium – ZitateZweiter Opiumkrieg (1856-1860) - Britische Ostindien-Kompanie - Vertrag von Nanking - Der Opiumkrieg – Ungleiche Verträge
Literatur
- Werner Pieper (Hrsg.): Die Geschichte des O.. Pieper's MedienXperimente, Löhrbach 1999, ISBN 3-930442-33-7
- Matthias Seefelder: Opium. Eine Kulturgeschichte. 3. Aufl., Ecomed, Landsberg 1996, ISBN 3-609-65080-X
Quellen
- ↑ UNODC crop monitoring
- ↑ CRS-Report 2001: Taliban and the Drug Trade(PDF, 47 KB)
- ↑ UNODC Afghanistan Opium Survey 2007 Executive Summary (PDF, 2.0 MB)
- ↑ W. Blaschek, H. H. J. Hager, F. v. Bruchhausen, H. Hager: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis: Folgeband 2: Drogen A-K. S. 296ff, 1998, Springer-Verlag, ISBN 3-540-61619-5
Weblinks
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