Ida Altmann

Ida Altmann

Ida Altmann (* 30. Juni 1862 in Obscherninken, Ostpreußen; † 30. November 1935 in Berlin) war eine prominente Gewerkschafterin und Akteurin der proletarischen Frauenbewegung.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Ida Altmann stammte aus einem jüdischen Elternhaus und konnte die städtische höhere Töchterschule in Elbing besuchen, was vielen Frauen ihrer Zeit verwehrt war. Sie bestand 1881 in Königsberg ihr Examen als Volksschullehrerin.

Statt an staatlichen Schulen arbeitete sie jedoch zunächst als Hauslehrerin in St. Petersburg, reiste viel und versuchte sich mit Erzählungen und Gedichten als Schriftstellerin.

Aktivitäten in der Berliner Gemeinde der Freidenker

In den 1890ern engagierte sich Altmann in der Freireligiösen Gemeinde Berlins, einem humanistisch-atheistischen Verband. Sie war es, die 1895 die Grundsätze der Berliner Freireligiösen Gemeinde schriftlich ausformulierte. Einer dieser Grundsätze lautete: "Freie Selbstbestimmung gemäß der fortschreitenden Vernunft und Wissenschaft auf allen Gebieten des Lebens". Wegen ihrer Aktivitäten stand sie unter polizeilicher Beobachtung und musste 1895 erstmals eine Haftstrafe antreten, weil sie sich über ein Verbot für ihre Vortragstätigkeit hinweggesetzt hatte - die repressive Handhabung von Vereinsrecht und anderen Regelungen war in den 1890er Jahren typisch für das Vorgehen des Staates gegen als "subversiv" betrachtete Aktivitäten. Durch ihr Engagement bei Sozialdemokratie und Freidenkern war Ida Altmann auch der Eintritt in den staatlichen Schuldienst endgültig verboten, sie durfte nur als Privatlehrerin tätig sein. Das tat sie vor allem im Rahmen der Jugendarbeit der Freireligiösen Gemeinde. Für zeitweise über 500 Kinder führte Ida Altmann „Kulturgeschichtlichen Unterricht" durch, hielt Feierstunden sowie Vorträge. Von 1900 bis 1912 wirkte Ida Altmann im Internationalen Freidenkerbund als Sekretärin für Deutschland und als Schriftführerin im Vorstand der Freireligiösen Gemeinde Berlin.[1]

Proletarische Frauenbewegung

Neben den Freidenkern engagierte sich Ida Altmann auch in der Sozialdemokratie, die damals eng mit der Freidenkerbewegung zusammenarbeitete. Gemeinsam mit Emma Ihrer und Clara Zetkin wirkte sie in Berlin für den Aufbau einer proletarischen Frauenbewegung. Diese Bewegung entstand in den 1880ern als sozialistische Parallele zur bürgerlichen Frauenbewegung und hatte an mehreren Fronten zu kämpfen: von der Polizei wurde sie durch Organisations- und Versammlungsverbote verfolgt, in der Arbeiterbewegung dagegen oft als potentiell spaltende Sonderbestrebung angesehen, der bürgerlichen Frauenbewegung hingegen galt sie als zu radikal. Die politische Polizei beobachtete auch Ida Altmann und hielt sie für eine der führenden Agitatorinnen der proletarischen Frauenbewegung in Berlin. Ida Altmann und ihre Mitstreiterinnen überwanden jedoch alle Widerstände und konnten seit den 90er Jahren die proletarische Frauenbewegung als feste Größe etablieren. Altmann engagierte sich besonders im gewerkschaftlichen Bereich, ab 1905 war sie für mehr als drei Jahre die erste hauptamtliche Gewerkschaftssekretärin Deutschlands. Ihre Stelle beim "Gewerkschaftlichen Arbeiterinnensekretariat" der Generalkommission der Gewerkschaften befasste sich speziell mit den Problemen arbeitender Frauen, Emma Ihrer und Ida Altmann hatten die Schaffung dieser Stelle gemeinsam gegen starke Vorbehalte durchgesetzt.

Ausstieg aus der Politik

Nach drei Jahren Tätigkeit verließ Altmann ihre Stelle als Gewerkschaftssekretärin, zog ins Elsass und heiratete. Sie trat nicht mehr politisch hervor, veröffentlicht aber weiterhin Aufsätze und Artikel in Freigeistigen Blättern, schrieb Gedichte und auch Romane. Auch als Ida Altmann nach dem ersten Weltkrieg mit ihrem Mann 1919 aus dem mittlerweile französischen Elsass wieder nach Berlin kam, nahm sie ihre politische Tätigkeit nicht mehr auf, sondern pflegte ihren nierenkranken Partner. Sie starb 1935 in Berlin.

Einzelnachweise

  1. Humanistischer Pressedienst: Ida Altmann [1]

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