St. Bonifatius (Frankfurt am Main)

St. Bonifatius (Frankfurt am Main)
St. Bonifatius

St. Bonifatius ist eine römisch-katholische Kirche in Frankfurt-Sachsenhausen, die zum Bistum Limburg gehört. Die nach Entwürfen von Martin Weber im Stil des Backsteinexpressionismus erbaute Kirche wurde 1927 geweiht. Seit 2005 wird in der Kirche zusätzlich zur Gemeindearbeit die katholische Jugendkirche JONA als Jugendbildungs- und Jugendseelsorge-Einrichtung betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sachsenhausen gehört seit Gründung zu Frankfurt am Main, und wurde kirchlich von einer Niederlassung des Deutschen Ordens betreut, der das von Kuno I. 1193 gegründete Hospital in Sachsenhausen führte. Die für Sachsenhausen zuständige Kirche war die Dreikönigenkirche, die in der Reformation lutherisch wurde. In Sachsenhausen verblieb als einzige katholische Kirche für Sachsenhausen die Deutschordenskirche, die 1809 während der napoleonischen Besatzung säkularisiert wurde.[1]

1836 bestellte der römisch-katholische Stadtpfarrer von Frankfurt am Main einen Pfarrverweser für Sachsenhausen, der noch bis 1881 dem Deutschen Orden unterstand. 1889 wurde Sachsenhausen selbständiger Seelsorgsbezirk in der Stadtpfarrei, 1917 dann Pfarrkuratie. 1922 wurde die Pfarrkuratie Sachsenhausen von der Dompfarrei abgetrennt, und unter das Patronat des St. Bonifatius gestellt. Seit 1909 war Peter Josef Karst Rektor, ab 1922 dann Pfarrvikar. Nach Weihung der neugebauten Kirche 1927 war Karst bis 1940 erster Pfarrer der Gemeinde.[1]

Gebäude der Kirche

St. Bonifatius, Kirchenraum

Die St.-Bonifatius-Kirche in Frankfurt/Sachsenhausen gilt als erster Kirchenbau der Moderne in Frankfurt am Main. Bei dem 1925 für die Pfarr- und Kriegsopfer-Gedächtniskirche St. Bonifatius ausgeschriebenen Wettbewerb siegte der Frankfurter Architekt Martin Weber (1890-1941). Die Grundsteinlegung erfolgte am 27. Juni 1926, die Weihe der Kirche am 7. August 1927 durch den Limburger Bischof Augustinus Kilian. Der Sichtklinkerbau weist „expressiv überhöhte Anklänge an norddeutsche Backsteingotik auf,[2] den sogenannten Backsteinexpressionismus. Über dem Altarraum befindet sich ein Achteckturm. Der Hauptsaal hat ein tonnenförmiges Gewölbe.[2] Die Muttergottesfigur des Marienaltars stammt vom Frankfurter Bildhauer Johann Josef Belz. Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer getroffen.

Nach der Beseitigung der größten Schäden 1948 wurde die Inneinrichtung der Kirche in den folgenden Jahrzehnten mehrfach verändert. Die Renovierung 1987 unter Pfarrer Richard Weiler stellte den bedeutenden expressionistischen Innenraum weitgehend wieder her[3]. Bei der Umgestaltung der Kirche zur Jugendkirche wurden die Bänke durch eine mobile Bestuhlung ersetzt. Außerdem wurde ein zweiter Altar in der Mitte der Kirche errichtet, um den die Stühle bei Jugendgottesdiensten kreisförmig aufgestellt werden. Ein segelförmiger Raumteiler trennt dann den Gottesdienstraum vom vorderen Teil der Kirche mit dem Hochaltar.

Jugendkirche JONA

Logo der Jugendkirche JONA

Im Jahr 2004 beauftragte der Limburger Bischof Franz Kamphaus den Frankfurter Stadtjugendpfarrer Werner Otto mit der Einrichtung einer Jugendkirche in Frankfurt. Die St.-Bonifatius-Gemeinde stimmte der Einrichtung in ihren Räumen zu, und nach Umbauarbeiten in der Kirche und dem Einzug der Mitarbeiter des früheren Kath. Jugendamts Frankfurt ins Pfarrhaus von St. Bonifatius wurde die Jugendkirche 2005 eröffnet.[4] Die Jugendkirche JONA nahm 2005 am Vorprogramm des Weltjugendtages in Köln teil.[5] 2006 wurde das Schülercafé ORCA eingeweiht. Seit 2011 werden die die Pfarrgemeinde St. Bonifatius und die Jugendkirche JONA, die sich den Kirchenraum und weitere Räumlichkeiten teilen, von einem Pfarrer in Personalunion geleitet.

Konzept

Gottesdienst in der Jugendkirche JONA

Der Name JONA nimmt Bezug auf den gleichnamigen Propheten des Alten Testaments der Bibel. Nach ihrem Konzept will die Kath. Jugendkirche JONA Jugendlichen neue Begegnungsmöglichkeiten mit der Kirche und ihrem Glauben eröffnen. Ihrem Ziel, vor allem auch kirchenferne Jugendliche zu erreichen, versucht die Jugendkirche gerecht zu werden, indem sie vor allem auf dem Feld der Kooperation mit Schulen neue Wege beschreitet. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Frankfurter Schulen werden Tage der Orientierung, Teambuildingseminare für Schulklassen und thematische Projekttage [6] [7] sowie ein wissenschaftlich begleitetes Projekt zur Förderung der beruflichen Integration von Realschülern[8] angeboten. Eine zentrale Säule der schulnahen Jugendarbeit bildet das der Jugendkirche angegliederte Schülercafé ORCA [9], das Schülern benachbarter Schulen als offener Treffpunkt dient und über ein eigenes Veranstaltungsprogramm verfügt.

Die Partizipation von Jugendlichen in allen Arbeitsbereichen der Jugendkirche wird im Konzept als wesentliche Leitlinie benannt. So werden regelmäßig mit Jugendlichen zusammen größere Events über einen längeren Zeitraum geplant und durchgeführt: „Leben im Schatten der Skyline“ (Schattentheater-Projekt, 2008)[10], „Die Schöpfung“ (2009)[11] und „Die 10 Gebote“ (2010)[12]. Wie bei anderen Jugendkirchen kommt auch dem Kirchenraum eine besondere Bedeutung zu, in dem „in dem Jugendliche neue Erfahrungen mit Spiritualität machen und ihren eigenen Glauben entdecken“[13] sollen.

Arbeitsbereiche

Bei den zweiwöchentlich stattfindenden Jugendgottesdiensten wird vor allem auf die ästhetische Atmosphäre (Lichttechnik, Musik) sowie eine experimentelle Gestaltung Wert gelegt[14]. Neben den Aktivitäten im Bereich der schulnahen Jugendarbeit [15] gehören zum Programm Angebote in den Bereichen Glaube und Spiritualität, Musik, Kultur und Freizeitgestaltung und Seminare zum Erwerb der Jugendleitercard. Der Jugendkirche angegliedert ist das "Forum Junge Erwachsene“ mit Angeboten für junge Menschen im Alter von 20 bis 35 Jahren. Zum Team der Jugendkirche JONA gehören der Frankfurter Stadtjugendpfarrer als Leiter sowie mehrere Jugendbildungsreferent/innen und Verwaltungskräfte.

Literatur

Zur Jugendkirche JONA
  • Hildegard Wustmans: »Anders-Orte« Jugendkirchen. Neue Orte in der Pastoral. In: Diakonia, Jg. 38, Nr. 1 (Januar/Februar 2007), ISSN 0012-1967, S. 65–71.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Geschichte von St. Bonifatius auf der Website der Gemeinde. (Abgerufen am 27. Februar 2011.)
  2. a b Georg Dehio, Folkhard Cremer (Hrsg.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen II. Regierungsbezirk Darmstadt. Deutscher Kunstverlag, München 2008, S. 263.
  3. Matthias Theodor Kloft, St. Bonifatius - Frankfurt, Schnell Kunstführer Nr. 180, Regensburg 2/1997, ISBN 3-7954-6115-4, 2.
  4. Halbstündige Hörfunk-Reportage „Wie Junge Menschen glauben“ von Georg Magirius im Bayerischen Rundfunk anlässlich der Eröffnung der Jugendkirche JONA
  5. Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das Vorprogramm zum Weltjugendtag 2005 in Köln.
  6. Artikel "Hilfe gegen 'psychische Gewalt'. Katholische Jugendkirche fördert Oberstufenschüler" (FAZ 8. Oktober 2010), Artikel "Hier geht die Kirche in die Schule" (Frankfurter Neue Presse 8. September 2010)
  7. Übersicht über Kooperationsprojekte mit der Jugendkirche auf der Website der Carl-Schurz-Schule, Frankfurt
  8. Bericht der Hochschule Darmstadt über die wissenschaftliche Begleitung des Projekts „Fit ins Berufsleben“, S. 159-167
  9. Frankfurter Neue Presse zu ORCA
  10. Bericht in der Frankfurter Rundschau über „Leben im Schatten der Skyline“
  11. Artikel "Ein Kirchenschiff im Meer aus Farben" (Frankfurter Neue Presse 12. Dezember 2009)
  12. Artikel "Ein Brief an die Eltern" (Frankfurter Rundschau vom 26. November 2010), "Du sollst ein Theaterstück schreiben" (Frankfurter Rundschau vom 8. September 2010), "Gemeinschaft, Gewalt und Gottes zehn Gebote" (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. November 2010), "Schönheitswahn und Ideenklau" (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. November 2010)
  13. Leitbild der Kath. Jugendkirche JONA, Frankfurt 2009, 1.
  14. "Die Zeit" Nr. 22/2006, JONA als Beispiel für neue Wege, Gottesdienst zu feiern
  15. Zeitungsbericht der Frankfurter Neuen Presse über Schulprojekt zur Integration
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