Heinrich Rehbein

Heinrich Rehbein

Heinrich Rehbein (auch Hinrich; † 9. August 1629 in Lübeck) war ein deutscher Chronist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über Rehbeins Leben und Person ist kaum etwas bekannt. Aus Eintragungen in den Wochenbüchern der Marienkirche geht hervor, dass er der Sohn des Lübecker Bürgers Thomas Rehbein war, der Anfang Juli 1585 verstarb. Heinrich Rehbeins Bruder Thomas war am 11. April 1573 zum städtischen Protonotar erwählt worden, am 25. Januar 1593 dann zum Ratsherrn und starb am 2. Mai 1610.[1] Ferner wird der Tod seiner Mutter im April 1585 erwähnt. Die letzte Eintragung befasst sich mit Heinrich Rehbeins eigenem Begräbnis im Jahre 1629. Darüber hinaus sind keine biographischen Informationen vorhanden.

Die Lübecker Chronik

Nach seinem eigenhändig verfassten Vorwort zur Lübecker Chronik traf Rehbein 1568 den Entschluss, ein Geschichtswerk zu schreiben, das nicht nur eine Ratslinie sein, sondern sämtliche bedeutsamen Ereignisse der Vergangenheit Lübecks festhalten sollte. In den nachfolgenden 50 Jahren füllte Rehbein insgesamt 12 Bände mit zusammen 904 Seiten mit seinen Aufzeichnungen; die letzten Eintragungen beziehen sich auf das Jahr 1619, aber auch danach nahm Rehbein weiterhin Nachträge und Ergänzungen vor. Die letzte Hinzufügung vom Juli 1629 ist ein beigeheftetes Blatt, mit dem er seine Chronik um Angaben aus dem Werk Hans Regkmanns erweiterte. Somit hat Heinrich Rehbein an seiner Chronik insgesamt 60 Jahre gearbeitet, bis einen Monat vor seinem Tod.

Rehbein maß der Illustration seiner Chronik große Bedeutung zu: Er ließ in seinem Manuskript von Anfang an Platz für Bilder. In den ersten Bänden finden sich fast durchgehend Bilder, die er bei verschiedenen Künstlern in Auftrag gegeben und dann an den entsprechenden Stellen eingeklebt hatte. In den späteren Bänden sind diese Lücken nicht mehr gefüllt; es ist nicht bekannt, warum Rehbein keine Illustrationen mehr anfertigen ließ. Er versuchte jedoch, gekaufte Holzschnitte als Ersatz für die fehlenden Bilder einzufügen.

Die von Rehbein in Auftrag gegebenen Illustrationen zeichnen sich durch einen bemerkenswerten Mangel an historischer Perspektive aus; so etwa ist Lübeck selbst zu frühesten Zeiten immer so dargestellt, wie es sich dem Betrachter zur Zeit Rehbeins darbot und auch die Heere des 12. Jahrhunderts treten in Kleidung und Bewaffnung wie Armeen des 16. Jahrhunderts auf, mit Arkebusen und Feldschlangen.

Inhaltlich weiß Rehbein nicht klar zwischen Geschichte und Sage zu trennen. Fakten und Fiktion vermischen sich bei ihm, weshalb seine Chronik nach heutigem Verständnis nicht als reines Geschichtswerk zu betrachten ist und seine Angaben mit Vorsicht zur Kenntnis genommen werden müssen. Dafür allerdings überliefert er einen reichen Fundus alter Lübecker Sagen, die ohne ihn vergessen wären, was seinem Werk auf diesem Gebiet besonderen Wert verleiht.

Überlieferung

Das originale Manuskript kam im 19. Jahrhundert in den Besitz der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit und wurde von ihr 1899 der Lübecker Stadtbibliothek als Depositum anvertraut.[2]Hier befindet es sich heute in der Handschriftensammlung.[3] Es wurde 2001/2002 mit Mitteln der nach Ferdinand Heinrich Grautoff benannten Grautoff-Stiftung restauriert.[4] Das Archiv der Hansestadt Lübeck besitzt eine von Dr. Hermann Schröder (1798-1856) angefertigte Abschrift,[5] die jedoch wegen Wasserschadens und Pilzbefalls nicht mehr zugänglich ist.

Illustrationen aus der Lübecker Chronik

Literatur

  • Rehbeins Lübecker Chronik und ihre Illustrationen, in: Heimatblätter - Mitteilungen des Vereins für Heimatschutz, Ausgabe Januar/Februar 1939
  • Friedrich Bruns: Zur Lebensgeschichte des Chronisten Heinrich Rehbein, in: Hansische Geschichtsblätter, Jahrgang 1900, S. 166-168

Einzelnachweise

  1. Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie, Lübeck 1925, Nr. 712.
  2. Geschichte des Vereins für Lübeckische Geschichte und ALtertumskunde, abgerufen am 9. Oktober 2011
  3. Signatur Ms. Lub. 2°54-65
  4. Ferdinand Heinrich Grautoff-Stiftung stellt sich vor, Pressearchiv der Hansestadt Lübeck, abgerufen am 9. Oktober 2011
  5. Signatur 08.01, 899

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rehbein — ist der Familienname folgender Personen: Arthur Rehbein (1867–1952), deutscher Schriftsteller und Journalist Boike Rehbein (* 1965), deutscher Soziologe und Sozialphilosoph Dick Rehbein (1955–2001), US amerikanischer Footballcoach Dirk Rehbein (* …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Fischer (Staatsminister) — Heinrich Fischer (* 8. Juli 1895 in Hanau; † 9. August 1973 ebenda) war ein deutscher Politiker (SPD). Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Partei 3 Abgeordneter …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Rehbein — (* 14. Oktober 1885 in Hanau; † 3. März 1956 ebendort) war ein sozialistischer Politiker und Gewerkschafter. Leben Der gelernte Goldschmied Rehbein trat 1902 der Gewerkschaft und 1905 der SPD bei und gehörte dort zu einem örtlichen Kreis von… …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand Heinrich Grautoff — Ferdinand Heinrich Grautoff, (* 27. Mai 1789 in Hamburg Kirchwerder; † 14. Juli 1832 in Lübeck Israelsdorf) war ein deutscher Lehrer, Bibliothekar und Polyhistor. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht bei Bornhöved (1227) — Schlacht bei Bornhöved Darstellung der Schlacht in der Sächsischen Weltchronik (Manuskript aus dem 14. Jahrhundert …   Deutsch Wikipedia

  • Adler von Lübeck — Schiffsdaten Name: Adler von Lübeck …   Deutsch Wikipedia

  • Jerusalemsberg — Ende des Kreuzweges auf dem Jerusalemsberg mit Kreuzigungsdarstellung Der Beginn des Lübecker Kreuzweges mit der Dar …   Deutsch Wikipedia

  • Landkreis Göttingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • St. Johann auf dem Sande — (grau eingefärbt) in Elias Diebels Lübeck Panoramabild von 1552 …   Deutsch Wikipedia

  • Der Große Adler — Schiffsdaten Name: Adler von Lübeck …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”