Johann Jakob Doertenbach

Johann Jakob Doertenbach

Johann Jakob Doertenbach der Ältere (* 1575 in Dornstetten; † 3. September 1638 in Nürnberg)[1] war ein deutscher Geschäftsmann. Er kann als Urvater der über viele Generationen erfolgreichen Unternehmerfamilie Doertenbach gelten.[2]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Jakob Doertenbach war ein Sohn von Peter und Magdalena Doertenbach aus Dornstetten, wo Peter Doertenbach Bürgermeister war.[3] Er zog um 1600 nach Calw. Johann Jakob Doertenbach gehörte zu den Initiatoren der Calwer Zeughandelscompagnie und förderte damit die Industrialisierung Württembergs.[4] Die Anregung dazu war von Johann Valentin Andreä ausgegangen. An der Gründung der ebenfalls von Andreä angeregten christlich-gottliebenden Gesellschaft war Johann Jakob Doertenbach ebenfalls beteiligt.

Calwer Zeughandelscompagnie

Calw wurde zu Doertenbachs Zeiten zum Zentrum der Stoffproduktion und -bearbeitung im nördlichen Schwarzwald. Die Calwer Compagnie stellte die Leinenweber aus den umliegenden Ortschaften unter ihren Schutz, kümmerte sich um die Ausbildung des Nachwuchses, förderte die Einfuhr ausländischer Wolle und den Export von gefärbten Fertigwaren und erlangte eine führende Stellung auf dem Markt in Süd-, zeitweise auch in Osteuropa.[5] Der württembergische Herzog machte von der Finanzkraft der Zeughandelscompagnie gern Gebrauch. Calw war zu Lebzeiten Johann Jakob Doertenbachs etwa halb so groß wie Stuttgart und finanziell sehr einflussreich.

Christian Friedrich Sattler berichtete in seiner Geschichte des Herzogthums unter der Regierung der Herzogen 12, die 1782 in Tübingen erschien, dass 1622 „die Färber- und Zeugmacher-Compagnie zu Calw, nemlich Johann Jacob Doertenbach […] bezüchtigt wurden, dass sie schlecht Geld durch ihren Handel in das Herzogthum einführten, so vergliche sich der Herzog mit denselben, daß sie das durch die Burger zu Eßlingen und Weyl der Stadt einführende schlechte Geld wieder aus dem Land verschaffen […]“[6] Aus der Calwer Zeughandelscompagnie ging später die Calwer Decken- und Tuchfabriken AG, die bis 1997 existierte, hervor.[7]

Die Zeughandelscompagnie war jedoch nicht nur ein Handelszentrum, sondern entwickelte sich auch zu einem Zentrum des württembergischen Pietismus. Nachfahren Johann Jakob Doertenbachs waren auch hier aktiv. Laut Hartmut Lehmann „diente auch die gesellschaftliche Exklusivität der Compagnie als äußerer Rahmen für die religiösen Privatversammlungen in Calw.“ Streit über religiöse und ethische Fragen sei vor allem zwischen Mose Dörtenbach und Dekan Johann Philipp Zeller entbrannt. „Die wohl schon zu Zeiten Schertlins zum Pietismus bekehrten Dörtenbachs“ hätten sich vehement gegen Zeller aufgelehnt, der von der Kanzel herab seine orthodoxen Ansichten verkündet und damit die Calwer Handelsleute brüskiert habe: „Mose Dörtenbach und seine Freunde blieben der Kirche fern und veranstalteten eigene Erbauungsstunden. 1713 musste die Untersuchungskommission nach Calw geschickt werden.“[8]

Nachkommen

Johann Jakob Doertenbach der Ältere war in erster Ehe mit Anna Geissel aus Calw verheiratet. Aus dieser Ehe stammte der Sohn Moses. In zweiter Ehe war Johann Jakob Doertenbach mit Catharina Kaupp verheiratet. Unter Doertenbachs Nachfahren waren der Politiker Johann Georg Doertenbach, der Theologe Johann Jakob Doertenbach der Jüngere und Susanne Sophie Zahn, geb. Horn, die Mutter von Christian Jakob Zahn.[9] Das Bankhaus Doertenbach & Co., ursprünglich in Stuttgart, inzwischen in Frankfurt am Main angesiedelt, führt seine Ursprünge auf Johann Jakob Doertenbach zurück. Von Johann Jakob Doertenbachs Enkel Mose Doertenbach und Johann Georg Zahn wurde 1721 in Calw die Firma Mose Doertenbach & Compagnie gegründet; ein Ableger dieses Geschäfts war Zahn & Nopper.[10]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Todesdatum ist umstritten, vgl. merkelstiftung.de
  2. boa-bw.de (PDF)
  3. wiki-de.genealogy.net
  4. doertenbach.de
  5. medienzentrum-bb.de
  6. Christian Friedrich Sattler: Geschichte des Herzogthums unter der Regierung der Herzogen 12, Tübingen 1782, S. 177
  7. wabw.uni-hohenheim.de
  8. Hartmut Lehmann: Max Webers „Protestantische Ethik“. Beiträge aus der Sicht eines Historikers. Vandenhoeck & Ruprecht, 1996, ISBN 978-3-525-33575-8, S. 78 f.
  9. Theodor Schön: Zahn, Christian Jacob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 663 f.
  10. wabw.uni-hohenheim.de

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