Johann Friedrich Eisenhart

Johann Friedrich Eisenhart
Johann Friedrich Eisenhart.jpg

Johann Friedrich Eisenhart (* 15. Oktober 1720 in Speyer; † 10. Oktober 1783 in Helmstedt) war ein deutscher Jurist, Hochschullehrer an der Universität Helmstedt und Verfasser von Rechtserzählungen in der Pitaval-Tradition.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Johann Friedrich Eisenhart, der Sohn eines Archivars und Ersten Kanzleisekretärs in Speyer, studierte ab 1739 an der Universität Helmstedt Philosophie, schöne Wissenschaften und Rechtswissenschaft und promovierte 1748 zum Doktor beider Rechte. Im Jahr 1751 erhielt er einen Ruf auf eine außerordentliche Rechtsprofessur an der Universität Helmstedt, ehe er 1754 ordentlicher Professor und 1762 Ordinarius der Juristenfakultät wurde. Seit 1758 war er Vorsteher der herzoglichen deutschen Gesellschaft; 1759 erfolgte seine Ernennung zum braunschweigisch-lüneburgischen Hofrat.[1]

Eisenhart verfasste 48 Werke.[2] Einen Namen machte er sich vor allem mit seinen Schriften zum Deutschen Recht. Hier ist zunächst die über 600seitige Sammlung Grundsätze des deutschen Rechts in Sprichwörtern […] von Bedeutung. Sie ging auf ein Werk seines Lehrers Franz Karl Conradi zurück und umfasste 328 kommentierte Sprichwörter. Viele sind heute noch bekannt, z.B. Das Handwerk hat einen güldenen Boden, Bürgen soll man würgen oder Gelegenheit macht Diebe. Eisenhart vertrat die Auffassung, dass Rechtssprichwörtern nicht nur rechtshistorische Bedeutung zukomme. Sie sollten auch der Erläuterung des geltenden Gewohnheitsrechts dienen, z.B. bei der Klärung von Auslegungsfragen in einem Gerichtsprozess.[3]

Eisenharts 10bändige Erzählungen von besonderen Rechtshändeln beruhten auf Gerichtsgutachten der Helmstedter Spruchfakultät. Die gewandt formulierten Geschichten legten ihren Schwerpunkt weniger auf Rechtsfragen, als auf eine anschauliche Schilderung des Prozesstoffs. Sie standen in der Tradition der Causes célèbres et intéressantes von Pitaval, einem zur damaligen Zeit beliebten juristisch-literarischen Genre, und trugen Titel wie Die listige Ehebrecherin, Ein Schulmeister gibt sich für einen Notar aus und begehet unter diesem Charakter verschiedene Betrügereyen, Der Proceß wegen eines Honigkuchens oder Die entdeckten Hausdiebe. Oft hatten die Erzählungen moralische, teilweise aber auch humoristische Züge.[4]

Werke (Auswahl)

  • Vom Beweise durch Sprichwörter, Helmstedt 1751
  • Grundsätze des deutschen Rechts in Sprichwörtern mit Anmerkungen erläutert, Helmstedt 1759
  • Erzählungen von besonderen Rechtshändeln, 10 Bände, Verlag Hemmerde, Halle (Saale) und Helmstedt 1767-79
  • Vollständige Sammlung der teutschen gemeinen Lehens-Gesetze. Von Heinrich Christian Freiherr von Senckenberg. Von neuem mit einigen Zusatzvermerken hrsg. von Johann Friedrich Eisenhart, Verlag Hemmerde, Halle (Saale) 1772

Literatur (Auswahl)

  • Govaert van den Bergh: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh, München 1992, Band 3, S.225
  • Wolfgang Lent: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S.189f.
  • Erich Döhring: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 414.
  • Jakob Franck: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 766 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Jakob Franck: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 766 f.; Erich Döhring: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 414.
  2. Werküberblick bei Arthur Behse: Die juristische Fakultät der Universität Helmstedt im Zeitalter des Naturrechts. Verlag Zwitzler, Wolfenbüttel 1920, S.81-87.
  3. Vgl. Peter Oestmann: Rechtsvielfalt vor Gericht. Vittorio Klostermann-Verlag, Frankfurt a.M. 2002, S.330ff. m.w.Nachw.
  4. Vgl. Wolfgang Lent: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert, Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S.190; Govaert van den Bergh: Eisenhart, Johann Friedrich. In: Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh, München 1992, Band 3, S.225 m.w.Nachw.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Friedrich Jugler — (* 17. Juli 1714 in Wettaburg; † 9. Januar 1791 in Lüneburg) war ein deutscher Rechtshistoriker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Friedrich Olearius (1679–1726) — Johann Friedrich Olearius (* 25. Juni 1679 in Leipzig; † 4. Oktober 1726 ebenda) war ein deutscher Rechtswissenschaftler. Leben Der Sohn des Johannes Olearius (1639–1713) hatte seit dem Sommersemester 1696 an der Universität Leipzig studiert.… …   Deutsch Wikipedia

  • Eisenhart (Adelsgeschlecht) — Eisenhart und Eisenhart Rothe sind die Namen eines märkischen Adelsgeschlechts. Die direkte Stammreihe beginnt mit Johann Christoph Eisenhart (1706 ??), Gutsherr auf Buckow (Mark) und königlich preußischer Amtsrat in Beeskow. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Eisenhart — (* 18. Oktober 1643 in Erxleben (Altmark); † 9. Mai 1707 in Helmstedt) war ein deutscher Ethnologe und Rechtswissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Eisenhart — ist der Name eines märkischen Adelsgeschlechts; siehe Eisenhart (Adelsgeschlecht) und von folgenden Personen: Eisenhart von Loeper (* 1941), deutscher Rechtsanwalt Hugo Alexander Eisenhart (1811 1893), deutscher Rechtswissenschaftler Johann… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Gottlieb Zoller — (* 3. Dezember 1717 in Leipzig; † 22. Mai 1782 ebenda) war ein deutscher Rechtswissenschaftler. Leben Sein Vater war der königlich polnische und kurfürstlich sächsische Hofrat sowie Leipziger Ratsherr Johann Friedrich Zoller. Seine Mutter war… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Gottlieb Olearius — (* 22. Juni 1684 in Halle (Saale); † 12. Juli 1734 in Königsberg (Preußen)) war ein deutscher Rechtswissenschaftler und Historiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Li …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Paul Kress — (* 22. Februar 1677 in Hummelshain in Thüringen; † 22. November 1741 in Helmstedt) war ein deutscher Jurist und Hochschullehrer an der Universität Helmstedt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Werke (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm Schulz — Wilhelm Schulz um 1820. Bleistiftzeichnung eines unbekannten Künstlers. Friedrich Wilhelm Schulz (meist Wilhelm Schulz, nach zweiter Heirat Wilhelm Schulz Bodmer, * 13. März 1797 in Darmstadt; † 9. Januar 1860 in Hottingen (Stadt Zürich)) war ein …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Adam Justus Graf von Hegnenberg-Dux — Friedrich von Hegnenberg Dux Friedrich Adam Johann Justus Graf von Hegnenberg Dux (* 2. September 1810 in Hof Hegnenberg bei Fürstenfeldbruck; † 2. Juni 1872 in München) war ein bayerischer Gutsbesitzer und Politiker aus dem bayerischen Hochadel …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”