Helene von Dönniges

Helene von Dönniges

Helene von Dönniges, verh. von Rácowitza, verh. Friedmann, verh. von Schewitsch, (* 21. März 1843 in Berlin; † 1. Oktober 1911) war eine deutsche Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Helene von Dönniges kam 1843 als erstes von sieben Kindern von Wilhelm Dönniges, zu der Zeit in Diensten von Kronprinz Maximilian von Bayern stehend, und seiner Frau Franziska, geb. Wolff, auf die Welt. Nachdem ihr Vater seinen Posten bei Hof verloren hatte, lebte sie mit der Familie in Nizza, wo sie zur Ballkönigin wurde und sich in Leutnant Otto Paul von Krusenstern, den Enkel des Forschers Adam Johann von Krusenstern verliebte. Ihr Vater untersagte die Verbindung und schickte Dönniges nach einer Verlobung mit Otto von Rennenkampf Ende 1861 zu ihrer Großmutter nach Berlin.

In Berlin verlobte sich Dönniges mit dem jungen Walachen Yanco Gregor von Racowitza, gab diese jedoch auf, als sie Ferdinand Lassalle kennenlernte. Im Jahr 1864 folgte die Verlobung mit Lasalle, der besonders Dönniges Vater ablehnend gegenüberstand. Dönniges wandte sich schließlich von Lassalle ab und widerrief die Verlobung. Daraufhin forderte Lasalle ihren Vater zum Duell und der früherer Verlobten Racowitza übernahm für diesen aus Altersgründen das Duell, bei dem Lassalle von Racowitza tödlich verwundet wurde. Die Umstände des Duells erregten großes Aufsehen: Für die Sozialisten war Dönniges die „Mörderin“ des Mannes, der Todesschütze Racowitza wurde gerichtlich verfolgt. Im Sommer 1865 heirateten Racowitza und Dönniges in der Walachei. Racowitza verstarb bereits 1865 und wurde in Nizza beigesetzt.

Dönniges ging nach Berlin, um Schauspielerin zu werden. Am 3. Januar 1868 heiratete sie ihren Lehrer Siegwart Friedmann. Aber erst 1871 hatte sie ihren ersten Auftritt im Schweriner Hoftheater. Von dort gelangten beide nach Wien, wo Dönniges weniger als Schauspielerin, als vielmehr durch ihre Vergangenheit berühmt war. Als Modell von Hans Makart wurde sie diesem Ruf gerecht. Schließlich erfolgte die Scheidung von Friedmann im Sommer 1873. Sie trat nun unter dem Namen „Prinzessin von Racowitza“ auf, verschwand aber rasch und tauchte in Sankt Petersburg wieder auf, nachdem sie den Sozialisten Sergej von Schewitsch kennengelernt hatte. Sie ging mit ihm 1877 nach Amerika, wo Dönniges zunächst als Schauspielerin wirkte und ihr Mann bei der New Yorker Volkszeitung arbeitete. Dönniges fehlte in Amerika der gewohnte aristokratische Lebensstil und schon 1890 kehrte das Paar nach Europa zurück und lebte ab 1892 in München. Ihr Mann wurde als Literat bekannt, während sich Dönniges der Theosophie und Geisterseherei, verschrieben hatte, mit der sie sich bereits in Amerika befasst hatte. Sie hatte zudem bereits mehrere Romane und ihre Erinnerungen an die Affäre Lassalle veröffentlicht.

In der Münchner literarischen Szene und in Schwabing war sie berühmt und umstritten als frühe emanzipierte Frau. Nach 1905 geriet das Ehepaar in größte finanzielle Schwierigkeiten, die Dönniges’ Mann zu Wechselbetrug und andere Straftaten trieben. Sein Tod am 27. September 1911 bewahrte ihn vor Prozessen und Verurteilungen. Dönniges sah keinen Ausweg mehr und vergiftete sich am 1. Oktober 1911 mit Morphium.

Werke

  • Ererbtes Blut. Roman in zwei Büchern, Berlin 1892
  • Gräfin Vera. Roman in drei Theilen, München 1882
  • In maiorem dei gloriam, Berlin 1911
  • Meine Beziehungen zu Ferdinand Lassalle, 1. Auflage Berlin 1879
  • Von anderen und mir. Erinnerungen aller Art, Berlin 1909
  • Praktisch-theosophische Winke von einer Okkultistin, Leipzig 1904
  • Wie ich mein Selbst fand. Äußere und innere Erlebnisse von einer Okkultistin, Berlin 1901
  • Die Geheimlehre und die Tiermenschen in der modernen Wissenschaft, in: Lucifer-Gnosis, hg. v. Rudolf Steiner, H. 29.30,31, 1906

Literatur

  • Rácowitza, Helene von. In: Franz Brümmer: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 5. Brockhaus, Leipzig 1913, S. 380.
  • Schewitsch, Helene von. In: Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00456-2, (Repertorien zur deutschen Literaturgeschichte 9), S. 267.
  • Andrea Hirner: Die Todesparzenschönheit. Helene Prinzessin von Racowitza – ein Münchner Kind in der Fremde. Herbert Utz Verlag, München 2011, ISBN 978-3-8316-4038-6.
  • Racowitzà-Schewitsch, Frau Helene von. In: Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 2. C. Pataky, Berlin 1898, S. 162.

Weblinks


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