Herren von Leuthorst

Herren von Leuthorst

Die Herren von Leuthorst (auch Luthardessen o.ä.) waren ein im westlichen Vorland des Harzes begütertes Geschlecht, das seinen Stammsitz in Lüthorst hatte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein erster urkundlicher Hinweis auf den Ort Luthardeshusen findet sich bereits im 9. Jahrhundert in den Corveyer Traditionen.[1] Er wurde zum Stammsitz von Herren, die später meist Luthardessen geschrieben wurden, und lag südlich der Homburg. Dort war Corvey als nächstgelegenes Kloster begütert. Die Äbte setzten die Edelherren von Homburg als Lehensnehmer ein. Von diesen erhielten die Herren von Luthardessen lokale Rechte als Afterlehen.

Um 1380 wollten sie eine Schenkung an die Kirche Amelsen vornehmen, damit dort regelmäßig Memorialgedenken für eigene Familienmitglieder und die befreundeten Ritter Amelunxen, Exter, Hake, Kaierde, Kerssenbrock, Minnigerode und Rebock[2] (zeitweise Burgmannen auf der Burg Lügde[3] und der Tonenburg[4]) stattfinden sollten. Dabei gingen sie von der Gültigkeit Corveyer Lehensrechte in Amelsen aus. Dort sahen sich jedoch die Edelherren von Homburg als weltliche Herrscher und lehnten die Schenkung ab. Corveys Abt Bodo von Pyrmont bat den Hildesheimer Bischof Gerhard von Berg um Schlichtung. Die Homburger werteten dies als Affront, brannten die Güter der Luthardesser nieder und vertrieben sie, wodurch sie auch ihre Lehensrechte verloren.[5] Gerhard von Berg verschaffte den Vertriebenen Lehensgut in Lindau[6], so dass sie sich dort ansiedelten, und 1384 wies er die Homburger in die Schranken, indem er sich versichern ließ, dass die Homburg, ihr Stammsitz, Hildesheimisches Lehen war.[7] Wenige Jahre später griffen die Herren von Luthardessen den südlichen Homburger Besitz von ihrem verlorenen Stammsitz aus an. Bei dieser Aktion, die mit dem endgültigen Rückzug der Luthardesser endete, gingen folgende Orte in Flammen auf: Holzen, Lenne, Portenhagen, Vorwohle, Wangelnstedt einschließlich Emmerborn und Linnenkamp, Wickensen und sechs weitere, danach wüst gefallene Orte. Zum Schutz von Holzminden vor den Homburgern schloss Abt Bodo 1394 ein Bündnis mit den Grafen von Everstein.

An ihrem neuen Siedlungsort änderte sich im Laufe der Zeit der Name der Herren von Luthardessen zu Leuthorst. Sie erarbeiteten sich neuen Besitz, gaben das Lehen in Lindau später zur Hälfte wieder ab[8] und waren schließlich auch auf der Burg Lichtenstein (Osterode am Harz) und in Dorste vertreten.

Personen

  • Abt Hugold von Corvey stammte aus diesem Hause.[9] Die Geschichtsforschung hat aber eine Abstammung Hugolds aus dem Hause Hochstaden noch nicht ausgeschlossen.[10]
  • Um am Kreuzzug Heinrichs VI. teilnehmen zu können, verpfändeten drei Herren von Luthardessen 1197 dem Kloster Gehrden Güter, darunter Luthardessen und Reelsen.[11]
  • Gisle von Luthardessen wurde Äbtissin im Kloster Gehrden.
  • Verwandtschaftliche Verbindungen gab es zu den Häusern Hanstein[12] und Hardenberg.[13]
  • Mit Friedrich Heinrich von Leuthorst starb das Geschlecht am 30. März 1714 aus.

Wappen

Das Wappen bestand aus zwei roten Balken. In der Renaissancezeit wurde es mit Wolken verziert.[14]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Corveyer Traditionen § 436 (Wigand S. 96)
  2. Die Rehbocke - Lehnsleute und Burgmannen im Raum Holzminden
  3. Roland Linde: Das Rittergut Gröpperhof: Höfe und Familien in Westfalen und Lippe, Band 2, 2005, S. 33
  4. Paul Wigand: Der Corvey'sche Güterbesitz, 1831, S. 120
  5. Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland, Zweiter Band, 1863, S. 349
  6. Joachim Meier: Origines Et Antiqvitates Plessenses. Das ist: Pleßischer Ursprung und Denkwürdigkeiten, 1713, S. 362
  7. H. Sudendorf: Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, Sechster Theil, 1867, S. 84, Nr. 76
  8. Johann Wolf: Denkwürdigkeiten des Amtes und Marktfleckens Lindau im Harz-Departement, District Osterode, 1813, S. 76
  9. Historischer Verein (Osnabrück): Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück, Vierter Band, 1855, S. 277
  10. Friedrich Wilhelm Hermann Wagener: Staats- und Gesellschafts-Lexikon, Neunter Band, 1862, S. 474
  11. Paul Wigand: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens, Vierter Band, 1831, S. 78
  12. Carl Philipp Emil von Hanstein: Urkundliche Geschichte des Geschlechts der von Hanstein, 2007, S. 462
  13. Johann Wolf: Geschichte des Geschlechts von Hardenberg, I. Theil mit 132 Urkunden, 1823, S. 115
  14. Otto Titan von Hefner: Handbuch der theoretischen und praktischen Heraldik, Erster Theil, 1861, S. 89

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