- Lügde
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Wappen Deutschlandkarte 51.959.25105Koordinaten: 51° 57′ N, 9° 15′ OBasisdaten Bundesland: Nordrhein-Westfalen Regierungsbezirk: Detmold Kreis: Lippe Höhe: 105 m ü. NN Fläche: 88,64 km² Einwohner: 10.400 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner je km² Postleitzahlen: 32668–32676 Vorwahlen: 05281, 05283 Kfz-Kennzeichen: LIP Gemeindeschlüssel: 05 7 66 052 LOCODE: DE LDE NUTS: DEA45 Stadtgliederung: 10 Ortschaften Adresse der
Stadtverwaltung:Am Markt 1
32676 LügdeWebpräsenz: Bürgermeister: Heinrich Josef Reker (parteilos) Lage der Stadt Lügde im Kreis Lippe Lügde [lokale Aussprache:ˈlʏçtʰə] (niederdeutsch: Lüde) ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Lippe. Sie liegt im Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge.
Geografie
Geografische Lage
Lügde liegt im Weserbergland östlich der durch das Tal verlaufenden Emmer, welche im Ortsteil Langeland der Stadt Bad Driburg entspringt und in Emmerthal in die Weser mündet. Weiter westlich befinden sich das Eggegebirge, nordwestlich der Teutoburger Wald und weiter östlich fließt die Weser. Zur Großgemeinde Lügde gehört einer der höchsten Berge des Weserberglandes, der Köterberg mit 496 m. Der tiefste Punkt des Stadtgebiets liegt auf 98 m.
Geologie
Im Gemeindegebiet besteht das Lipper Bergland vorherrschend aus Tonmergel-, Kalk- und Sandsteinen des Erdmittelalters. Diese Sedimentgesteine sind zwischen 1 und 1,5 km stark. Sie wurden im Lauf der Erdgeschichte herausgehoben und im Rahmen gebirgsbildender Vorgänge zu Sätteln und Mulden zusammengeschoben. In den südlichen Stadtteilen treten auch Horste und Gräben auf. Unter diesen Schichten befinden sich die Gesteine des Erdaltertums, insbesondere aus Devon, Karbon und Perm. Lockergesteine aus dem Eiszeitalter (Kies, Sand und Löss) befinden sich insbesondere in den zum Teil weiten Talebenen der Emmer und ihrer Nebenflüsse über dem Festgesteinsuntergrund.
Gute Grundwasserleiter sind die Kalk-, Sand- und klüftigen Tonmergelsteine des Muschelkalks und aus Abschnitten des Keupers. Vereinzelt sind Grundwässer durch Lösung von Steinsalz und Gips im tieferen Untergrund versalzt und mineralisiert.
Im Stadtgebiet werden Steine und Erden zur Verwendung für die Schotter- und Splittherstellung abgebaut.
Auf den Gesteinen des Muschelkalks und des Keupers haben sich Braunerde und Pseudogley-Braunerden entwickelt, die teils forstwirtschaftlich, teils ackerbaulich genutzt werden. In kleineren Gebieten im Nordteil des Stadtgebiets auf Kuppen befinden sich auch Übergänge zu flachgründigen, steinigen Rendzinen. In den weitgespannten Talmulden und Unterhängen werden die Festgesteine von eiszeitlichem Löss bedeckt. Als Folge haben sich fruchtbare Parabraunerden aus schluffigem Lehm gebildet.
Vorwiegend im südlichen Teil des Stadtgebiets gibt es Vorkommen von schluffreichen staunassen Pseudogleyen. In den Bachniederungen treten vorherrschend Gleye auf; sie werden als Grünland genutzt. Forstwirtschafliche Nutzung findet auf den Höhenzügen und an mit Pseudogley bedeckten Standorten statt, ansonsten herrscht, besonders auf den ertragreichen Lösslehmböden, intensive ackerbauliche Nutzung vor[2].
Lügde eignet sich durchweg gut bis sehr gut zur Nutzung von geothermischen Wärmequellen mittels Erdwärmesonde und Wärmegewinnung durch Wärmepumpe (vgl. dazu die nebenstehende Karte)[3].
Ausdehnung und Nutzung des Stadtgebiets
Die als „Große Landgemeinde“ klassifizierte Stadt erstreckt sich über eine Fläche von 88,62 km². Das Gemeindegebiet hat eine maximale Ausdehnung in Ost-West Richtung von ca. 11 km und in Nord-Süd Richtung von etwa 14 km.
Fläche
nach Nutzungsart[4]Landwirt-
schafts-
flächeWald-
flächeGebäude-,
Frei- und
BetriebsflächeVerkehrs-
flächeWasser-
flächeSport- und
Grünflächesonstige
NutzungFläche in km² 44,25 33,85 4,31 4,25 0,61 1,15 0,18 Anteil an Gesamtfläche 49,93 % 38,20 % 4,86 % 4,80 % 0,69 % 1,30 % 0,20 % Nachbargemeinden
An Lügde grenzen beginnend im Norden im Uhrzeigersinn die Stadt Bad Pyrmont (Landkreis Hameln-Pyrmont) sowie die Gemeinde Vahlbruch und der Flecken Polle (Samtgemeinde Polle, Landkreis Holzminden), alle Niedersachsen, die Städte Höxter und Marienmünster (Kreis Höxter) sowie Schieder-Schwalenberg und Blomberg (Kreis Lippe), alle Nordrhein-Westfalen.
Stadtgliederung
Nach § 3 Abs. 1 ihrer Hauptsatzung gliedert sich die Stadt Lügde in folgende zehn Ortschaften[5], die vor 1970 eigenständige Gemeinden im Kreis Detmold bzw. im Amt Lügde im Kreis Höxter waren. Die Grenzen der Ortschaften stimmen mit denen der früher selbständigen Gemeinden überein.
Ortschaft Wappen Einwohner 1 Ortsteile von Lügde Elbrinxen 1284 Falkenhagen 380 Harzberg 87 Hummersen 428 Köterberg 84 Lügde 5976 Niese 464 Rischenau 1190 Sabbenhausen 957 Wörderfeld 370 1 Die Einwohnerzahlen (Haupt- und Nebenwohnsitze) sind nach Fortschreibungen des Einwohnermeldeamts der Stadt Lügde auf dem Stand vom 31. Dezember 2007.[6]
Klima
Lügde gehört der gemäßigten Klimazone Mitteleuropas an und liegt im Bereich des subatlantischen Seeklimas. Die Winter sind unter atlantischem Einfluss meist mild und die Sommer mäßig warm. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei ca. 8–9 °C.
Durch die Lage im subatlantischen Seeklima herrscht ganzjährig ein humides Klima mit relativ gleich verteilten Niederschlägen vor. Klimadaten sind für Lügde nicht verfügbar, allerdings sind mit geringen Einschränkungen die Werte des lediglich 10 km entfernten Schieder vergleichbar, da die topografische Lage ähnlich ist. An der Messstation in Schieder fallen im langjährigen Mittel 867,7 mm Niederschlag jährlich.
Klima Schieder-Schwalenberg (155 m)Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Temperatur (°C) 0,4 0,9 3,9 7,6 12,3 15,4 16,8 16,5 13,3 9,5 4,6 1,6 Ø 8,6 Niederschlag (mm) 76,2 55,6 68,0 63,5 77,1 87,3 83,9 74,6 63,9 54,2 77,1 86,3 Σ 867,7 Sonnenstunden (h/d) 0,9 1,9 3,1 4,7 6,1 6,2 5,8 5,9 4,2 2,9 1,1 0,7 Ø 3,6 Quelle: Deutscher Wetterdienst[7]Zum Klima in der Region Ostwestfalen-Lippe, zu der die Stadt gehört, siehe auch den Artikel Klima in Ostwestfalen-Lippe.
Geschichte
Hauptstädte und Städte des Fürstbistums Paderborn bis 1802/03 (Stand 1789): Paderborn, Warburg, Brakel, Borgentreich | Beverungen, Borgholz, Bredenborn, Büren, Driburg, Dringenberg, Gehrden, Calenberg, Kleinenberg, Lichtenau, Lippspringe, Lügde, Nieheim, Peckelsheim, Salzkotten, Steinheim, Vörden, Willebadessen, Wünnenberg Landadelssitze im Fürstbistum Paderborn um 1665: Boke, Bökendorf, Borgentreich, Borgholz, Borlinghausen, Breitenhaupt, Brenken, Bühne, Dalheim, Daseburg, Dedinghausen, Desenberg, Dinkelburg, Eichholz, Eissen, Engar, Erpentrup, Essentho, Fürstenberg, Grevenburg, Hainholz, Helmern, Herbram, Herstelle, Himmighausen, Hinnenburg, Husen, Lichtenau, Liebenau, Lippspringe, Löwendorf, Lügde, Menne, Merlsheim, Natzungen, Niesen, Nordborchen, Peckelsheim, Pömbsen, Rheder, Riepen, Ringelstein, Salzkotten, Schweckhausen, Steinheim, Sudheim, Thienhausen, Thüle, Verne, Vinsebeck, Volbrexen, Wandschicht, Welda, Wehrden, Westheim, Wewer, Wintrup, Würgassen.
Mittelalter und Stadtgründung
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Lügde 784 in den Fränkischen Reichsannalen, als Karl der Große hier sein erstes Weihnachtsfest im damaligen Herzogtum Sachsen beging, nämlich in Villa Liuhidi nahe der Skidrioburg, die heute unter dem Namen Herlingsburg bekannt ist. Wahrscheinlich ist die Siedlung um oder im ersten Jahrhundert nach Christus entstanden und befand sich nördlich des heutigen Stadtkerns im Ollenlüderfeld, zwischen dem heutigen Lügde und Bad Pyrmont–Holzhausen. Am Platz der Übernachtung Karls des Großen wurde daraufhin eine Kirche errichtet, an deren Stelle im 12. Jahrhundert die heutige Kilianskirche erbaut wurde.
Für die Entstehung des Stadtnamens, ursprünglich Liuhidi oder auch Liuhith, gibt es mehrere Theorien. Eine Möglichkeit ist, dass es sich um eine Flurstelle handelte, die mit vielen Leuten besiedelt war. Liu, gegebenenfalls auch plattdeutsch Lüe, bedeutet Leute. Dies wird durch die beim sogenannten Poeta Saxo mit Liudi benannten Einwohner gestützt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass der Stadtname Licht bedeutet, woraufhin die Vielzahl von Orten mit der Anfangssilbe Lug hinweisen.[8] Die Ersterwähnung anno 784 als Liuhidi lässt aber auch eine Herkunft von ahd. luhhen (sprich: "lüchen") = waschen, zu (vgl. lat. luere = waschen). Für Liuhidi ergibt sich dann die Bedeutung „Siedlung am Waschplatz/Badeplatz“. Diese Deutung erscheint angesichts einer in alter Zeit genutzten Heilquelle am Ort plausibel. Karl der Große bevorzugte bei seinen Aufenthalten bekanntlich Orte mit Heilquellen, wie z.B. Aachen, Paderborn, Wiesbaden.[9]
Eine frühe urkundliche Erwähnung des Herrenhofes „Lugete“ mit zwei Vorwerken stammt aus der Busdorf-Urkunde vom 25. Mai 1036, als der Paderborner Bischof Meinwerk dem neugegründeten Kloster Busdorf in Paderborn den Zehnt dieses Herrenhofes schenkte.[10]
Aufgrund einer 1195 in Lügde geprägten Münze des Grafen Gottschalk I. von Pyrmont kann angenommen werden, dass zu dieser Zeit bereits Stadtrechte bestanden. Es sind allerdings keinerlei Gründungsurkunden mehr vorhanden. Es gilt jedoch als sicher, dass die Verleihung der Stadtrechte spätestens 1246 stattfand, da in dieser Zeit sowohl der heute noch in seiner Ursprungsform erhaltene Stadtgrundriss als auch die größtenteils erhaltenen Befestigungsanlagen, wie Stadtmauer, Wallgrabenanlage und Wehrtürme, entstanden. Darüber hinaus besaß Lügde einen Markt und einen siegelführenden Stadtrat.[8]
Lügde stellt eine planmäßige Stadtgründung der Pyrmonter Grafen dar und weist das typische Dreistraßensystem mit einer Hauptachse und zwei Seitenstraßen auf. Diese zweigen im Süden spitzwinklig von der Hauptstraße ab, folgen ihr parallel und enden im Norden in einer Querstraßenverbindung.
Im Spätmittelalter war Lügde Hauptort der Grafschaft Pyrmont und Sitz der gleichnamigen Grafen. Der Standort der Burg innerhalb der Stadtmauern ist heute unbekannt. Lügde wurde wiederholt zum Spielball fremder Interessen. 1255 mussten die Grafen von Waldeck und Pyrmont die Hälfte Lügdes an den Erzbischof von Köln abtreten, ein Ereignis, das auch im Stadtwappen verdeutlicht wird.[8]
Hylliger Born, Dreißigjähriger Krieg und paderbornische Exklave
Zur Mitte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich die Mär vom Hylligen Born, dessen Wasser angeblich jedes Gebrechen heilen sollte. Nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa kamen die Menschen in Scharen in die Gegend von Lügde, denn den Ort Pyrmont gab es noch nicht. Lügde und die in der Umgebung liegenden Dörfer konnten die Menschenmengen nicht aufnehmen, so dass Tausende im Wald oder auf freien Feld übernachten mussten.[11]
Im Jahr 1583 traten die Bewohner Lügdes zur Reformation über. Wechselnde Einflüsse im Dreißigjährigen Krieg zwangen sie jedoch, das lutherische Bekenntnis wieder aufzugeben und 1624 nach heftigen Auseinandersetzungen zum katholischen Glauben zurückzukehren. Am Ende des Krieges war die Stadt zu einem Drittel zerstört und die Bevölkerung völlig verarmt.
Am 14. März 1668 einigten sich Fürstbischof Ferdinand von Paderborn und die Grafen von Waldeck nach über 174 Jahren über den strittigen Besitz der Grafschaft Pyrmont. Die Grafen erhielten den Pyrmonter Brunnen und die benachbarten Dörfer. Der bekannteste Vertreter der Grafen zu Waldeck, Georg Friedrich zu Waldeck (1620-1692) ließ daraufhin den Quellbach zuwerfen, pflanzte die später berühmt gewordene vierreihige Lindenallee und begründete Bad Pyrmont. Das Fürstbistum Paderborn erhielt die Stadt Lügde, deren Bewohner erfolglos dagegen protestierten und die zur katholischen Enklave inmitten eines protestantischen lippischen Gebiets wurde. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wurde Lügde durch Truppendurchzüge und Einquartierungen schwer geschädigt und geriet an den Rand des wirtschaftlichen Ruins.[12]
Brandkatastrophen und Hochwasser
Im Laufe der Jahrhunderte wurde Lügde von vielen Brand- und Hochwasserkatastrophen heimgesucht. Allein in der Zeit vom 15. bis 18. Jahrhundert gab es neunzehn Stadtbrände in der engbebauten Altstadt, von denen zwei die Stadt fast völlig einäscherten. Jeder Bürger war verpflichtet, einen Ledereimer für Löschwasser zu besitzen. Das Löschwasser wurde aus der Emmer und rund 120 Brunnen geschöpft. Bis zur Erstellung eines Hochwasserschutzes in den 2000er Jahren lebten die Bürger Lügdes in der ständigen Gefahr, vom Hochwasser der Emmer überflutet zu werden, im Stadtkern zuletzt im Jahr 1946, in angrenzenden Bebauungsgebieten zuletzt 1998.
Der Großbrand von 1797 zerstörte den Ort nahezu völlig. Die Feuersbrunst begann im Südwesten der Stadt beim heutigen Heimatmuseum und vernichtete innerhalb weniger Stunden 243 der insgesamt 315 Häuser. Über 200 Häuser wurden in den nächsten drei Jahren im gleichen Stil wieder aufgebaut.[13]
Am 6. Juni 1802 wurde die Stadt von preußischen Truppen besetzt, gehörte danach zum Königreich Preußen und wurde dem Kreis Höxter zugeteilt. Im Verlauf der französischen Besetzung von 1806 bis 1813 gehörte Lügde zum Königreich Westfalen unter König Jérôme. Nach dem Ende der Herrschaft Napoleons fiel die Stadt wieder an Preußen zurück.[12]
Industrielles Zeitalter und Kaiserreich
Die meisten Einwohner Lügdes waren sogenannte Ackerbürger und lebten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zu einem wesentlichen Teil von der Landwirtschaft. Die übrigen bestritten ihren Lebensunterhalt durch Handel und Handwerk. Erst Mitte des 19. Jahrhundert verbesserte sich die wirtschaftliche Situation, als sich die industrielle Zigarrenherstellung entwickelte und die Stadt zu einem Zentrum der Tabakverarbeitung wurde. Trotzdem sahen viele Menschen, besonders die seit dem 16. Jahrhundert in Lügde lebenden jüdischen Kaufleute, aber auch Handwerker und Bauernsöhne, keine Zukunft mehr und wanderten nach Amerika und Südafrika aus.[12]
Die Eisenbahnlinie Hannover-Altenbeken wurde 1875 eröffnet, deren Gleise direkt neben der Kilianskirche verlaufen. Zunächst hatten Bad Pyrmont und Lügde einen gemeinsamen Bahnhof, bis Lügde 1892 eine eigene Station bekam.[12]
Im Ersten Weltkrieg (1914–1918) fielen 82 Lügder und 14 wurden vermisst.
Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Einwohnerzahl kontinuierlich zu, schon bald wuchs die Stadt über ihre bisherigen Grenzen hinaus und es entstand die sogenannte Neustadt. Lügde profitierte im 20. Jahrhundert wirtschaftlich zudem von der stetigen Aufwärtsentwicklung der benachbarten Stadt Bad Pyrmont.[12]
Aufgrund ihrer christlichen Weltanschauung hatten viele Lügder Bürger Probleme mit dem Nationalsozialismus. 1933 wurden die Nationalsozialisten auf den Osterräderlauf aufmerksam. Sie wollten ihn für ihre Zwecke missbrauchen und entchristianisieren. Daraufhin wurde 1935 an der Ablaufstelle der Osterräder von mutigen Bürgern ein zehn Meter hohes weißes Holzkreuz als Protest errichtet.[12]
Mehrere Luftangriffe auf die Eisenbahnlinie im Zweiten Weltkrieg richteten erhebliche Schäden an der Kilianskirche und einigen Wohnhäusern an. 1943 musste Lügde 253 evakuierte Frauen und Kinder aus Essen aufnehmen, für die Behelfsheime errichtet wurden. In diesem Krieg fielen 114 Lügder und zwölf wurden vermisst.[12]
Am Abend des 4. April 1945 gegen 18 Uhr trat in Lügde ein eilig zusammengerufenes Standgericht zusammen, das sich aus mehreren deutschen Offizieren und Generalmajor Otto Goerbig als Vorsitzenden und zugleich Ankläger zusammensetzte. Die Anklage gegen den Lemgoer Bürgermeister Wilhelm Gräfer lautete auf Landesverrat, und nach kurzer Verhandlung wurde Gräfer zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am nächsten Morgen in Bodenwerder vollstreckt.
Am 5. April 1945 rollten amerikanische Panzer aus Eschenbruch kommend ins Tal nach Lügde. Gleich am Ortseingang wurden die Fahrzeuge von einer SS-Einheit beschossen, die an der Kilianskirche und auf dem Friedhof in Stellung gegangen war. Die Amerikaner forderten Artillerieunterstützung an, in deren Verlauf vier Häuser und drei Scheunen in Brand geschossen wurden. Noch während der Beschießung kletterten einige Lügder Bürger auf den Turm der Stadtkirche St. Marien und hissten die weiße Fahne. Gegen 15 Uhr fuhren die Panzer ohne Gegenwehr in die Stadt, die bis zum Abend von den Amerikanern vollständig besetzt wurde.[14]
Nachkriegszeit und heutige Situation
Am 8. Februar 1946 wurde die Stadt erneut durch Hochwasser der Emmer überflutet, das stellenweise 1,80 Meter hoch in den Straßen stand. In 300 Häusern waren sämtliche Räume der Untergeschosse unbewohnbar. Im gleichen Jahr kamen 336 Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach Lügde.[12] 1951 schloss sich die Stadt Lügde mit dem benachbarten Ort Harzberg zur Verwaltungseinheit Amt Lügde zusammen. Im Rahmen der kommunalen Neuordnung wurde das Amt Lügde nach dem Willen der Bevölkerung zum 31. Dezember 1969 aus dem Kreis Höxter ausgegliedert und dem damaligen Kreis Detmold zugeordnet. Gleichzeitig wurden neun weitere Ortschaften zur neuen Stadt Lügde eingemeindet.[15] Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich zahlreiche mittelständische Unternehmen, darunter insbesondere Betriebe der Elektroindustrie, an. Ein bedeutender Arbeitgeber Lügdes und Marktführer in Europa ist der Hersteller von Kupferlackdraht. Im Jahr 1992 schlossen die Betriebe der Tabakverarbeitung. Weitere Firmen gaben auf und mancher Lügder verlor seinen Arbeitsplatz. So verschwanden die vorher bedeutende Holz- und Möbelindustrie, einige Betriebe der Lebensmittelbranche und mehrere Bauunternehmen.[16]
Die größte Sorge bereitete jedoch die Altstadt, durch deren Mitte täglich 13.000 Fahrzeuge fuhren und ihre Substanz bedrohten. Zahlreiche Eigentümer gaben ihre Häuser namentlich an der Mittleren Straße auf, so dass dort mehr als 20 Häuser unbewohnt sind. Mehrere Ladenlokale stehen leer und der Rückgang der Bevölkerungszahl ist bezeichnend für die Situation. Von 6.133 Einwohnern der Altstadt am Ende des Jahres 2005 schrumpfte die Zahl bis Ende 2008 auf 5.884 Personen. Nach vielen Jahren der Planung und Diskussionen entschlossen sich Rat und Verwaltung der Stadt Ende der 1980er Jahre, mit dem Bau einer Umgehungsstraße diese bedrohliche Entwicklung zu stoppen. Hauptbestandteil des Bauvorhabens ist der Emmerauentunnel, um das Bild der Altstadt zu bewahren. Die Fertigstellung der Umgehungsstraße war für Ende 2009 geplant, wurde aber letztlich im Oktober 2010 eröffnet.[16]
Im Rahmen eines Integrierten Entwicklungskonzepts zur Revitalisierung des historischen Stadtkerns Lügdes soll neben der Umgehungsstraße eine Emmeraue mit Freizeiteinrichtungen entstehen. In der Altstadt soll die Ortsdurchfahrt neu gestaltet, der Einzelhandel belebt und die alte Bausubstanz saniert werden.[17]
Religionen
Die erste in Lügde errichtete Kirche war die Kilianskirche, die in den Jahren 780-784 außerhalb der Stadtmauern erbaut wurde. Sie ist dem irischen Bischof Kilian geweiht. Nachdem in Lippe 1538 durch Beschluss des Landtages in Cappel die Reformation eingeführt worden war, übernahmen auch die Lügder schließlich 1583 das neue Glaubensbekenntnis. Dem Weihbischof in Paderborn Johannes Pelcking gelang es jedoch im Verlauf der Gegenreformation, die gläubigen Christen in Lügde und Höxter im Jahr 1624 zur Rückkehr in die katholische Kirche zu bewegen. Nach der Einigung mit dem Grafen zu Waldeck über den Besitz der Grafschaft Pyrmont erhielt der Bischof von Paderborn 1668 die Stadt Lügde, dessen Bewohner erfolglos dagegen protestierten. 1853 wurde in Lügde erstmals seit 1624 wieder ein evangelischer Gottesdienst abgehalten und 1864 baute die kleine evangelisch-lutherische Gemeinde die St. Johanniskirche, die 1902 einen Turm bekam.[12] Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Zahl der evangelischen Christen durch den Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.
Ein Indiz für die heutige Verteilung der Religionen kann die konfessionelle Zugehörigkeit der Schüler in Lügde sein. Demnach gaben im Schuljahr 2006/2007 48,4 % der Schüler evangelisch, 35,4 % katholisch und 4,3 % islamisch als Religionszugehörigkeit an. 4,2 % gaben eine andere Religionszugehörigkeit und 7,7 % keine Konfession an. Insgesamt wurden die Angaben von 1.212 Schülern und Schülerinnen ausgewertet.[18]
Heute gibt es in Lügde zwei Evangelisch-reformierte Kirchengemeinden, nämlich eine in Elbrinxen und eine in Falkenhagen (Kloster Falkenhagen), jeweils eine Römisch-Katholische Kirchengemeinde in Lügde und in Falkenhagen, eine Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde, die Evangelische Freikirche Lügde, eine Baptisten-Brüdergemeinde und einen Türkisch-Islamischen Kulturverein.
Eingemeindungen
Im Zuge der Gemeindereform in den Kreisen Höxter und Detmold schloss sich die Stadt Lügde zum 1. Januar 1970 mit der Gemeinde Harzberg aus dem Amt Lügde (Kreis Höxter) und den acht Gemeinden Elbrinxen, Falkenhagen, Hummersen, Köterberg, Niese, Rischenau, Sabbenhausen und Wörderfeld aus dem Kreis Detmold zur neuen Stadt Lügde zusammen, die in den Kreis Detmold eingegliedert wurde.[19] Die Kreise Detmold und Lemgo bildeten später den neuen Kreis Lippe.
Mit Wirkung zum 1. Oktober 1971 wurden aufgrund eines Gesetzes zum 1. Staatsvertrag zwischen dem Land Niedersachsen und dem Land Nordrhein-Westfalen über Änderungen der gemeinsamen Landesgrenze Gebiete der niedersächsischen Gemeinde Baarsen (heute Ortsteil von Bad Pyrmont) in die Stadt Lügde eingegliedert und dem Ortsteil Sabbenhausen zugeordnet.[5]
Einwohnerentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der Stadt Lügde nach dem jeweiligen Gebietsstand. Änderungen des Gebietsstandes ergaben sich durch die Abgabe eines etwa 0,2 km² großen, bewohnten Gebietes an die Gemeinde Pyrmont zum 1. April 1922 und durch den Zusammenschluss der Stadt Lügde mit neun umliegenden Gemeinden zum 1. Januar 1970. Bei den Zahlen handelt es sich bis 1970 und für 1987 um Volkszählungsergebnisse und ab 1975 um amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes, wobei die Zahlen für 1975, 1980 und 1985 geschätzte Werte sind und die Zahlen ab 1990 Fortschreibungen auf Basis der Ergebnisse der Volkszählung von 1987. Die Angaben beziehen sich bis 1864 auf die „Zollabrechnungsbevölkerung“, ab 1867 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“ und ab 1925 auf die Wohnbevölkerung.
Jahr Einwohner 1818 2.023 1831 1.908 1837 2.043 1843 2.069 1849 2.175 1852 2.252 1858 2.230 1861 (3. Dez.) 2.274 1867 (3. Dez.) 2.266 1871 (1. Dez.) 2.340 1880 (1. Dez.) 2.411 1885 (1. Dez.) 2.398 Jahr Einwohner 1895 (1. Dez.) 2.598 1900 (1. Dez.) 2.624 1905 (1. Dez.) 2.703 1910 (1. Dez.) 2.805 1925 (16. Juni) 2.901 1933 (16. Juni) 3.167 1939 (17. Mai) 3.194 1950 (13. Sep.) 4.588 1961 (6. Juni) 4.740 1970 (27. Mai) 10.591 1975 (31. Dez.) 11.005 Jahr Einwohner 1980 (31. Dez.) 11.023 1985 (31. Dez.) 10.884 1987 (25. Mai) 10.691 1990 (31. Dez.) 11.248 1995 (31. Dez.) 12.003 2000 (31. Dez.) 11.718 2005 (31. Dez.) 11.094 2007 (31. Dez.) 10.816 2008 (31. Dez.) 10.651 Politik
Lügde gehört zum Landtagswahlkreis Lippe II, in dem bei der Landtagswahl 2010 Jürgen Berghahn (SPD) als Direktkandidat gewählt wurde. Auf Bundesebene gehört Lügde zum Bundestagswahlkreis Höxter – Lippe II (137), in dem 2009 Jürgen Herrmann (CDU) erneut als Direktkandidat gewählt wurde.
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat nach der Kommunalwahl vom 30. August 2009 gegenwärtig 26 Mitglieder. Hinzu kommt der Bürgermeister als Ratsvorsitzender. Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 1975:
[20][21] 2009 2004 1999 1994 1989 1984 1979 1975 Partei Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % CDU 10 39,75 10 39,23 11 42,54 11 34,36 15 45,56 16 47,75 17 50,07 16 49,65 SPD 8 30,51 7 26,37 8 31,71 12 35,33 14 42,94 13 39,59 13 40,09 13 38,09 FWG1 6 23,80 6 23,47 5 18,43 8 23,57 − − − − − − − − FDP 2 5,94 2 7,43 1 4,19 2 6,74 4 11,51 4 12,65 3 9,84 4 12,32 Grüne − − 1 3,50 1 3,12 − − − − − − − − − − Gesamt2 26 100 26 100 26 100 33 100 33 100 33 100 33 100 33 100 Wahlbeteiligung 55,43 60,50 61,10 83,26 69,18 71,52 76,13 86,98 1Freie Wählergemeinschaft
2ohne Berücksichtigung von RundungsdifferenzenBürgermeister
Bürgermeister von Lügde ist Heinrich Josef Reker (parteilos), der bei der Wahl am 30. August 2009 als gemeinsamer Kandidat der CDU und SPD ohne Mitbewerber mit 89,05 % zum Bürgermeister gewählt wurde.
Wappen, Banner und Flagge
Wappenbeschreibung:
Im gespalteten Schild vorn in Silber (Weiß) über einer roten fünfblättrigen Rose mit goldenem (gelbem) Butzen ein rotes Ankerkreuz, hinten in Blau ein silberner Schlüssel mit dem Bart rechts und oben. (Hauptsatzung § 2)[5]Bedeutung:
Das rote Ankerkreuz ist das der Grafschaft Waldeck-Pyrmont, zu der Lügde bis 1668 gehörte, der silberne Schlüssel der des Erzstiftes Köln. Die rote, fünfblättrige Lippische Rose kam 1971 dazu, nachdem 1970 mehrere lippische Gemeinden in die Stadt Lügde eingemeindet wurden, während gleichzeitig Lügde in den Kreis Detmold eingegliedert wurde.Banner:
Von Blau und Rot längs gestreift mit dem Wappenschild der Stadt oberhalb der Mitte.Flagge:
Von Blau und Rot längs gestreift mit dem von der Mitte zur Stange verschobenen Wappenschild der Stadt.Städtepartnerschaften
Die Städtepartnerschaft mit Angermünde wurde am 6. Juli 1990 in der Angermünde und am 11. August 1990 in Lügde durch die Bürgermeister Wolf-Hugo Just und Bernd Arens geschlossen. Ziel der Partnerschaft ist die gegenseitige Unterstützung. Ferner soll Begegnung der Bürger der beiden Städte gefördert und die Zusammenarbeit der kommunalen Einrichtungen, der gesellschaftlichen Organisationen, von Vereinen und Verbänden und den Industrie- und Handwerksbetrieben gestärkt werden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Lügde verfügt über kein eigenes Theater. Dennoch werden in der Elbrinxer Marktscheune seit 2003 Theaterstücke von der Elbrinxer Dorfbühne aufgeführt[22]. Die Laienschauspieler treten seit 1985 zunächst in Gaststätten, später in der Scheune auf.
Für weitergehende Angebote stehen das Landestheater Detmold und das Theater Bielefeld in der Umgebung zur Verfügung.
Museen
Das Heimatmuseum befindet sich in einem 1799 erbauten Vierständer-Fachwerkhaus und führt den Besucher durch die Geschichte von Lügde. Neben dem Gebäude an sich, einem früheren Ackerbürgerhaus vom Typ eines niederdeutschen Hallenhauses, kann man dort unter anderem ein Osterrad und Darstellungen von Klöppelspitzenherstellung und Zigarrenmacherei sehen.
Ein weiteres Museum befindet sich im Lokal Paradiesmühle in Rischenau, wo die alte Mühle ausgestellt ist.
Musik
In Lügde existieren zwei Jagdhornbläsercorps, zwei Posaunenchöre, zwei Spielmannszüge sowie je ein Blasorchester, Fanfarenzug, Flötengruppe und einen Mundharmonika-Club. Drei Kirchengemeinden unterhalten einen eigenen Kirchenchor. Hinzu kommen drei Frauenchöre, vier Männergesangsvereine, zwei gemischter Chorgemeinschaften und ein Kinder- und Jugendchor.
Ergänzt wird das Angebot durch die Musikschule der Großgemeinde Lügde.
Bauwerke
Die Anlage der heutigen Altstadt erfolgte gegen Mitte des 12. Jahrhunderts. Der Straßengrundriss und die den Stadtkern umgebende Mauer sowie zwei Wehrtürme sind aus dieser Zeit erhalten geblieben. Die Bebauung innerhalb der Stadtmauern wurde nach dem letzten Stadtbrand im Jahr 1797 errichtet. Es handelt sich vornehmlich um Fachwerk-Dielenhäuser. Die Altstadt zählt damit zu den am besten erhaltenen historischen Stadtkernen Nordrhein-Westfalens.
Die Kirche St. Kilian ist eine romanische kreuzförmige Gewölbebasilika südlich der Stadt. Die Kreuzgratgewölbe sind der Klosterkirche in Lippoldsberg nachempfunden. Sehenswert sind die Würfelkapitelle, von denen in Westfalen nur noch wenige erhalten sind. Die Kirche diente als Grablege für Graf Moritz von Pyrmont, der als Letzter des Schwalenberger Geschlechts in der Kirche begraben wurde.
Nachdem 1797 die alte Pfarrkirche in der Stadt abgebrannt war, konnte Ende des 19. Jahrhunderts die neue St. Marien-Kirche errichtet werden. Die Baukosten von 164.283 Mark wurden zu 2/3 auf die Stadt und zu 1/3 auf die Pfarrgemeinde aufgeteilt. Für den Kirchturm wurden Steine der alten Kirche verwendet. Im rechten Oberschiff befindet sich im so genannten Kreuzaltar eine Kreuzigungsgruppe, die aus einem Klappaltar von 1520 stammt. Ursprünglich stand die Gruppe in der Kilianskirche. Die Tafeln des Kreuzweges von 1877 stammen aus dem abgebrannten Vorgängerbau.
Aus dem 12. Jahrhundert stammt die Evangelische Kirche Elbrinxen. Der romanische Kirchturm war gleichzeitig als Wehrturm errichtet worden. Um 1620 und 1969 wurden Kirche und Turm renoviert. Im Inneren findet sich eine Kanzel von 1562 die bis 1699 in Horn stand. Vor der Kirche befindet sich eine 1.000jährige Linde mit einem Stammumfang von zwölf Metern.
Das Zisterzienserkloster Falkenhagen wurde 1247 gegründet, als das Kloster Bruchhagen dorthin verlegt wurde. Bis 1604, als das Kloster endgültig aufgehoben wurde, gehörte es insgesamt vier Orden an. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Teile des Klosters zerstört. Heute sind die ehemalige Klosterkirche mit Kreuzgang, der Kapitelsaal, das Refektorium und das Dormitorium erhalten. Letzteres wurde 1509 errichtet und gilt als ältestes datiertes Fachwerkhaus in Lippe.
1734 wurde in Lügde ein Franziskanerkloster gegründet und ab 1749 errichtet. 1752 konnten die Klostergebäude bezogen und mit dem Bau der Kirche begonnen werden. 1812 wurde das Kloster von Jerome Bonaparte aufgehoben. 1859 erwarb die katholische Pfarrgemeinde das Gebäude. Mit finanzieller Hilfe der Stadt wurde hier zunächst ein Krankenhaus eingerichtet, die Kirche diente als Lagerstätte. 1958 wurde das Krankenhaus zum Altenheim umgebaut, welches bis 1970 Bestand hatte. Es folgte die Nutzung als Pfarr- und Jugendheim der St. Marien-Gemeinde. Heute ist hier ein Kindergarten und eine Seniorentagesstätte untergebracht. Zusätzlich werden die Räumlichkeiten für Kulturveranstaltungen genutzt.
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in LügdeParks
Auf dem Gebiet der Stadt gibt es zwei ausgewiesene Parks, die beide öffentlich zugänglich sind. Die Gärten am Kloster Falkenhagen sind rund zwei Hektar groß. Die historische Gartenanlage befindet weitgehend im zur Zeit der Nutzung durch das Kloster bestehenden Zustand[23]. Die Wallanlage Lügde ist eine Promenade, die fast vollständig um die Altstadt von Lügde herumführt. Sie umfasst auch Teile der mittelalterlichen Stadtmauer, darunter zwei Wehrtürme[24].
Naturdenkmäler
Auf dem Kirchhof der evangelisch-reformierten Kirche in Elbrinxen steht die „1.000-jährige Linde“, die auch Wittekind-Linde genannt wird. Die Linde hat einen Stammumfang von 12 m und einen Kronendurchmesser von 30 m bei einer Gesamthöhe von 35 m. Damit gehört sie zu den größten Bäumen Lippes und ist eine der ältesten noch lebenden Linden in Deutschland.
In Lügde gibt es fünf Naturschutzgebiete, die vollständig im Stadtgebiet liegen. Dies sind der Winzenberg (ca. 19,4 ha Größe), der Schildberg (rund 122,8 ha Größe), der Bierberg (etwa 31,6 ha Größe) und das Gebiet Ilsenbach (rund 43,2 ha Größe). Eines von zwei gleichermaßen Emmertal genannten Naturschutzgebieten liegt ebenfalls vollständig im Stadtgebiet, es ist etwa 390,5 ha groß.
Lügde hat darüber hinaus Anteil an drei weiteren Naturschutzgebieten, namentlich dem Schwalenberger Wald (ca. 2.924,6 ha Größe), den Wäldern bei Blomberg (ca. 1.168 ha Größe) und dem zweiten Emmertal genannten Gebiet (ca. 80 ha Größe).
Sport
In Lügde gibt es neun Sportvereine, die Breitensports bieten. Ferner gibt es drei Tennisclubs, eine Behinderten-Sportgruppe, eine DLRG-Ortsgruppe, eine Gymnastik-Gruppe, einen Judo-Verein, einen Motorsportclub, einen Reit- und Fahrverein, einen Tanzkreis, einen türkischen Fußballverein und gemeinsam mit Bad Pyrmont eine Luftsportgemeinschaft.
Kulinarische Spezialitäten
Spezialitäten in Lügde und im gesamten Lipperland sind die typisch lippischen Spezialitäten wie der Lippische Pickert, der Lipper Schütze oder der in ganz Westfalen verbreitete Grünkohl mit Pinkel (auch Kohl- oder Brägenwurst), wobei der Grünkohl in der Region häufig auch Lippische Palme genannt wird.
Osterräderlauf
Lügde bezeichnet sich selbst als Stadt der Osterräder. Das beruht auf einem alten und heute noch praktizierten Brauch, mit Stroh ausgestopfte, zuvor mit Wasser getränkte brennende Eichenräder zu Ostern die umliegenden Berge herunterrollen zu lassen. Nach Überlieferungen wurde das bereits 784 beim Besuch Karls des Großen praktiziert, der in der Nähe das Weihnachtsfest verbrachte. Auch davor soll das Osterräderlaufen bereits Tradition gewesen sein, das vermutlich auf dem heidnischen-germanischen Sonnenkult basiert. Zwischenzeitlich gab es mehrere Versuche, diesen Brauch zu verbieten. Dies war 1743 durch den Vikar von Wiedenbrück oder 1781 durch den Paderborner Fürstbischof Wilhelm Anton der Fall. Seit dem Bau der Eisenbahntrasse Hannover–Altenbeken Ende des 19. Jahrhunderts laufen die sechs Räder nur noch vom Osterberg herab und nicht mehr vom gegenüber liegenden Kirchberg.
Heute ist der der Brauchtumspflege verpflichtete Dechenverein Lügde Veranstalter des jährlichen Osterräderlaufs. Jedes Jahr werden 6 Eichenholzräder von etwa 1,7 m Durchmesser und rund 270 kg Gewicht den Osterberg hinunter gerollt. Jährlich wird ein neues Holzrad angefertigt und mit einer Inschrift als Widmung versehen. Tage vor der Veranstaltung werden die Räder zunächst in der Emmer gewässert. Am Veranstaltungstag werden sie auf den Osterberg gefahren und dort mit etwa 120 kg Stroh gestopft.
Wirtschaft und Infrastruktur
Lüdge gehört zum Integrierten ländlichen Entwicklungskonzept Südlippe Südlippe, einem Verbund der Gemeinden Blomberg, Horn-Bad Meinberg, Lügde, Schieder-Schwalenberg und Schlangen.
Verkehr
Die Landesstraßen 614 und 946 verbinden Lügde mit Blomberg und Barntrup. Über die Landesstraße 429 erreicht man Bad Pyrmont.
Der Bahnhof Lügde liegt an der Bahnstrecke Hannover–Altenbeken. Er wird im Stundentakt, an Sonn- und Feiertagen alle zwei Stunden, von der S-Bahn-Linie 5 Paderborn – Hameln – Hannover Hbf – Flughafen Hannover bedient.
Die umliegenden Orte sind mit Regionalbussen erreichbar. Es besteht ein regelmäßiger Taktverkehr nach Bad Pyrmont, Schieder-Schwalenberg, Blomberg und Lemgo (mit Bahnanschluss in Richtung Bielefeld). An Wochenenden im Sommer verkehrt eine Touristiklinie in Richtung Detmold u.a. zu den Touristikorten Externsteine, Hermannsdenkmal, Adlerwarte Berlebeck.
Das Stadtgebiet gehört zum Tarifverbund „Der Sechser“ (OWL Verkehr GmbH). In Richtung Nordrhein-Westfalen gelten auch alle Tarifangebote des NRW-Tarifs. Da es keinen speziellen S-Bahntarif gibt, wird in Richtung Hannover der DB-Nahverkehrstarif angewendet. In den Regionalbussen gelten NRW-Tarife bis Bad Pyrmont. Das Niedersachsen-Ticket kann nur ab Bad Pyrmont genutzt werden.
In etwa 8 km Entfernung befindet sich der Flugplatz Hameln-Pyrmont für Segelflugzeuge, Ultraleichtflugzeuge, Motorsegler und Sportflugzeuge bis 2.000 kg.
Medien
Die einzige lokale Tageszeitung im Kreis Lippe ist die Lippische Landes-Zeitung. Ende 2003 wurde die Lippische Rundschau eingestellt. Zusätzlich findet auch Berichterstattung über Lügde in den „Pyrmonter Nachrichten“, der lokalen Ausgabe der Deister- und Weserzeitung des Nachbarkreises Hameln-Pyrmont, statt.
Lügde gehört zum Berichtsgebiet des Regionalstudios Bielefeld des WDR und von Radio Lippe, das es in der Berichterstattung als Lokalradio mit abdeckt.
Öffentliche Einrichtungen
Die Freiwillige Feuerwehr in Lügde gliedert sich in sechs Löschgruppen und zwei Löschzüge. Darüber hinaus gibt es zur Nachwuchsförderung eine Jugendfeuerwehr.
Das Wasserwerk der Stadt gewinnt sein Wasser aus zehn Bohrbrunnen und zwei Quellfassungen. Das Werk unterhält 124 km Rohrleitungen mit denen die 3.098 Haushalte versorgt werden. Dazu können in 14 Hochbehältern 4.090 Kubikmeter Wasser gespeichert werden. Der jährliche Verbrauch der Stadt liegt bei etwa 522.000 Kubikmetern (alle Angaben: Stand 2001).
Die Kommune ist Betreiberin der Kläranlagen in Elbrinxen und Rischenau. Das ehemalige Klärwerk in Niese wurde zur Pumpstation umgebaut und pumpt das Abwasser zur Anlage in Rischenau. Das Abwasser der Kernstadt wird im Gemeinschaftsklärwerk mit Bad Pyrmont geklärt.
Im Gewölbekeller des ehemaligen Franziskanerklosters Lügde betreibt die katholische Pfarrgemeinde eine Bücherei.
Bildung
Die Stadt besitzt neben der St. Marien-Gemeinschaftsgrundschule in Lügde je eine Grundschule in Elbrinxen und Rischenau sowie das Johannes-Gigas-Schulzentrum mit einer Hauptschule sowie der Anfang der 1990er-Jahre gegründeten Realschule.
Im Jahr 2007 wurden an den allgemeinbildenden Schulen der Stadt mit 69 Lehrkräften insgesamt 1.162 Schüler unterrichtet, davon 42 % an den Grundschulen, 17 % an der Hauptschule und 41 % an der Realschule.[4].
Aufgaben der Erwachsenenbildung werden durch die Volkshochschule Lippe Ost wahrgenommen, einem Zweckverband mit Sitz in Schieder-Schwalenberg, dem die Stadt Lügde angehört.
Für die frühkindliche Bildung gibt es in Lügde fünf Kindergärten. Drei befinden sich in kommunaler Trägerschaft, einer in Trägerschaft der AWO und einer in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde.
Unternehmen
Lügde zeichnet sich durch eine ausgesprochen mittelständische und diversifizierte Wirtschaftsstruktur aus, Großunternehmen sind nicht ansässig. Bedeutendster Wirtschaftszweig in absoluten Zahlen ist das verarbeitende Gewerbe, in diesem Sektor sind 29,4 % der sozialversicherungspflichtig in Lügde Beschäftigten tätig. Dies sind jedoch knapp fünf Prozent weniger als im Durchschnitt des Kreises Lippe. Relativ am bedeutendsten sind der Handel, in dem 25,5 % der Beschäftigten tätig sind (Kreisdurchschnitt 13,6 %), und die Bauwirtschaft, in der 15,5 % der Beschäftigten arbeiten (Kreisdurchschnitt 5,5 %). Nennenswertes Unternehmen ist die Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH, ein mit rund 50.000 Tonnen Jahresproduktion bedeutender Hersteller von Kupferlackdraht.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johannes Gigas (1582–1637), Kartograph
- Hermann Korb, (1656–1735), Baumeister des Barock, geboren in Niese
- Heinrich Drake (1903–1994), Bildhauer, geboren in Ratsiek
- Heinrich Festing, (1930) ist ein deutscher katholischer Theologe
- Norbert Kamp, (1927–1999), geboren in Niese, deutscher Historiker und erster Präsident der Georg-August-Universität Göttingen.
Weitere Persönlichkeiten
- Der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635) bearbeitete im Kloster Falkenhagen die Cautio Criminalis (1631 anonym in Rinteln erschienen).
- Der Vikar Otto Günnewich, geboren in Lügde, wurde wegen der Durchführung einer Prozession im Konzentrationslager Dachau interniert, in dem er aufgrund der Haftbedingungen verstarb.
Literatur
- Wilhelm Engelbert Giefers: Zur Geschichte der Stadt Lügde. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. 9, 3. Folge, Münster 1871 (Seite 139–192).
- Edmund Schlieker: Aus der Geschichte der Stadt Lügde. Josefs-Druckerei, Bigge/Ruhr 1950.
- Heinrich Horstmann; Stadt Lügde (Hrsg.): Lügde, Stadt der Osterfeuerräder. Buchdruckerei Berges, Hamm 1970.
- Edmund Schlieker, neu bearbeitet und fortgeführt von Josef Friese: Aus der Geschichte der Stadt Lügde. 1983 1983, ISBN 3-924394-00-8.
- Willy Gerking: Die mittelalterlichen Siedlungen der Großgemeinde Lügde. Eine historisch-archäologische Studie zur Wüstungsforschung. In: Lippisches Landesmuseum (Hrsg.): Schriften des Lippischen Landesmuseums. 2, Detmold 1986.
- Reinhard Oldemeier; Stadt Lügde (Hrsg.): Jubiläumsgedenken zu Ehren von Friedrich Spee von Langenfeld SJ 1591 – 1635. Lügde 1991.
- Fritz Verdenhalven (Bearb.): Bürgerbuch der Stadt Lügde von 1726 bis 1858. In: Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe / Lippischer Heimatbund (Hrsg.): Lippische Geschichtsquellen. 20, Detmold 1992, ISBN 3-923384-11-4.
- Reinhard Oldemeier; Stadt Lügde (Hrsg.): In memoriam Johannes Gigas (Doktor der Medizin und Mathematik, Kartograph und Astronom) 1582 – 1637. Lügde 1992.
- Willy Gerking; Stadt Lügde (Hrsg.): Stadtarchäologie in Lügde. Lügde 2000, ISBN 3-00-006255-6.
- Manfred Willeke: Lügde. Sutton, Erfurt 2000, ISBN 3-89702-220-6 (alte Ansichten und Archivbilder).
Weblinks
Commons: Lügde – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Lügde in der Topographia Westphaliae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte- Webpräsenz der Stadt Lügde
- Osterräderlauf
- Dechenverein Lügde als Veranstalter des Osterräderlaufes
- Archiv-Willeke Archiv für Heimat- und Familienkunde in Lügde und der alten Grafschaft Pyrmont
Quellen
- ↑ Amtliche Bevölkerungszahlen. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 27. Juni 2011. (Hilfe dazu)
- ↑ Geologischer Dienst NRW: Geowissenschaftliche Gemeindebeschreibungen NRW. Lügde
- ↑ Geologischer Dienst NRW: Erdwärme nutzen – Geothermiestudie liefert Planungsgrundlage
- ↑ a b Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Kommunalprofil Lügde
- ↑ a b c Hauptsatzung der Stadt Lügde vom 13. Dezember 1996 in der Fassung der 5. Änderungssatzung vom 2. November 2005
- ↑ Statistische Informationen über Lügde
- ↑ [1]
- ↑ a b c Erich Knittel: Heimatchronik des Kreises Lippe. Seite 84-89. Archiv für deutsche Heimatpflege GmbH, Köln 1978.
- ↑ Gerhard Köbler (1993): Althochdeutsches Wörterbuch. S. 320. Jörg Riecke (1996): Die schwachen "jan"-Verben des Althochdeutschen: ein Gliederungsversuch. S. 577f.
- ↑ Roland Linde, Höfe und Familien in Westfalen und Lippe, Der Amtsmeierhof Asemissen und das Amt Barkhausen. Eine Hof- und Familiengeschichte aus dem lippisch-ravensbergischen Grenzgebiet, Books on Demand, 2002, ISBN 3831136661, ISBN 9783831136667, S. 20
- ↑ Josef Friese: 784-1884 Lügde im Blickfeld in Heimatland Lippe vom August 1984. Seite 260f.
- ↑ a b c d e f g h i Aus der Lügder Geschichte
- ↑ Christian Kuhnke: Lippe Lexikon, Stichwort: Lügde. Boken Verlag, Detmold 2000. ISBN 3-935454-00-7
- ↑ Heinz Meyer: Damals – Der Zweite Weltkrieg zwischen Teutoburger Wald Weser und Leine, Seite 181f. Verlag K.W. Schütz KG, Preußisch Oldendorf 1980. ISBN 3-87725-094-7
- ↑ Erich Knittel: Heimatchronik des Kreises Lippe. Seite 346-348. Archiv für deutsche Heimatpflege GmbH, Köln 1978.
- ↑ a b Willy Gerking: Karl der Große in Lügde in Heimatland Lippe vom Mai/Juni 2009. S. 152.
- ↑ Lügde Stadtentwicklungsplan
- ↑ Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik: Schüler an allgemein bildenden Schulen in NRW nach der Religionszugehörigkeit
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
- ↑ Landesdatenbank NRW; Wahlergebnisse zum Gemeindecode 05766052
- ↑ Landesbetrieb Information und Technik NRW: Kommunalwahlen
- ↑ Informationen über die Elbrinxer Dorfbühne
- ↑ Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Gärten am Kloster Falkenhagen
- ↑ Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Wallanlage Lügde
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