Johann Wolfgang Schwarz

Johann Wolfgang Schwarz

Johann Wolfgang Schwarz (* 1747 in Aibling, Oberbayern; † 1834/1835 Oberaudorf, Oberbayern) war ein deutsch-österreichischer Spielleiter, Dramatiker und Mautaufseher.

Leben und Bedeutung

Der Mautaufseher und Zollamtsdiener war die prägende Persönlichkeit der Spielgemeinschaft des Dorftheaters Kiefersfelden (heute Ritterschauspiele Kiefersfelden) in der Übergangsperiode zwischen der Einstudierung von Aufführungen geistlicher Spiele nach dem Vorbild von Dramen der Jesuiten und den seit 1833 bevorzugt zur Aufführung gelangenden Form des Ritterschauspiels. 1801 wurde in Kiefersfelden die „Theaterschupfe“ mit der barocken Drehkulissenbühne eröffnet; auf ihr gelangten die Mysterien- und Heiligenspiele von Johann Wolfgang Schwarz zur Aufführung. Seine künstlerischen Entscheidungen wurden beeinflusst durch eine politisch bewegte Zeit: Die Gemeinde Kiefersfelden war ein umkämpftes Gebiet zwischen dem Kurfürstentum/Königreich Bayern und dem nach den Freiheitskämpfen zu Österreich gehörenden Land Tirol.

In Folge der 1780 und 1784 verhängten Verbote von Passionsspielen und Sakralspielen kämpfte Johann Wolfgang Schwarz um Erhalt und Fortführung der Kiefersfeldener Spielgemeinschaft. Er erwirkte von den zuständigen Behörden die letztmalige Aufführung einer Passion im Jahr 1813 und wirkte in der Übergangsperiode bis zur Etablierung des jungen Genres Ritterschauspiel als Spätform des Volksschauspiels auf die Spielgemeinschaft ein.

Werke (eigene „Heilige Spiele“ und Bearbeitungen)

  • Das Spiel vom heiligen Märtyrer Sebastian
  • Die Comedie des Heiligen Alexius
  • Bartholomäus, indianischer Apostel
  • Die verkaufte Unschuld oder Anderl von Rinn
  • Richard und Lepidus
  • Alferus, der verstockte Sünder
  • Alphonsus oder Die Rosenkranz-Comedie
  • Osterspiel (nach dem Meistersinger Sebastian Wild)
  • Die heilige Kreuz Erhöhung

Literatur

  • Paul Ernst Rattelmüller: Der Bauernshakespeare. Das Kiefersfeldener Volkstheater und seine Ritterstücke; München 1973 (enthält die Stücke „Der Kaiser Ocktavianus“ und „Ubald von Sternenburg“)
  • Frido Will: „Das Volkstheater Kiefersfelden“ – Dissertation; München 1977 (Münchner Universitätsschriften/Münchner Beiträge zur Theaterwissenschaft - Kommissionsverlag J. Kitzinger)
  • Hans Moser: Chronik von Kiefersfelden (Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Stadt und des Landkreises Rosenheim, hg. Von Albert Aschl, Bd. 3); Rosenheim 1959 !! Hans Moser: Volksschauspiel im Spiegel von Archivalien. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte Altbayerns (Bayerische Schriften zur Volkskunde, Herausgegeben von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte/Bayerische Akademie der Wissenschaften/Institut für Volkskunde; München 1991
  • 375 Jahre Volkstheater Ritterspiele Kiefersfelden / 200 Jahre Josef Schmalz; Herausgegeben anlässlich der 375 Jahr-Feier des Volkstheaters Kiefersfelden; Kiefersfelden 1993 (Texte von Martin Hainzl jun. und Hans Stimpfl)
  • Ekkehard Schönwiese: Kiefersfelden und seine Ritterspiele (sic); Oberaudorf o. J. (Druck: Helmut Meißner, ca. 2000)
  • Martin Hainzl: Kiefersfelden und seine Ritterschauspiele – Folge 5 in Kieferer Nachrichten Nr. 21/August 1991 (Gemeindeblatt der Gemeinde Kiefersfelden)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wolfgang Schwarz (Schauspieler) — Wolfgang Schwarz (* 13. August 1925 in Düsseldorf) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Filmografie (Auswahl) 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Schwarz (Mathematiker) — Wolfgang Schwarz (* 1934) ist ein deutscher Mathematiker, der sich mit Zahlentheorie beschäftigt. Schwarz wurde 1959 an der Universität Erlangen bei Theodor Schneider promoviert (Zur Darstellung von Zahlen als Summen von Primzahlpotenzen). Er war …   Deutsch Wikipedia

  • Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main — Vorlage:Infobox Hochschule/Träger fehlt Goethe Universität Frankfurt am Main Gründung 1912/1914 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarz (Name) — Schwarz ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Schwarz ist ein Übername (Eigenschaftsname) nach der Haarfarbe (wie Braun, Weiß). Darüber hinaus ist er als Jüdischer Familienname Bezeichnung der Fahnenfarbe für die Stämme Joseph… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Gottfried von Herder — Johann Gottfried Herder auf einem Gemälde von Anton Graff, 1785 Johann Gottfried Herder Johann Gottfried von Herder, geadelt 1802 (* …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Gottfried Herder — auf einem Gemälde von Anton Graff, 1785 …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Rihm — (2007) Wolfgang Michael Rihm (* 13. März 1952 in Karlsruhe) ist ein deutscher Komponist und Essayist. Er gilt als einer der bekanntesten und vielseitigsten deutschen Komponisten der Gegenwart …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Kraushaar — (* 2. September 1948) ist ein deutscher Politikwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS). Seit 1981 ist er Mitglied in der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Chronist der 68er Bewegung …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarz (Familienname) — Relative Häufigkeit des Familiennamens Schwartz in Deutschland (Stand: Mai 2010) Schwarz ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Schwarz ist ein Übername (Eigenschaftsname) nach der Haarfarbe (wie Braun, Weiß). Darüber hinaus ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Lesowsky — Autogramm Wolfgang Lesowsky (* 13. Oktober 1942 in …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”