Hofpartei (Schweden)

Hofpartei (Schweden)

Die Hofpartei (Schwedisch: Hovpartiet) war eine politische Partei im Schweden der so genannten Freiheitszeit (1719–1772), die dem König mehr Einfluss zu verschaffen suchte.

Gründung

König Friedrich I. plante im Zusammenhang mit dem Ständereichstag von 1723 eine Ausweitung seiner Macht gegenüber den etablierten Parteien des Parlamentes, und so bildete sich aus seinen Sympathisanten eine Gruppierung, die der späteren Hofpartei ähnelte. Da der König beim genannten Reichstag keines seiner Ziele durchsetzen konnte, zerfiel diese Vereinigung aber wieder recht schnell.

Erst nach dem Thronwechsel von 1751 bildete sich die Hofpartei zur Unterstützung des neuen Königs Adolf Friedrich und dessen Gemahlin Luise Ulrike, einer Schwester des preußischen Königs Friedrich II. Das Paar hatte sich vor der Thronbesteigung in der politischen Nähe der Hutpartei (Hattarne) gehalten und unklare Versprechen über erweiterte Macht erhalten, doch schon vor dem Tode Friedrichs I. war diese Freundschaft abgekühlt, da es sich zeigte, dass die Hutpartei die Regierungsform nicht ändern wollte bzw. konnte.

Die Hofpartei bestand, wie die meisten Hofparteien, anfänglich aus den nächsten Freunden des Königspaares, darunter mehrere Mitglieder der schwedidschen Hocharistokratie, wie die Grafen Erik Brahe, Thure Gabriel Bielke und Johan Ludvig Hård oder der Freiherr Erik Wrangel. Dazu kamen einige Personen aus literarischen und künstlerischen Kreisen, die aufgrund des starken Kunstinteresses der Königin gewonnen werden konnten, wie z.B. der Dichter Olof von Dahlin. Später schlossen sich auch Offiziere und Verwaltungspersonen an, die sich mit den etablierten Parteien verworfen hatten oder die sich als Mitglieder der Hofpartei persönliche Vorteile erhofften. Eine tiefere Verflechtung mit einem der Stände existierte nicht, auch wenn der neue König anfänglich mit Sympathie empfangen wurde und in Teilen der Bauernschaft eine neue royalistische Bewegung entflammte.

Die Hofpartei war nicht vergleichbar mit den zwei großen Parteien, den Hüten und Mützen. Ihr fehlte auch ein Programm bezüglich Außenpolitik und Ökonomie. Es existierte nur eine prinzipiell ablehnende Haltung gegenüber der parlamentarischen Verfassung und das Bestreben, die Königsmacht zu stärken. In diesem Rahmen waren die Meinungen recht unterschiedlich. Einige wollten dem König nur etwas mehr Einfluss geben bei der Vergabe von Aufträgen oder der Bestimmung von Staatsausgaben, und andere unterstützten die Träume der Königin von unbegrenzter Macht.

Politische Entwicklung

Beim Ständereichstag von 1751/52 konnte die Partei einige Vorteile für das Königspaar erzielen, doch eine grundlegende Verschiebung der Machtverhältnisse kam nicht zustande. Danach spitzte sich der Konflikt zwischen der Hofpartei und der Hutpartei, die gerade den größten Einfluss im Parlament hatte, immer weiter zu. Er kulminierte 1756 im missglückten Staatsstreich von Luise Ulrikes nächsten Verbündeten, bei dem die Umsturzpläne frühzeitig aufgedeckt wurden. Mehrere hohe Mitglieder der Hofpartei bezahlten diesen Versuch mit ihrem Leben auf dem Schafott oder wurden zur Emigration gezwungen. Die Königin selbst erhielt eine ernste Ermahnung vom Parlament.

Nach einer Zeit der Ohnmacht trat die Hofpartei in den 1760er Jahren wieder öffentlich auf. Politische Unterstützung holte sie sich von der jeweiligen großen Oppositionspartei im Reichstag. Ab 1766 trat Kronprinz Gustav als Repräsentant der Hofpartei immer stärker in Erscheinung. Den höchsten Parteiposten im Parlament hatte zu dieser Zeit Oberst Fredrik Carl Sinclair inne, der später auch Reichsrat wurde. Die Entwürfe der Partei für eine Umarbeitung der Verfassung in Richtung einer Monarchie entstanden unter großer Geheimhaltung.

Mit König Gustavs Putsch am 19. August 1772 waren die radikalsten Forderungen der Hofpartei erfüllt. Damit verlor sie aber auch ihre Existenzberechtigung, was zur Auflösung führte.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schweden — (Sverige, hierzu zwei Karten: »Schweden und Norwegen«, Übersichtskarte, und Spezialkarte des südlichen Teiles), Königreich, das die größere Osthälfte der Skandinavischen Halbinsel umfaßt, liegt zwischen 55°20 –69°3 nördl. Br. und 11°8 –24°9 östl …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Luise Ulrike von Schweden — Luise Ulrike von Preußen mit Maske, Porträt von Antoine Pesne, um 1744 Luise Ulrike von Preußen (* 24. Juli 1720 in Berlin; † 16. Juli 1782 auf Schloss Svartsjö in Schweden) war Prinzessin von Preußen und Königin von Schweden …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Friedrich (Schweden) — Adolf Friedrich von Schweden Adolf Friedrich (* 14. Mai 1710 in Gottorf; † 12. Februar 1771 in Stockholm) war König von Schweden von 1751 bis 1771. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Hovpartiet — Die Hofpartei (Schwedisch: Hovpartiet) war eine politische Partei Schwedens mit dem Ziel dem Königshaus während der Freiheitszeit (1719 1772) mehr Einfluss zu geben. Gründung Friedrich I. plante im Zusammenhang mit dem Reichstag von 1723 eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Luise Ulrike von Preußen — mit Maske, Porträt von Antoine Pesne, um 1744 …   Deutsch Wikipedia

  • Frankreich [3] — Frankreich (Gesch.). I. Vom Anfang der geschichtlichen Zeit bis zum Ende der römischen Herrschaft, 486 v. Chr. Die ersten Bewohner des heutigen F s waren Celten (s.d.), von den Römern Gallier genannt; nur einzelne Theile des Landes wurden zu der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Schwedens Reichsregalien — Oskar II. auf einem Gemälde von Oscar Björck. Auf dem Porträt trägt er die Erikskrone in der Gestalt wie sie zwischen 1818 und 1909 existierte. Er trägt auch mit Brillanten verzierte Orden, die im Prinzip nicht zu den Reichsregalien gehören, aber …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Russlands — „Tausend Jahre Russland” (1862). Monument vor der Sophienkathedrale in Nowgorod Die Geschichte Russlands bietet einen Überblick über die Vorgeschichte, Entstehung und den zeitlichen Verlauf des russischen Staates[1]. Ausgehend von der frühesten… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter I. (Russland) — Peter I. der Große Peter I. der Große, geboren als Pjotr Alexejewitsch Romanow (russisch Пётр I Великий (Pjotr I Weliki) – Пётр Алексеевич Романов, * 30. Maijul./ 9. Juni 1672 …   Deutsch Wikipedia

  • Marīa [3] — Marīa (Marie), Name fürstlicher Personen: 1) M. Theresia, römisch deutsche Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen und Erzherzogin von Österreich, geb. 13. Mai 1717 in Wien, älteste Tochter Kaiser Karls VI., gest. 29. Nov. 1780, war von …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”