- Hochschulring Tübinger Studenten
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Der Hochschulring Tübinger Studenten (HTS) ist eine rechtsextreme Tübinger Studentenvereinigung, die durch ihre Nähe zur Wehrsportgruppe Hoffmann und Terroranschläge von Mitgliedern bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Gründung
Gegründet wurde der HTS 1968.[1] Das erste Auftreten dieser Studentengruppe war im Dezember 1968, wo er „gegen Neuwahlen nach dem Rätesystem anstelle der Listenwahl“ antrat.[2] Bei der Wahl zum 3. Studentenparlament der Universität Tübingen vom 8. bis 11. Juni 1970, errang der HTS mit einem Ergebnis von 17,5 % fünf Sitze.[3]
Seit 1970 war der aus der DDR stammende und von der Bundesregierung freigekaufte Axel Heinzmann aktiv in rechtsextremen Kreisen und wurde spätestens ab 1976 zu einer treibenden Kraft innerhalb der Studentengruppe. Am 4. Dezember 1976 lud Heinzmann zu einer Veranstaltung des HTS in die Mensa der Universität Tübingen zum Thema „Aggression der Kommunisten im südlichen Afrika“ ein. Als Redner war Karl-Heinz Hoffmann vorgesehen. Die Veranstaltung begann und endete mit einer Massenschlägerei, bei der paramilitärisch gekleidete Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann mindestens sieben Studenten krankenhausreif schlugen.[4]
Rechter Terrorismus
Das Attentat auf das Münchner Oktoberfest vom 26. September 1980 wurde Gundolf Köhler zugeschrieben, der mit dem HTS sympathisierte und seit dem Frühjahr 1979 regelmäßig an deren Veranstaltungen teilnahm. Dabei kamen neben dem Attentäter zwölf weitere Menschen ums Leben, über 200 Passanten wurden verletzt. Es gab jedoch von Anfang an Zweifel an der Alleintäterschaft Köhlers.[5][6][7] Köhler gehörte zeitweilig der Wehrsportgruppe Hoffmann an und hatte an deren paramilitärischen Übungen teilgenommen.
Zwei weitere Rechtsterroristen, Uwe Behrendt und ein Mittäter, kamen ebenfalls aus dem Umfeld des Hochschulrings Tübinger Studenten.[8] Die beiden ermordeten am 19. Dezember 1980 den Erlanger Verleger und Ex-Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg Shlomo Levin und seine Lebensgefährtin Frieda Poatzsch. Die Attentäter hatten ebenfalls Kontakt zur Wehrsportgruppe Hoffmann.
Heutige Situation
Der HTS ist sehr wahrscheinlich bislang nicht aufgelöst, trat aber in den letzten Jahren nicht mehr öffentlich in Erscheinung. Als Ehrenvorsitzender wird Axel Heinzmann benannt, der selber sowohl in Wahlen für rechte Gruppen kandidierte als auch strafrechtlich wegen rechtsradikaler Äußerungen zur Verantwortung gezogen wurde und so in der jüngeren Vergangenheit in Erscheinung getreten ist.[9]
Literatur
- Ulrich Chaussy: Oktoberfest. Ein Attentat. Luchterhand Literaturverlag, 1985, ISBN 3630880223
Einzelnachweise
- ↑ Günter Platzdasch, Die sogenannte Internationale gesellschaft für Menschenrechte, Wiesbaden 1990, S.22
- ↑ Thomas Paul Becker, Ute Schröder, Die Studentenproteste der 60er Jahre, Böhlau 2000, S.220
- ↑ Universitätsarchiv Tübingen Juni 1970
- ↑ Günther Bernd Ginzel, Hitlers (Ur)enkel: Neonazis : ihre Ideologien und Aktionen, Droste Verlag 1981, S.33
- ↑ Artikel bei telepolis vom 26. September 2005, der die Alleintäterschaft Köhlers in Frage stellt.
- ↑ „Attentate: Unentwirrbares Dickicht“. Der Spiegel, 16. September 1985, abgerufen am 17. April 2010.
- ↑ Gunther Latsch: „Zeitgeschichte: Die dunkle Seite des Westens“. Der Spiegel, 11. April 2005, abgerufen am 17. April 2010.
- ↑ Bericht des Bayerischen Rundfunks über rechtsextremistische Attentate
- ↑ Reutlinger Generalanzeiger vom 12. März 2002
Weblinks
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