Inō Tadataka

Inō Tadataka
Statue von Inō Tadataka beim Tomioka-Hachiman-Schrein in Kōtō, Tokio

Inō Tadataka (jap. 伊能 忠敬; * 11. Februar 1745 in Kozeki, Provinz Kazusa (heute Kozeki, Kujūkuri, Präfektur Chiba), Japan; † 17. Mai 1818 in Edo (heute Tokio)) war ein japanischer Landvermesser und Kartograph. Er erstellte die erste komplette Karte von Japan.

Inhaltsverzeichnis

Frühes Leben

Inō wurde als Kozeki Sanjirō (小関 三治郎) im Küstendorf Kozeki in der Provinz Kazusa (heute Stadtteil von Kujūkuri, Präfektur Chiba) als Sohn eines Fischereiunternehmers geboren. Im Alter von 17 Jahren wurde er durch Heirat ein Mitglied der Inō-Familie in Sawara (heute Katori, Chiba) und nannte sich fortan Tadataka. Als Kaufmann führte er erfolgreich das Geschäft der Familie im Handel mit Reis und der Herstellung von Sake. Im Alter von 49 Jahren zog er sich, inzwischen dreimal verwitwet, zurück und ging nach Edo, wo er als spätberufener Schüler des fast 20 Jahre jüngeren Astronomen Takahashi Yoshitoki westliche Astronomie, Geographie und Mathematik studierte.

Mission

Dai-Nihon Enkai Yochi Zenzu, Karte Japans von Inō Tadataka, veröffentlicht 1821

Im Jahr 1800 erhielt er vom Tokugawa-Shōgunat die Erlaubnis, auf eigene Kosten Vermessungen der Insel Hokkaidō durchzuführen. Im für damalige Verhältnisse bemerkenswert hohen Alter von 55 Jahren begann damit seine Mission, die ihn für die verbleibenden Jahre seines Lebens erfüllte. Mit modernen westlichen Berechnungsmethoden vermaß er schließlich die gesamte Küstenlinie und Teile des Landesinneren Japans. Entfernungen bestimmte er durch das Zählen von Schritten, deren Weite er in antrainierter Genauigkeit unabhängig vom Gelände konstant halten konnte. Seine Aufzeichnungen berichteten von insgesamt 3.736 Arbeitstagen, an denen er – großteils zu Fuß – 34.913 Kilometer zurücklegte. Er erstellte ein umfassendes Werk detaillierter Karten im Maßstab 1:36.000 und 1:216.000, hauptsächlich der Inseln Kyūshū im Südwesten und Hokkaidō im Nordosten Japans.

Inōs Tod im Jahr 1818 wurde verschwiegen, damit seine Mitarbeiter sein Lebenswerk in seinem Namen vollenden konnten. 1821 erschien das Kartenwerk unter dem Titel Dai-Nihon Enkai Yochi Zenzu (大日本沿海輿地全図, dt. „Gesamtkarte der Küstengebiete Groß-Japans“). Es zeigt auf acht Blättern ganz Japan im Maßstab 1:216.000, ausgesuchte Küstenlinien auf weiteren 214 Blättern im Maßstab 1:36.000, sowie eine weitere Gesamtkarte auf drei Blättern im Maßstab 1:431.000. Die einzelnen Kartenblätter haben jeweils die Größe einer Tatami (einer ca. 1,6 m² großen Matte aus Reisstroh).

Bedeutung

Inōs Karten haben eine erstaunliche Genauigkeit von bis zu 1/1000 Grad. Während der Meiji-Zeit und darüber hinaus bildeten sie die Grundlage des japanischen Kartenmaterials. Inō gilt als einer der Architekten des modernen Japans. Seine Heimatstadt Sawara widmete ihm ein Museum, das 1996 zur Nationalen Historischen Stätte ernannt wurde. 1995 erschien anlässlich seines 250. Geburtstags eine 80-Yen-Briefmarke mit dem Porträt von Inō und dem Ausschnitt einer Karte der Bucht von Edo (heute Tokio).

Inō wurde auf eigenen Wunsch neben dem Grab seines Lehrers Takahashi Yoshitoki auf dem Friedhof des Genkuji-Tempels in Asakusa beigesetzt. Sein Grabstein trägt die Inschrift: Tōga Inō Sensei no Haka (東河伊能先生之墓)[1], was etwa als: „Dies ist das Grab des Gelehrten Tōga Inō“ übersetzt werden kann. Dabei ist Tōga der Name, den Inō sich als Verfasser chinesischer Gedichte gegeben hatte.

Die Originalkarten wurden am 5. Mai 1873 bei einem Brand im Kaiserlichen Palast in Tokio zerstört, die wichtigsten Kopien gingen am 1. September 1923 beim Großen Kantō-Erdbeben verloren. Eine mit 206 von 214 Blättern nahezu komplette Sammlung von Kopien der großmaßstäblichen Karte wurde 2001 in der US-amerikanischen Library of Congress entdeckt. Damit sind heute insgesamt 208 Blätter erhalten.[2] Neben seinen Karten veröffentlichte er wissenschaftliche Beiträge zur Vermessungstechnik und zur Mathematik.

Literatur

  • Ryokichi Otani: Tadataka Ino: The Japanese Land-Surveyor, Simon Publications, 2001, ISBN 9781931541220

Weblinks

 Commons: Inō Tadataka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Grab von Inō Tadataka
  2. The free library: Copy of Ino Tadataka's map of Japan found in U.S.
Japanische Namensreihenfolge Japanischer Name: Wie in Japan üblich, steht in diesem Artikel der Familienname vor dem Vornamen. Somit ist Inō der Familienname, Tadataka der Vorname.

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