Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services

Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services

Die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) ist ein zwischenstaatliches UN-Gremium wissenschaftlicher Politikberatung zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt – vergleichbar mit dem Weltklimarat Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Dieses Biodiversitätsgremium soll politischen Entscheidungsträgern zuverlässige, unabhängige, glaubwürdige und legitimierte Informationen über den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität als Entscheidungshilfe zur Verfügung stellen, damit diese gut informierte Entscheidungen zu ihrem Schutz treffen können. Nach einem langjährigen Planungsprozess wurde im Dezember 2010 auf der UN-Generalversammlung in New York grünes Licht für dessen Einrichtung gegeben.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die Idee, eine internationale Schnittstelle zwischen der weltweiten Biodiversitätsforschung und der für die Umsetzung zuständigen Politik zu schaffen, ist nicht neu: Schon das Millennium Ecosystem Assessment hatte auf die Notwendigkeit hingewiesen, Politik und Wissenschaft besser zu verzahnen. Hunderte Wissenschaftler hatten darin systematisch dargelegt, wie stark Menschen von den Dienstleistungen intakter Ökosysteme abhängen und wie sich die Verfügbarkeit dieser Ökosystemdienstleistungen in den letzten Jahrzehnten verschlechtert hat. Im Gegensatz zu den Berichten des Weltklimarates findet diese Erkenntnis jedoch kaum Eingang in politische und wirtschaftliche Entscheidungen. Zur verbesserten Einbringung wissenschaftlicher Erkenntnisse in politische Entscheidungsprozesse z.B. des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Biodiversitäts-Konvention, CBD), haben sich Wissenschaftler weltweit abgestimmt, um eine globale Biodiversitätss-Plattform zu initiieren. Diese soll dazu dienen wissenschaftliche Erkenntnisse zu Biodiversität und ökosystemaren Dienstleistungen für politische Entscheidungen nutzbar zu machen.

Aufgaben

Die Aufgabe von IPBES ist es auf Fragen von Regierungen, multilateralen Umweltabkommen, UN-Institutionen und anderen relevanten Entscheidungsträgern im Bereich der Biodiversität und Ökosystemfunktionen wissenschaftliche Informationen zu liefern. Dies umfasst folgende Hauptaufgaben:

  • entscheidende wissenschaftliche Informationen für politische Entscheidungsträger identifizieren und priorisieren sowie Bestrebungen nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen unterstützen
  • regelmäßige und zeitgemäße Begutachtungen der Kenntnisse über Biodiversität und Ökosystemfunktionen sowie ihren Verknüpfungspunkten liefern
  • politisch relevante Werkzeuge und Methoden aufzeigen, um politische Formulierungen und Umsetzungen zu unterstützen
  • den Bedarf an Kapazitäten und Aktivitäten, die zu einer besseren Vernetzung von Wissenschaft und Politik beitragen sollen, priorisieren

Entwicklung

Die G8-Staatenkonferenz 2009 sprach sich für die Einrichtung eines entsprechenden wissenschaftlichen Politikberatungsgremiums zu Biodiversitätsfragen aus, das vergleichbare Aufgaben wie das für Klimafragen etablierte Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) übernehmen könnte. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte diese Notwendigkeit erneut im Januar 2010 bei der Eröffnung des internationalen Jahres der biologischen Vielfalt. Die Forschung müsse mit einer geballten wissenschaftliche Meinung auftreten, um die Bedeutung des Problems des Biodiversitätsverlustes zu verdeutlichen. Unter Führung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme, UNEP) stimmen die Regierungen derzeit die Gründung dieser Plattform ab. Das erste Treffen fand von der UNEP organisiert im November 2008 in Putrajaya (Malaysia) statt. Dort wurde die Bereitschaft der UN-Mitgliedsstaaten ausgelotet, sich an einem solchen Mechanismus zu beteiligen. Einige Staaten waren anfangs nicht von der Notwendigkeit eines IPBES überzeugt und forderten UNEP auf, zunächst in einer Lückenanalyse festzustellen. Darin sollte untersucht werden, welche Politikschnittstellen es bereits gibt, wie sie funktionieren und ob sie nicht leisten könnten, was man sich von einem neu einzurichtenden Mechanismus erwartet. Entsprechend dieser Aufforderung hat UNEP die gewünschte Lückenanalyse erstellt und im Oktober 2009 zu einem zweiten Treffen nach Nairobi eingeladen. Nach diesem Treffen war die einhellige Akzeptanz für IPBES hergestellt und ein drittes Treffen im Juni 2010 (in Busan, Südkorea) konnte sich ausführlicher mit der inhaltlichen Ausgestaltung und dem strukturellen Aufbau von IPBES befassen.

Vergleich mit dem Weltklimarat (IPCC)

IPBES soll ein staatenunabhängiges wissenschaftliches Politikberatungsgremium für politische Entscheidungen über den Schutz und Nutzung der Biodiversität und der Ökosystemdienstleistungen werden. Gremien ähnlicher Thematik und Größenordnung sind rar, das berühmteste Beispiel ist der Weltklimarat IPCC. Dieser wird auch als Vorbild für IPBES betrachtet. Allerdings warnen Experten aus den Politikwissenschaften davor, die Konzepte des IPCC einfach auf das Feld der Biodiversität zu übertragen, da dieses deutlich komplexer und reicher an Faktoren ist. So ist der Klimawandel im Grunde ein Unterthema des Globalen Wandels der Ökosysteme und einer der Auslöser des Biodiversitätsschwundes. Während der Klimawandel zwar durch lokale Emissionen entsteht, wirkt er auf globaler Ebene und kann auch so erfasst werden. Viele weitere, nicht weniger gravierende, Auslöser wie der Landnutzungswandel oder Übernutzung von Ressourcen wie Fischgründe wirken sehr viel lokaler, werden aber von globalen Prozessen in Wirtschaft und Politik gesteuert. Auch sind Ökosysteme komplexen Prozessen unterworfen, die auf verschiedenen Ebenen wirken und bei Entscheidungen über Nutzung und Erhaltung berücksichtigt werden müssen. Der IPCC wurde vor 15 Jahren auch dazu ins Leben gerufen, um das Problem des Klimawandels zu belegen. Dass wir einen Biodiversitätsschwund haben, bezweifelt hingegen niemand mehr. Die Fragen sind nun eher, wie diesem auf wissenschaftlicher Wissensbasis begegnet werden kann. Der grundsätzliche Codex des Gremiums sollte sein: „Beschreibend aber nicht vorschreibend“. Die Studien des IPBES sollten Zusammenhänge herstellen, Zustände und Entwicklungen samt Ursachen beschreiben und Szenarien, Handlungskonsequenzen sowie Lösungsansätze vorstellen ohne den Entscheidungsträgern Handlungen aufzuzwingen. Im Gegensatz zur Klimawandelfrage sind die Effekte, die den Verlust der Biodiversität bewirken, global sehr viel komplexer, da es sich um viele Treiber (Treibhausgase, Landnutzung, Überdüngung, Verschmutzung, Wasserübernutzung etc.) handelt, die auf verschiedenen räumlichen Ebenen und in unterschiedlichen Größenordnungen wirken. Um dies einschätzen zu können, muss auch das Wissen entsprechend verschiedenen Skalen entspringen. Dazu müssen auch Quellen wie Indigene und andere Stakeholder aus der Praxis hinzu gezogen werden. Dieses Wissen muss auch auf verschiedenen Ebenen zusammengetragen und verwaltet werden. Hierzu sind regionale und nationale Organisationen und Schnittstellen notwendig.

Quellen


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