Hermann Gottlob von Greiffenegg

Hermann Gottlob von Greiffenegg

Hermann Gottlob von Greiffenegg Wolffurt (* 17. April 1775 in Freiburg im Breisgau; † 19. Januar 1847 in Freiburg im Breisgau) war der Sohn Hermann von Greiffeneggs. Er diente dem Haus Österreich als Diplomat und Offizier.

Gottlob von Greiffenegg, Harzmalerei auf Zinnblech (Augustinermuseum Freiburg)

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Hermann Gottlob hatte von seinem Vater ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein und die Liebe zum Hause Österreich geerbt. Er studierte ebenfalls Jura und trat in den diplomatischen Dienst ein. Anfänglich arbeitete er als Assistent seines Vaters, der 1793 als Geschäftsträger an die österreichische Gesandtschaft in Basel berufen wurde.

Erste militärische Erfahrungen

Bald jedoch traten Gottlobs kriegerische Fähigkeiten in den Vordergrund. Als die österreichische Gesandtschaft in der Schweiz 1800 während des 2. Koalitionskrieges gegen Frankreich schloss, wurde Gottlob Kommandant des 4. Bataillons der vorderösterreichischen Landwehr in Freiburg. Nach dem Tode seines Vaters 1807 erbte Hermann Gottlob das Haus auf dem Schlossberg und wohnte dort, wenn er nicht im Dienste des Hauses Österreich unterwegs war. In dieser Zeit war er Mitglied der Freiburger Freimaurerloge "Zur edlen Aussicht".

Im Laufe seiner militärischen Karriere befehligte er 1809 ein Streifcorps im Rücken des französischen Generals Beaumont und wurde schwer verwundet. Auf einem strohbedeckten Bauernwagen gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Für seine militärischen Verdienste verlieh ihm der Kaiser das österreichische Verdienstkreuz, der Kurfürst von Hessen dekorierte ihn mit dem Militärorden pro virtute und vom britischen König erhielt er den Welfenorden.

Gesandter bei der badischen Regierung in Karlsruhe und in Hannover

Von 1810 bis 1815 wirkte Gottlob zunächst als Sekretär dann als Geschäftsträger der österreichischen Gesandtschaft bei der badischen Regierung in Karlsruhe. Wie schon vorher im militärischen Bereich überschritt Gottlob als unbedingter Gegner Napoleons und aus Pflichterfüllung gegenüber Österreich nicht nur als Offizier, sondern auch als Diplomat häufig eigenmächtig seine Kompetenzen. Das brachte seinen Dienstherren Metternich ebenso häufig in Verlegenheit. Gottlob wurde seinem Außenminister zusehends lästig, der ihn von Karlsruhe an die weniger bedeutende Gesandtschaft nach Hannover versetzte.

Ehe zu dritt?

Im Jahre 1822 heiratete Gottlob in zweiter Ehe Agathe Mauch, die Tochter eines Freiburger Sattlermeisters. Seine Liebe aber galt Josepha der jüngeren Stiefschwester Agathes. Mit Agathes Einwilligung lebten sie zu dritt in einem Haushalt. Einen Arzt, der diese ménage à trois an die Öffentlichkeit zerrte, forderte Gottlob in Venedig und erstach ihn im Duell. Voller Gewissensbisse nahm sich Gottlob daraufhin der Tochter des von ihm Getöteten an. Als später die junge Madeleine ihren Gönner auf dem Greiffeneggschlössle besuchte, stürzte sie von einem Söller auf die darunter liegenden Felsen. Sie hauchte in den Armen Gottlobs ihr Leben aus mit einem letzten Wort: Warum? In Freiburg brodelte die Gerüchteküche. War es ein Unfall, war es Selbstmord? Gab es einen Grund für einen Freitods? Hatte sie erst jetzt erfahren, dass Gottlob der Mörder ihres Vaters war?

Auf Außenposten des Hauses Österreich

In dem rauen Klima Hannovers verstärkten sich Gottlobs durch Kriegsverletzungen bedingte Leiden. Seine Bitten um Versetzung in eine wärmere Gegend führten ihn auf wenig attraktive Posten des Habsburgischen Reiches nach Osoppo, Ferrara und Zengg. Man ließ Gottlob spüren, dass er in seiner eigenmächtigen Art der österreichischen Diplomatie lästig ist, und so bat er schließlich um seine frühzeitige Pensionierung.

Als Pensionär zurück in Freiburg

Als 58-Jähriger kommt Gottlob von Greiffenegg nach Freiburg zurück und bezog mit seinen Frauen das Schlössle. Dort schrieb er - an einem nicht näher beschriebenen Nervenfieber leidend - verbittert und verarmt im Hinblick auf die früher besonders engen Beziehungen Badens zu Napoleon: Narben als Folgen von Teutschland vor der Epoche 1813 geleisteten Diensten und Opfern gelten nichts, weil sie bei gewissen Leuten unangenehme Reminiszenzen des eigenen Betragens erregen. Dienste nach 1813 gegen Napoleonidische Anhängsel jeglicher Farbe sind auch keine Anempfehlung bei Menschen. Und das nach seiner Ansicht undankbare Haus Habsburg klagte er an: Aus dieser Welt so zusammengeknotet, daß jeder Gegner (Gauner) den Biederen beraubt, hat dieser Mann nichts, ja gar nichts gerettet, als seine Ehr und sein alterndes Haupt.

Den Alternden, in seinen Träumen das Bild der sterbenden Madeleine vor Augen, plagten Schuldgefühle. Das Schlössle wurde ihm zur seelischen Last Schließlich verließ Gottlob wohl auch aus finanziellen Gründen seine Felsenveste und dichtete zum Abschied: Von des Greiffen Nest hernieder steigt der alte Mann, um zu schauen nimmer wieder, was er lieb gewann. Er verkaufte 1840 das Schlössle an die Ehefrau des Bierbrauers Schaich und zog in eine Stadtwohnung zur Miete.

Hermann Gottlob von Greiffenegg Wolffurt starb 1847, während seine beiden wohltätigen Pflegerinnen ihn um Jahrzehnte überlebten.

Literatur

  • Hermann Kopf: Greiffenegg, Aufstieg und Ausklang einer Familie. Verlag Karl Schillinger, Freiburg 1974.

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